Landshut

Auf zwei Jahre 152.000 Euro durch Doping verdient: Jetzt gab's die Quittung vor Gericht


Künftig wird Julian S. seine Muckis im Knast stählen müssen: Weil er einen florierenden Internethandel mit Dopingmitteln aufgezogen hatte, verurteilte ihn das Landgericht Landshut am Mittwoch zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren. (Symbolbild)

Künftig wird Julian S. seine Muckis im Knast stählen müssen: Weil er einen florierenden Internethandel mit Dopingmitteln aufgezogen hatte, verurteilte ihn das Landgericht Landshut am Mittwoch zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren. (Symbolbild)

Von kö

Künftig wird Julian S. seine Muckis im Knast stählen müssen: Weil er einen florierenden Internethandel mit Dopingmitteln aufgezogen hatte, verurteilte ihn das Landgericht Landshut am Mittwoch zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren.

Die sechste Strafkammer sah den Sachverhalt sowohl aufgrund des Geständnisses des 27-Jährigen, als auch aufgrund der Ermittlungsergebnisse als erwiesen an. "Die Leidenschaft zum Bodybuilding hat letztlich zu dieser Sache geführt", so Vorsitzender Richter Ralf Reiter in der Urteilsbegründung. Zwei weitere Angeklagte wurden wegen Beihilfe zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und zehn Monaten beziehungsweise drei Jahren verurteilt. Sie hatten den Paketversand organisiert, den Internetauftritt betreut sowie den Zahlungsverkehr abgewickelt.

Der Verhandlung lag eine Anklage der Schwerpunktstaatsanwaltschaft München I zugrunde, die Dopingstrafsachen bearbeitet. 53 Seiten umfasste die Anklage gegen die drei Männer im Alter zwischen 27 und 41 Jahren. Unter anderem wurde ihnen vorsätzliches unerlaubtes gewerbsmäßiges Inverkehrbringen von Arzneimitteln, von bedenklichen Arzneimitteln sowie verschreibungspflichtigen Arzneimitteln außerhalb einer Apotheke zu Dopingzwecken im Sport zur Last gelegt. Die Kammer sah es nach der Beweisaufnahme dann auch als erwiesen an, dass die Männer seit Mai 2013 von Berlin aus einen schwunghaften und gewinnbringenden Handel betrieben haben mit Arzneimitteln, die für den beschleunigten Kraft- und Muskelaufbau im Sport geeignet waren, sowie mit Präparaten, die regelmäßig zum Beigebrauch zählen wie etwa Potenzmittel.

Der 27-jährige Angeklagte bezog Rohstoffe aus China und der Türkei und verarbeitete diese in einem sogenannten Untergrundlabor im Raum Berlin zu gebrauchsfertigen Anabolika. Ein mitangeklagter 28-Jähriger verpackte die Ware und gab die Pakete unter Angabe von fiktiven Absendernamen bei unterschiedlichen Postannahmestellen im Raum Berlin auf. Der dritte Angeklagte, ein Computerfachmann, war schließlich für den Vertrieb der Arzneimittel über verschiedene Internetseiten sowie deren Wartung und die Überwachung des Zahlungsverkehrs zuständig. Insgesamt kam es auf diese zu 203 konkretisierbaren Arzneimittelabgaben an eine Vielzahl von Abnehmern im Bundesgebiet und in Europa. Zuletzt gab es zehn bis 20 Bestellungen pro Tag; darunter Bestellungen bis zu 1.000 Euro.

Julian S. erzielte auf diese Weise binnen zweier Jahre einen Umsatz von 152.000 Euro. Geld sei aber nicht das ausschlaggebende Motiv gewesen, sagte Richter Reiter und verwies auf die am zehnten Verhandlungstag erfolgte Einlassung von S. Er habe Freude an Bodybuilding gehabt; sei immer besser geworden, hatte S. da gesagt. Schließlich habe er an Wettbewerben teilnehmen können. "Ohne Anabolika geht da aber nichts mehr." Sein ganzer Tagesablauf habe sich nur noch um dieses Thema gedreht", hatte der mitangeklagte Felix M. gesagt - eigenen Angaben zufolge ebenfalls leidenschaftlicher Bodybuilder. Man habe zunehmend einen "übersteigerten Körperkult" betrieben.