Landau

Ein Messerstich für defekte Katalysatoren


Foto: dpa

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Von kö

Asen M. ist immer noch wütend. Weil er sich von einem Bekannten bei einem Geschäft betrogen gefühlt hat, hat er im Juni 2012 in Reisbach auf diesen eingestochen. Am Montag räumte der 54-jährige Pole vor der vierten Strafkammer des Landgerichts Landshut teilweise ein, dass es eine Auseinandersetzung gegeben habe; ein Messer sei im Spiel gewesen. Reue zeigte M. jedoch nicht: "Der hat mich angelogen und lächerlich gemacht. Da musste ich mich doch wehren, Herr Richter."

Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf schweren Raub. Mehrere Zeugen wollen gesehen haben, wie der aus Polen angereiste Asen M. mehrmals mit dem Messer auf seinen in Reisbach lebenden Bekannten eingestochen hat. Zuvor soll der 54-Jährige 2000 Euro verlangt haben. Sein Opfer händigte ihm schließlich 540 Euro aus. Das Geld habe er dem Angeklagten für dessen Auslagen sowieso geben wollen, so der Mann vor Gericht. Er könne sich nicht vorstellen, warum M. plötzlich derart ausgeflippt und mit dem Messer auf ihn zugekommen sei. "Ich bin ein seriöser Geschäftsmann."

Asen M. zufolge handelte es sich bei dem Geschäft um sieben Katalysatoren, die er seinem Bekannten abgekauft habe, um diese in Polen weiter zu veräußern. Dort habe er jedoch von den Autohändlern erfahren müssen, dass die Katalysatoren gefälscht seien.

Mit seinem Bekannten Stefan C., der bei dem Kauf als Dolmetscher fungiert habe, sei er unverzüglich wieder nach Reisbach gefahren, um seinen Bekannten zur Rede zu stellen. Er habe diesen gebeten, keine Geschichten zu erzählen, so M. Doch sein Bekannter sei so arrogant gewesen: "Er benahm sich wie ein König." Er habe ihn und Stefan C. nicht nur angelogen, sondern auch noch damit gedroht, einen russischen Schläger zu bestellen. "Da überkam mich auf einmal eine heiße Welle und ich habe die Kontrolle über mich verloren."

Man habe dann angefangen, sich zu prügeln, sagte der Angeklagte weiter. Aber was sonst in der Anklage stehe, sei eine Lüge. Er habe lediglich einmal mit dem Messer in Richtung des Geschädigten gestochen. Und dies sei nicht mit Vorsatz erfolgt, wie es die Staatsanwaltschaft behaupte. Er habe sich das Messer lediglich zur Verteidigung aus dem Auto geholt, als er gemerkt habe, dass sein Kontrahent stärker als er sei. Nach dem Stich, den er eigentlich gar nicht gewollt habe, habe ihm sein Bekannter 540 Euro gegeben. Dies seien seine Unkosten für die beiden Fahrten nach Deutschland gewesen; "Mein Geld, das mir zustand".

Dass er 2000 Euro von dem Geschädigten verlangt hat, stritt M. ab. Aber sein Bekannter habe das deutsche Recht auf seiner Seite, und da könne er behaupten, was er nur wolle, sagte der 54-Jährige wütend. "Dabei hat er mich bei meiner Familie lächerlich gemacht, als ich mit den defekten Katalysatoren nach Hause gekommen bin."

Stefan C. , der sich wegen Beihilfe zum schweren Raub verantworten muss, bestätigte vor Gericht die Aussage von Asen M. Er sei selbst überrascht davon gewesen, wie "sich die Dinge entwickelt" haben, sagte der 59-Jährige. Er sei lediglich nach Deutschland mitgefahren, um seinem Freund als Dolmetscher zu helfen und um gebrauchte Autoreifen zu sammeln. Der Prozess wird am morgigen Mittwoch fortgesetzt.