Cham

Ringer vom ASV Cham fährt zur Europameisterschaft


Ringen ist ein anstrengender Sport. Teilnehmer für Europameister müssen fleißig trainieren.

Ringen ist ein anstrengender Sport. Teilnehmer für Europameister müssen fleißig trainieren.

Richard Stoll hat's inzwischen weit gebracht. Dass es für den Ringer mal bis zur internationalen Klasse reichen würde, dachte in seiner Sparte wohl kaum einer. Lange saß der Waffenbrunner auf der Ersatzbank. Doch in den vergangenen eineinhalb Jahren ackerter er fleißig und kommende Woche ist es soweit: Für den 17-Jährigen vom ASV Cham geht's nach Stockholm zur Europameisterschaft.
Enormen Fleiß hat der Junge an den Tag gelegt. Seit anderthalb Jahren werkelt er am Erfolg, stets gepusht von Trainer Andi Schegerer. Aufgrund der Gegebenheiten arbeiten sie nach dem Maximalprinzip. In der Wirtschaftslehre steht das dafür, mit den gegebenen Mitteln den maximalsten Ertrag zu erzielen. Schon allein die Qualifikation zur Europameisterschaft ist da ein riesiger Erfolg für das Duo. "Wir haben damals gesagt, schauen wir mal, wie weit wir kommen", erinnert sich Schegerer.
Damals, das ist nach Stolls drittem Platz bei der deutschen Meisterschaft 2015 gewesen. Ein Achtungserfolg, der auf den Sieg in der bayerischen Meisterschaft der A-Jugend folgte. Stoll: "Die brauchten für die Deutsche noch einen Mann im Team und fragten mich." Zwar kämpft der Bursche noch in der Kadettenklasse, konnte aber dann bei der nationalen Meisterschaft sein Können beweisen und entschloss sich: Da ist vielleicht noch mehr drin.
Hartes Training
Doch das Ringen fristet in der Kreisstadt ein Schattendasein. 20 Mann gehören der Abteilung des ASV an, davon vier aktive Ringer. Aufgrund dieses überschaubaren Rahmens ist auch die Ausstattung für die Kraftsportler nur rudimentär. Andere in Stolls Alter besuchen bereits seit Jahren ein Sportgymnasium, trainieren in Leistungszentren, sagt Schegerer. Ihre Voraussetzungen sind ganz andere. Und trotzdem: Stoll beißt sich durch. Mit seinem Trainer absolviert er Kraft-, Kraftausdauer- und Technikübungen. Auch wenn ihm kein hauptberuflicher Trainerstab zur Verfügung stand: Der Waffenbrunner hat's gerissen. Schegerer betont die herausragende Leistung seines Schützlings. Der wiederum ist seinem Coach dankbar für Tipps, Geduld und den ein oder anderen "Arschtritt", den er manchmal gebraucht habe. Während des Aufbautrainings im vergangenen Jahr ist Stoll immer wieder an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gekommen. "Andi hat mir geholfen, sie zu überwinden", schaut der junge Mann auf eine anstrengende Vorbereitungsphase zurück.
Sechs- bis siebenmal die Woche stand Stoll auf der Matte. Zwei, drei Stunden täglich ging's für den 17-Jährigen in die Turnhalle nach Willmering. Sportartspezifisches Training hat er dort zu absolvieren. Das heißt: Er hat mit Sparringspartnern oder einer Sandsackpuppe geübt, den Gegner zu schultern. Das Greifen und die dauernde Spannung in den Beinen sind anstrengend. Das galt es zu trainieren.
Stoll ist der Leichteste
Weil's an der nötigen Ausstattung fehlt, helfen die Kollegen aus Willmering aus. Man ist ohnehin in einer Wettkampfgemeinschaft, aber trotzdem: Kämpfer der Herrenmannschaft stehen fürs tägliche Sparringstraining parat. Ohne Philipp Steinkirchner, Michael Meierhofer, Anton Wollinger und Martin Wittmann hätte Stoll sich nicht so gut vorbereiten können. Denn nur durch das Ringen lassen sich die für den Kampfsport benötigten Muskeln und Fähigkeiten üben.
15 bis 18 Teilnehmer treten in Stolls Schwergewichtsklasse an. Mit seinen 93 Kilogramm ist er aber der Leichteste. Mit acht anderen in der Mannschaft reist der Waffenbrunner in die schwedische Hauptstadt Stockholm. Am Mittwoch tritt er zum ersten Kampf an.
Eigentlich kaum zu glauben: Stoll saß bis vor ein paar Jahren meist auf der Ersatzbank. Dann holte er sich die bayerischen Meisterschaft der A-Jugend. Wenig später folgte Platz drei bei der deutschen Meisterschaft. Ab da erklärte sich Schegerer bereit, mit ihm zu trainieren. Als erfahrener Ringer macht sich der Mann ans Werk, aus dem Jungen einen internationalen Kämpfer zu formen. Mit Erfolg: Schließlich holt ihn der Bundestrainer aus dem Landesligaverein ins Team, das bei der Europameisterschaft antritt. Schegerer: "Ich wünsche ihm natürlich viel Erfolg."

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