Politischer Gillamoos
Bayerische FDP sagt dem Fachkräftemangel den Kampf an
4. September 2023, 18:38 Uhr
Mit jedem gesprochenen Wort der FDP-Redner, so scheint es, füllt sich der kleine Biergarten im Weißbierstadel zusehends. Dass im Zelt nebenan Hubert Aiwanger am Rednerpult steht, tut dem offenbar keinen Abbruch.
Aiwanger wird für Unglaubwürdigkeit kritisiert
Sein Fett bekommt der Chef der Freien Wähler jedenfalls weg. "Ich bin überzeugt, dass jedem reuigen Sünder Vergebung zuteilwerden kann, aber entscheidend ist eben, ob er überhaupt bereut", sagt der bayerische FDP-Landesvorsitzende Martin Hagen. Stattdessen habe Aiwanger geleugnet, mit Anwälten gedroht und sich für etwas entschuldigt, an das er sich angeblich kaum erinnere. "Das ist von vorne bis hinten unglaubwürdig."
"Wir haben mit der Energie- und Migrationskrise zu kämpfen und einen Krieg vor unserer Haustüre. Und das einzige, worüber Deutschland die letzten Tage debattiert, ist, ob Hubert Aiwanger früher mal ein Neonazi war oder nicht. Als hätten wir keine anderen Probleme", mahnt der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki. Bildungspolitik sei eines dieser Probleme.
Kubicki und Hagen fordern Bildungsstärke
"Wenn wir den jungen Menschen nicht wieder beibringen, dass sie im Leben etwas leisten müssen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn es allen anderen schlecht geht." Hagen pflichtet ihm bei: "Wir müssen die Bildung in Bayern stärken." Fachkräfte seien dringend notwendig, auch um die Energiewende voranzutreiben. Schließlich brauche es für die Installation einer Solaranlage einen Handwerker und keinen Politiker. "Wir setzen nicht zuerst auf den Staat, sondern auf jeden einzelnen."
Der Atomausstieg sei eine große Fehlentscheidung gewesen, gibt Hagen zu bedenken und erntet Jubeln und Klatschen, bevor er den Satz beenden kann. Dass auch die FDP Mitschuld daran trage, gesteht er zu, schießt aber gleichzeitig auf die Ampel-Partner. "Die Grünen haben jede Glaubwürdigkeit in Sachen Klimaschutz verspielt, denn wer lieber auf dreckige Kohlekraftwerke setzt als auf saubere Atomkraft, der zeigt, dass es ihm eben nicht um CO2 geht."
Hagen wirbt für Technologieoffenheit
Hagen wirbt stattdessen für "Technologieoffenheit ohne ideologische Scheuklappen." In der Kernfusion stecke Potenzial, das Bayern unbedingt nutzen müsse. Gegen Scheuklappen ist die FDP ebenso in Sachen Einwanderungspolitik - auch um Fachkräfte nach Deutschland zu holen, sagt Hagen. "Wir wollen Wirtschafts- und Kriegsfliehenden Zuflucht bieten, müssen aber gleichzeitig die irreguläre Migration in die Sozialsysteme eindämmen."