Syrienkrieg

Nach Anschlagsserie in Syrien keimt erneut Hoffnung auf Waffenruhe auf


Mehr als 120 Menschen werden bei einer Anschlagsserie in Syrien getötet. Unzählige werden verletzt.

Mehr als 120 Menschen werden bei einer Anschlagsserie in Syrien getötet. Unzählige werden verletzt.

Von Monika Müller

Am Sonntag sterben im syrischen Bürgerkrieg weit mehr als 100 Menschen. Dennoch keimt erneut ein wenig Hoffnung auf eine Feuerpause auf. Wird es diesmal gelingen, die Waffen zum Schweigen zu bringen?

Nach dem blutigen Sonntag in Syrien wollen die USA und Russland ihre Bemühungen um eine Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland fortsetzen. US-Außenminister John Kerry sagte, er gehe davon aus, dass US-Präsident Barack Obama mit Kremlchef Wladimir Putin in den kommenden Tagen über die Feuerpause sprechen werde. Kerry hatte zuvor nach eigenen Angaben mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow eine "vorläufige Einigung" über die Bedingungen einer Waffenruhe in Syrien erreicht. Sie könnte demnach in den nächsten Tagen beginnen.

Bei schweren Anschlägen auf religiöse Minderheiten in den syrischen Großstädten Homs und Damaskus starben am Sonntag mehr als 140 Menschen. Insgesamt erschütterten sechs Explosionen ein Viertel der Alawiten-Minderheit in Homs und einen Schiitenbezirk im Süden der Hauptstadt Damaskus, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Allein in Damaskus wurden etwa 180 Menschen verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich in zunächst nicht überprüfbaren Online-Botschaften zu den Taten.

Am südlichen Stadtrand der Hauptstadt Damaskus rissen nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana am Nachmittag vier Bomben mindestens 83 Menschen in den Tod. Im Schiitenbezirk Sajeda Sainab war Menschenrechtsbeobachtern zufolge eine Autobombe explodiert, zudem hätten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Der Ursprung der vierten Detonation blieb zunächst unklar.

Unter den 59 Todesopfern durch zwei Autobomben im Stadtteil Sahraa in Homs, in dem vor allem Anhänger der religiösen Minderheit der Alawiten wohnen, waren am Sonntagmorgen mindestens 39 Zivilisten, wie die Menschenrechtsbeobachter mitteilten. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach zunächst insgesamt von mindestens 32 Toten und 39 Verletzten in der zentralsyrischen Stadt.

Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge explodierte die erste Bombe in einem Wagen, der auf einem Autotransporter geparkt war. Ein zweites Fahrzeug explodierte kurze Zeit später in der Nähe. Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur Sana zeigten ausgebrannte Autowracks auf einer breiten Straße. Die Fassaden der Häuser auf beiden Seiten stürzten teilweise ein. Auf Bildern waren Einsatzkräfte zu sehen, die das in den Gebäuden ausgebrochene Feuer zu löschen versuchten.

Erst Ende Januar war es in beiden betroffenen Gebieten zu ähnlichen Anschlägen mit Dutzenden Toten gekommen. Auch hier bekannte sich die Terrormiliz IS zu den Taten. Die sunnitischen Dschihadisten sehen Angehörige anderer muslimischer Glaubensrichtungen als Abtrünnige. Sowohl das Alawiten-Viertel in Homs als auch der Schiitenbezirk in Damaskus werden von Regimetruppen kontrolliert.

Russland bestätigte die Gespräche über eine Feuerpause. Nach einem ersten Telefonat am Samstagabend hätten Lawrow und Kerry ihre Unterredung fortgesetzt, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, jetzt komme es darauf an, dass auch die Regionalmächte von ihrem Einfluss auf die kriegführenden Parteien in Syrien Gebrauch machten, um das "jetzt offene Fenster der Gelegenheit" zu nutzen.

Die USA, Russland und wichtige Regionalmächte hatten sich vor einer Woche in München auf eine Waffenruhe geeinigt, die ursprünglich am Freitag hätte in Kraft treten sollen. Stattdessen nahm die Gewalt aber sogar noch zu. Russland fliegt in Syrien Luftangriffe aufseiten der syrischen Armee, die USA führen eine Koalition im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an.

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