Gesundheit

Immer mehr Alkoholvergiftungen


Immer mehr Bayern landen mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus.

Immer mehr Bayern landen mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus.

Von Maximilian Eibl

Zum Fasching gehört für viele der Alkohol einfach dazu - manchmal bis zum Exzess. Allerdings werden auch während des restlichen Jahres in Bayern mehr und mehr Menschen mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht.

Die Zahl der behandelten Alkoholvergiftungen ist in Bayern in den Jahren 2000 bis 2017 von rund 8.100 auf über 19.500 im Jahr gestiegen. Die Zahl der Patienten aus der Region Straubing hat sich auf gut 200 vervierfacht. Zu spüren sei dieser Anstieg aber für seinen Rettungsdienst nicht, sagt Marko Pammer, der Pressereferent des Rotkreuz-Kreisverbands Straubing: "Mein Eindruck ist, dass das Thema gleichbleibend groß ist."

Gleichbleibend groß, das bedeutet auch, dass Pammer keine Bevölkerungsgruppe sieht, die den typischen Alkoholvergiftungspatienten stellt. Vor allem seien es nicht nur die Jugendlichen. "Da gibt es auch den Ü40", sagt er. Was es allerdings gibt, sind "Wiederholungstäter", bestätigt Pammer. "Es gibt Menschen, die wir immer wieder antreffen." Es sei - leider - ein "ganz normaler Vorgang", dass es Menschen gebe, die ihre Grenze nicht kennen. Dieses Problem ziehe sich durch alle Schichten der Bevölkerung. Alkohol sei kein Problem des Prekariats allein, sagt Pammer.

Die Verteilung der Fälle übers Jahr ist laut Pammer überraschend ausgeglichen. Zum Beispiel werde in Straubing zur Zeit des Volksfests keine deutlich höhere Zahl an Alkoholvergiftungen verzeichnet. Mehr Fälle gebe es typischerweise am Wochenenden und Feiertagen und allgemein im Sommer.

Den Grund dafür, dass in den vergangenen 20 Jahren so viele Menschen mehr im Vollrausch in Krankenhäuser eingeliefert werden, sieht Dr. Thomas Rieder vom Bezirksklinikum Mainkofen nicht darin, dass heutzutage mehr Menschen zu viel trinken. "Früher wurde genausoviel gesoffen, vielleicht sogar mehr." Dennoch habe das Bezirksklinikum mittlerweile rund 3000 Patienten pro Jahr mit einer Alkoholvergiftung, sagt Rieder. Die Zahl habe sich seit 2000 ungefähr versechsfacht. Laut Rieder liegt das daran, dass durch Einsparungen der Krankenkassen die Liegezeiten kürzer wurden. "Wir wollen eigentlich eine Therapie machen, der Patient will das auch, aber wir müssen ihn nach drei Tagen wieder entlassen", erklärt Rieder. Da sei es kein Wunder, wenn derselbe Patient einige Wochen später wieder eingeliefert werde. "Manche Patienten betrinken sich sogar absichtlich, um wieder ins Krankenhaus zu kommen", sagt er. Teils sei das Klinikum gezwungen, Patienten in die Obdachlosigkeit zu entlassen, sobald sie wieder nüchtern seien.

Was macht der Alkohol mit dem Körper?

Dabei wäre eine Therapie sinnvoll: Laut Rieder haben alkoholkranke Menschen eine 20 bis 30 Jahre kürzere Lebenserwartung. Wer dauerhaft zu viel trinke, habe für alle Krebsarten ein erhöhtes Risiko, vor allem entlang der sogenannten Schluckstraße von den Lippen bis zum Magen. "Sogar Brustkrebs ist bis zu viermal wahrscheinlicher", sagt Rieder. Schäden an Leber und Herz seien ebenfalls wahrscheinlich. Übermäßiger Alkoholkonsum verursache außerdem Schäden am Gehirn, was zu Epilepsie, Psychosen, Verfolgungswahn und Demenz führen könne. Und schließlich gebe es noch die sozialen Schäden, die sich aus übermäßigem Alkoholkonsum ergäben. "Es gibt ja diesen Spruch vom Alkohol als Lösungsmittel. Nur löst er keine Probleme, sondern eher Arbeitsverträge", sagt Rieder.