Peking

Asiatische Infrastrukturbank soll globales Finanzsystem verändern


Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) ist ein diplomatischer Erfolg für China. Nur zwei Jahre hat es seit der Idee von Staats- und Parteichef Xi Jinping gedauert, um das neue globale Finanzorgan aufzubauen.

Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) ist ein diplomatischer Erfolg für China. Nur zwei Jahre hat es seit der Idee von Staats- und Parteichef Xi Jinping gedauert, um das neue globale Finanzorgan aufzubauen.

Von Katharina Binder

Chinas Idee stieß auf Widerstand der USA und Japans. Doch zwei Jahre später startet die Asiatische Infrastrukturbank - mit Deutschland und mehr als 50 anderen Staaten. Wird sie Wachstum fördern können?

Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) ist ein diplomatischer Erfolg für China. Nur zwei Jahre hat es seit der Idee von Staats- und Parteichef Xi Jinping gedauert, um das neue globale Finanzorgan aufzubauen. Trotz des Widerstands der USA und ihrer anfänglichen Interventionen bei Verbündeten beteiligen sich heute 57 Staaten an der Entwicklungsbank - als viertgrößter Anteilseigner und wichtigstes europäisches Land auch Deutschland. Dabei sein ist alles, lautet die Devise.

Das neue Institut soll das multilaterale Finanzsystem "dynamischer" machen, sagte Xi Jinping am Samstag bei der Feier zum Start der AIIB. "Es ermöglicht China, mehr internationale Verantwortung zu übernehmen und die Verbesserung des gegenwärtigen internationalen Wirtschaftssystems zu fördern."

Außer den Vereinigten Staaten macht auch Japan nicht mit, doch hat Washington schon klein beigeben müssen. "Der Start der AIIB bedeutet einen Schritt hin zu einem multipolar organisierten Finanzsystem, das nicht länger nur von US-amerikanisch dominierten Institutionen geprägt ist", sagt Expertin Sandra Heep vom China-Institut Merics in Berlin. Die Bank verstärke somit einen bestehenden Trend hin zu einer Regionalisierung der internationalen Finanzordnung.

Kooperation statt Konkurrenz verspricht der AIIB-Präsident Jin Liqun aus China. Die Bank soll ergänzend zu bestehenden Finanzorganen wirken. Der frühere Vize-Finanzminister, der China einst in der Weltbank und in der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) vertreten hat, weist Sorgen zurück, dass die AIIB bewährte Standards aufweichen könnte: "Wenn überhaupt, dann ist es unsere Hoffnung, dass die AIIB dazu beiträgt, dass sich die Standards allgemein verbessern - ein Rennen um den Spitzenplatz, wenn Sie so wollen."

In fließendem Englisch oder Französisch, mit Witz und Charme, versucht der 66-Jährige seit Wochen, die Bedenken gegen die Bank zu zerstreuen. "Warum soll es eine neue Bank geben?", fragte Jin Liqun vor europäischen Unternehmensvertretern - und lieferte die Gegenfrage gleich mit: "Warum nicht?" Aber er macht zugleich klar, dass es China auch um ein neues Finanzsystem geht.

Das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene internationale Währungssystem von Bretton Woods, das mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) noch immer von den USA und anderen westlichen Industrienationen dominiert wird, sei ein halbes Jahrhundert alt. "In jeder historische Stufe gibt es eine neue Finanzinstitution, um der Nachfrage der Zeit nachzukommen", meint er.

In Asien gebe es einen "riesigen Rückstand" an Investitionen in Infrastruktur, was zu einem "Flaschenhals" für die Entwicklung geworden sei. Es fehlten fast 10 Billionen US-Dollar für Hafenanlagen, Straßen, Eisenbahnen oder Flughäfen über die nächsten zehn Jahre. Selbst die 100 Millionen US-Dollar an Startkapital reichten nicht aus, um die Lücke zu schließen. Die AIIB denke daher an Kapitalerhöhungen in Zukunft, wenn neue Mitglieder dazu kommen.

Das Interesse jedenfalls ist enorm: Hinter den 57 schon teilnehmenden Staaten stehen 30 weitere Schlange. "Wenn es eine Bank wäre, die von China manipuliert wird, warum sind dann so viele Länder so scharf darauf, sich an der Bank zu beteiligen?", fragt Jin Liqun. "Das würden die doch nicht machen, wenn die Bank ein verlängerter Investment-Arm der chinesischen Regierung wäre."

Die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt will sich also als vertrauenswürdiger Partner präsentieren - wohlwissend, dass ihre Ambitionen auf Misstrauen stoßen. "Die Leute haben immer zwiespältige Gefühle über jede aufstrebende neue Macht", erklärt Jin Liqun.

Die AIIB hat internationale Bankexperten angeworben und will auf den Erfahrungen bestehender Institute aufbauen. "Schlank, sauber und grün" - wenig Bürokratie, strenge Anti-Korruptions-Regeln und ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und Entwicklung. Jährlich wird die Bank 10 bis 15 Milliarden US-Dollar an Krediten vergeben.

"Wenn es die AIIB schafft, durch den Ausbau von Straßen, Schienennetzen und Telekommunikationsnetzwerken eine neue Wachstumsdynamik in Asien zu entfachen, wird auch der Rest der Welt davon profitieren", sagt China-Expertin Heep.