Welttierschutztag am 4. Oktober

Von wegen süßes Schnarchen


Der Mops ist oft überzüchtet. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Der Mops ist oft überzüchtet. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Von Redaktion idowa

Hamburg. (dpa) Sie gucken aus großen Kulleraugen, passen in die Handtasche und schnarchen häufig: Minihunde mit runden Köpfen sind seit Jahren in Mode. Selbstdarstellerin Paris Hilton hat einen winzigen Chihuahua, Model Miranda Kerr einen Yorkshire Terrier und Schauspielerin Torri Spelling hatte einen Mops. Auch bei uns wünschen sich viele einen solchen Hund.

Doch Tierschützer und auch viele Tierärzte halten von diesen Rassen weniger. Sie betonen, dass bestimmte Rassen, die auf extremes Aussehen gezüchtet werden, allein deswegen häufiger gesundheitliche Probleme haben. Viele Möpse oder französische Bulldoggen beispielsweise schnarchen ständig, auch wenn sie wach sind. Was einige Menschen so süß finden, ist tatsächlich oft ein Zeichen dafür, dass die Tiere schlecht Luft bekommen. Manche werden sogar blau, wenn sie sich sehr anstrengen. Das sieht man am besten an der Zunge. Schuld an der Kurzatmigkeit ist das süße Aussehen: der extrem kurze Kopf mit der platten Nase. Fachleute sprechen von Kurzköpfigkeit oder Brachyzephalie. Auch bei Perserkatzen gibt es das.

"Fast alle Züchter, viele Besitzer und zu viele Tierärzte verharmlosen die schnarchende Atmung", heißt es im Eröffnungsvortrag zum 6. Leipziger Tierärztekongress im Januar. Die Annahme, die Laute seien Zeichen des Wohlbefindens oder dienten der Kommunikation sei "völlig abwegig". "Das sind Züchtungen, wo man einfach fragen muss, müssen wir das jetzt haben", sagt Gerlinde von Dehn von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Es stört die Tierärztin, dass sich viele Besitzer darüber keine Gedanken machen. "Die Zucht von extrem plattnasigen Tieren ist ein fortgesetzter und krimineller Skandal", schreibt der Hamburger Tierarzt Rolf Wilm Deckena in seinem Vetblog. Einige Züchter nähmen Krankheiten billigend in Kauf oder erklärten sie zu Rassestandards - etwas, das aus seiner Sicht gar nicht geht. Als Konsequenz betreut seine Praxis solche Züchter nicht. Doch wo ist die Grenze von besonderem Aussehen bestimmter Rassen zu einem Aussehen, dass für das Tier Probleme oder gar Qualen bedeutet? Eine schwierige Frage. Grundsätzlich verbietet das deutsche Tierschutzgesetz sogenannte Qualzuchten und das Züchten mit Tieren, die bestimmte Merkmale tragen. Doch der entsprechende Paragraf ist ziemlich schwammig formuliert. Bislang gibt es nur in einigen Bundesländern konkrete Rechtsvorschriften.

Im Mai hat die Bundesregierung eine andere Formulierung für den Qualzuchtparagraphen auf den Weg gebracht. Kritiker meinen, es sei nicht besser geworden. Auch der Bundesrat fordert zahlreiche Nachbesserungen. Das Landwirtschaftsministerium, das auch für Tierschutz zuständig ist, möchte, dass das neue Gesetz im November verabschiedet wird.

Stichwort: Tierschutztag

Am 4. Oktober dreht sich alles um den Tierschutz. An diesem Tag informieren Tierschützer über das Leiden von Tieren. Den Aktionstag gibt es bereits seit 1931. Er geht auf die Idee des Schriftstellers Heinrich Zimmermann zurück, der seit 1924 für die Einführung des Welttierschutztages gekämpft haben soll.