Viechtach

„Der Hund begraben“ - Sebastian Stern im Interview


Regisseur Sebastian Stern am Set in Baldham

Regisseur Sebastian Stern am Set in Baldham

Von Regina Hölzel

Der Regisseur Sebastian Stern feierte schon mit seinem Erstlingsfilm "Die Hummel" einen großen Erfolg. Nun ist sein neuer Film, die schwarze Komödie "Der Hund begraben" im Kino zu sehen. Wir haben uns mit dem Viechtacher Filmemacher unterhalten.

War Regisseur für Sie immer ein Traumberuf?

Sebastian Stern: Gegen Ende meiner Schulzeit hat sich das als Traumberuf herauskristallisiert. Ich fand die Vorstellung sehr schön, dass man beim Filmemachen verschiedene Sachen kombinieren konnte, die mich damals interessiert haben: Schauspiel, Musik, Text und Fotografie. Nach dem Abitur am Gymnasium in Viechtach habe ich dann ein gutes Jahr bei Filmproduktionen in München mitgearbeitet. Da habe ich festgestellt, dass das professionelle Filmemachen wirklich ein spannender Prozess ist und fand es faszinierend, mit so vielen Menschen an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Dann habe ich an der Münchener Filmhochschule studiert und bin jetzt tatsächlich an dem Punkt, dass ich das als Beruf machen darf, was ich mir immer gewünscht habe.

Sie haben ja einen recht eigenen Stil, gibt es Vorbilder?

Stern: Es gibt Filmemacher, die ich sehr bewundere, weil sie Filme mit einem Humor und einer Art, die ich schätze, machen. Beispielsweise die Gebrüder Coen. Ich mag die Trockenheit und Lakonie in den Filmen von Aki Kaurismäki sehr gern. Da kommt ja auch demnächst der neue Film raus. Die Gebrüder Coen auch, wegen dem bösartigen Witz, den sie manchmal haben. Es gibt aber auch Vorbilder, die in eine ganz andere Richtung gehen, wie das, was ich mache. Ich finde auch Filme von François Truffaut ganz toll, von HelmutDietl die Serien oder von Billy Wilder die alten Komödien.

Sie haben gerade die Komik angesprochen. Bei Ihren Filmen bleibt das Lachen ja doch oft ein bisschen im Hals stecken. Was macht diese Faszination des Komischen im Tragischen aus?

Stern: Ich glaube, es ist die Mischung der Gefühle, die mich am meisten interessiert. Wenn etwas nur lustig ist, dann kommt es einem nicht so nahe, als wenn das Lachen so ein bisschen im Halse stecken bleibt. Wenn man sich beim Lachen ertappt oder wenn die Leute im Kino sich nicht wirklich trauen zu lachen, weil es an der Stelle vielleicht sogar etwas unangebracht wäre, dann find ich das spannend. Humor darf manchmal auch ein bisschen wehtun.

Zu Ihrem neuen Film "Der Hund begraben" - Die Figur "Hans" hat es ja nicht besonders leicht. Ist Scheitern in Ihren Filmen ein Grundmotiv?

Stern: Sie meinen weil "Die Hummel" auch schon eine "Loser-Geschichte" war?

Genau.

Stern: In dem Fall gab es den Vorsatz eigentlich nicht, eine Geschichte über einen scheiternden Mann zu erzählen, sondern zu gucken, was passiert, wenn in einer Familie der Hund die wichtigste Person ist. Dann hat sich die Frage gestellt: Wenn der Hund so wichtig wird, wer wird dann unwichtig? Das hat in meiner Geschichte eben den Familienvater getroffen. Viele Zuschauer auf der Kinotour haben mir amüsiert bestätigt, dass sie das auch so kennen, dass ein Tier das Gefüge in der Familie verändert. Scheitern würde ich mir jetzt nicht bewusst als Thema suchen. Es stimmt aber vielleicht, dass ich Figuren mag, die nicht immer alles richtig machen. Ich mag Anti-Helden vielleicht eine Spur lieber als Helden.

Wie kommt man auf die Idee, den Hund so in den Vordergrund zu rücken?

Stern: Die Idee kommt eigentlich aus dem Privaten. Ich hüte den Hund meiner Eltern öfter und bekomme dabei auch mit, dass das ein eigener Mikrokosmos ist - Die Welt der Hundebesitzer. Wenn man auf der Hundewiese mit den Hunden spielt und darüber redet, was sie so fressen und was sie für Wehwehchen haben, dann taucht man in eine ganz eigene Welt ein. Das fand ich immer sehr charmant und amüsant, wie Hunde Familien verändern. Nachdem ich immer gerne von Geschichten aus dem echten Leben ausgehe und sie dann stückweise ins absurde führe, habe ich mir gedacht, dass das eigentlich eine gute Basis wäre. Ein Stück Normalität, das man augenzwinkernd betrachtet und dann die Absurdität steigert.

Mit einem Tier zu drehen ist manchmal "Glückssache"



Wie war es für Sie, mit einem Hund zu drehen?

Stern: Auch wenn Drehtage immer eng getaktet sind, muss man sich mit einem Tier immer Zeit nehmen. Man kann da nichts erzwingen. Man muss spielerisch schauen, was der Hund so macht. Wenn man sich die Zeit nimmt, dann entstehen tolle Szenen. Einmal soll der Hund Hans herausfordernd anschauen und da zwinkert er tatsächlich mit einem Auge. Das ist Glückssache. Wenn man den Hund länger filmt, macht er irgendwann Dinge, die passen.

Kann man sich auch vorbereiten?

Stern: Manches ist gut vorbereitet. Die Tiertrainerin hat das Drehbuch sehr genau gelesen, auch mit mir zusammen, und sich überlegt, welche Situationen man wie herstellen könnte. Damit der Hund Dinge nicht auf Kommando machen muss. Die Konstellation sollte so sein, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er auf natürliche Weise das Richtige tut.

Die Arbeit unterscheidet sich grundlegend von der mit Schauspielern?

Stern: Der Hund läuft das erste Mal ins Haus hinein, ignoriert den Vater und läuft sofort auf die Mutter zu. Das ist Liebe auf den ersten Blick. Um das zu erreichen, haben wir darauf geachtet, dass Hans und alle anderen am Drehort den Hund nicht streicheln durften und sich auch nicht mit ihm beschäftigen. Die einzige Person, die mit ihm von Anfang an Kontakt hatte, war Juliane Köhler (Yvonne, die Mutter). Dadurch war der Hund von vornherein auf sie fixiert. Dann passiert so etwas auch von selbst. Es ist sehr raffiniert, wie man da arbeitet, wenn man gut plant ist es aber gar nicht so stressig.

Wie war das für die Schauspieler?

Stern: Schauspielern kann man ja sagen, was sie machen sollen. Es ist für die Schauspieler oft gar nicht so leicht, einen Hund als "Konkurrenten" am Set zu haben. Ein Hund spielt ja nicht, der ist ja immer Hund. Schauspieler müssen mit großem Geschick Authentizität erzeugen. Der Hund ist per se authentisch. Das ist für die Schauspieler schon eine Herausforderung. Das haben meine Schauspieler aber gut gemacht.

Wie geht es weiter? Sind schon neue Projekte in Planung?

Stern: Ich arbeite an neuem Kinostoff, den ich auch wieder mit Produzent Ralf Zimmermann verwirklichen will. Darüber hinaus beschäftige ich mich mit ein, zwei anderen Geschichten. Eine davon wäre ein mehrteiliges Projekt fürs Fernsehen. Nach den zwei Kinofilmen würde mich auch eine Fernseharbeit sehr reizen. Das kann aber noch eine Weile dauern, bis das gedreht wird.

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Yvonne (J.Köhler) mit Filmhund Kurt

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Yvonne (J. Köhler) schließt Hund Kurt ins Herz

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Justus von Dohnanyi, Georg Friedrich

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Hans (J.v.Dohnányi), Yvonne (J.Köhler) und der Hund Kurt