Shitstorm

Streit um "Osterhöschen": eine Werbung und ihre Folgen


Über diese Werbung des österreichischen Unterwäschehersteller Palmers ist im Netz eine kontroverse Diskussion entbrannt.

Über diese Werbung des österreichischen Unterwäschehersteller Palmers ist im Netz eine kontroverse Diskussion entbrannt.

Von Patrick Beckerle und Redaktion idowa

Sechs junge Frauen nur in Unterwäsche, auf dem Bauch liegend in einer ästhetisch eher wenig ansprechenden Umgebung: Mit diesem Motiv warb der österreichische Unterwäschehersteller Palmers am 15. April für seine "Osterhöschen". Die Anzeige löste jedoch in kurzer Zeit eine Welle der Empörung aus.

Viele Betrachter kritisieren insbesondere das offenbar sehr junge Alter der Models und die dreckige Umgebung. "Magere Frauen mit dreckigen Füßen liegen im Dreck und schauen in eine dreckige Ecke. Aha. Inwiefern dieses Sujet Frauen zum Kauf ihrer Unterwäsche anregen soll erschließt sich mir nicht ganz. Ich finde es hochgradig abwertend", schreibt etwa eine Userin. Bei anderen Kommentatoren weckt das Bild sogar Assoziationen zu "minderjährigen Magermodels" oder Mädchenhandel. So auch bei Corinna Milborn, Infochefin und Moderatorin des österreichischen Senders Puls 4. "Da ist man mal ein paar Tage offline und kehrt in eine Welt zurück, in der ein Unterwäschehersteller mit der Ästhetik eines Mädchenhändler-Tatorts wirbt. Na servas", schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite. Daraufhin schaltete sich auch Extremsportler Felix Baumgartner in die Debatte ein - und hob die Diskussion auf ein neues Level.

"Schön wenn sich Zuhause wieder einige zu Ostern aufregen", schrieb Baumgartner, der durch seinen Sprung aus der Stratosphäre ("Red Bull Stratos", 2012) weltweit bekannt wurde. Und schob hinterher: "Allen voran Puls-4-Infochefin und -Moderatorin Corinna Milborn, bei der Figur auch kein Wunder!" Insbesondere dieser Teilsatz löste erneut heftige Reaktionen aus. "Niedriger als die Verantwortlichen für dieses Plakat sinkt nur noch jemand, der die, die das kritisieren, persönlich angreift und auf deren Äußeres reduziert", resümiert eine Kommentatorin. Und auch einige seiner Fans kritisieren Baumgartner für sein Statement: "So oft ich dir Recht geben kann, hier kann ich nur den Kopf schütteln", schreibt eine Userin und ergänzt: "Auch wenn die gute Moderatorin nicht zur Fraktion gertenschlank zählt, darf sie trotzdem so ein Poster bekritteln".

Ähnlich äußerte sich auch Milborn selbst: In einem Facebook-Video (das sie mittlerweile aber wieder entfernt hat), sagte sie: "Sie sind nicht auf den Inhalt eingegangen, sondern haben zusammenhanglos mein Aussehen, meinen Körper thematisiert". Genau das passiere Frauen jedoch ständig: "Zu hübsch um ernst genommen zu werden, zu blond um gescheid zu sein (...) oder mit der falschen Figur um eine Meinung zu äußern, was - mit Verlaub - wirklich zum Deppertsten gehört". Milborn lud Baumgartner daraufhin in ihre Sendung "Pro und Contra" ein, um mit ihm über sein Frauenbild zu diskutieren.

Das wird aber wohl nicht passieren: In einem weiteren Facebook-Post drehte Baumgartner den Spieß um und unterstellte Milborn Doppelmoral - schließlich habe ihr Sender Puls4 ja mit Formaten wie "Austria's next Topmodel" doch "wesentlich mehr nachhaltigen Einfluss auf alle Frauen da draußen, als ein Posting von mir, wenngleich ich mir meiner Breitenwirkung auch bewusst bin". Man könne laut Baumgartner durchaus die These aufstellen, dass eine einzige Folge der Model-Sendung so viel Sexismus enthalte "wie alle Palmers-Plakate der letzten 100 Jahre". Durch seinen Post habe er "mit einer polarisierenden Aussage auf diese aktuell herrschende Doppelmoral in der Medienlandschaft" hinweisen wollen.