Moosburg

Josef Voit betreibt Biolandgärtnerei: Am Anfang wurde er belächelt


Josef Voit in seinem Tomaten-Gewächshaus.

Josef Voit in seinem Tomaten-Gewächshaus.

Von Niko Firnkees

Man sieht kaum das Schild an der Thalbacher Straße, und auch die Gärtnerei liegt etwas abseits der Straße: Seit 1987 bewirtschaftet Josef Voit eine Biolandgärtnerei in der Dreirosenstadt. Mit einem halben Hektar Gewächshäuser in der Neustadt und einem Acker am anderen Stadtende beliefert er nicht nur seinen Laden, sondern auch andere Geschäfte bis nach München hinein.

Voit war aus der Bürobranche gekommen, bevor er 1987 die elterlichen Felder übernahm. Neben einer Wiese waren dies ein paar Äcker, um mit deren Früchten Schweine zu füttern. Für ihn sei immer klar gewesen, dass er nach dem radikalen beruflichen Wechsel auf Bioprodukte setzen werde. Sein "Bauchgefühl" habe ihm gesagt, dass es funktionieren werde, schmunzelt Voit. In dieser Zeit waren Biobauern noch vielerorts belächelte Exoten mit Esoteriker-Status. Ohne Kunstdünger und ohne Insektizide, Herbizide und Pestizide könne doch niemand etwas anbauen, hatten ihn traditionelle Landwirte wohlmeinend belehrt.

Zu seinen ersten Konstruktionen hatten die Holzträger an den Gewächshäusern gezählt. Das unbehandelte Holz hat einige Einrisse, in denen Nützlinge im Winter gut überleben und in denen sie sich im Sommer wohlfühlen. In den Gewächshäusern erwartet sie dann ein breites Buffet an Schädlingen. Statt auf Glasdächer setzte Voit auf Planen. Das habe nur mittelbar mit dem Bioanbau zu tun: Glas kostet ein Vielfaches und rentiere sich nur bei intensivem Anbau. Wenn es etwas extensiver zugehen soll, seien Planen die betriebswirtschaftlich tragbare Lösung.

Von Radi bis Zucchini

Bei Voit gibt es Radi, Kartoffeln und Kohlrabi ebenso wie Tomaten, Paprika und Zucchini. Diese seien heute längst nichts Mediterranes mehr, so Voit. Sie gediehen unter Planen problemlos sogar in einem Sommer wie dem heurigen. Bei den Auberginen setzt er auf eine lilafarbene alte Sorte aus Florenz. Diese sei geschmacklich deutlich intensiver als moderne Hybridzüchtungen.

Mit 1000 Rebstöcken für Tafeltrauben sei er in Oberbayern der größte Produzent, freut sich Voit. Die Trauben gehen gut, die wärmeabhängigeren Melonen sind eher sein Hobby. Mit Mini-Kiwis baut er zudem eine eher exotische Frucht an. Leider, so Voit, schmecke diese nicht nur dem Menschen, die Triebe mundeten auch einem Rehbock. Er habe diesbezüglich bereits einen Jäger kontaktiert.

Voit vertreibt seine Produkte und etwas zugekauftes Obst in seinem Moosburger Hofladen. Bezogen werden können seine Produkte auch über die Gärtnereien Beubl, Schönegge am Wochenmarkt oder den "Kleeblatt"-Laden. Daneben betreibt Voit seit 20 Jahren im Münchner Stadtteil Gern ein Geschäft. Seit sieben Jahren kooperiert er mit der Familie Braun aus Dürneck, die die Milch- und Fleischschiene abdeckt.

Voit hat seinen Ausstieg aus dem Bürojob nie bereut. Lange sei er sehr glücklich gewesen. In den letzten Jahren plagten ihn aber zunehmend dieselben Probleme wie seine konventionellen Kollegen: Die Kostenschere gehe immer weiter auseinander, der Druck wachse stets an. Saatgut, Versicherungen und alles andere werde ständig teurer, die Einnahmensituation bleibe aber gleich.

Mit etwa 1000 Rebstöcken ist Voit Oberbayerns größter Bio-Tafeltrauben-Anbauer.

Mit etwa 1000 Rebstöcken ist Voit Oberbayerns größter Bio-Tafeltrauben-Anbauer.