Immer noch keine Entwarnung

Stehende Taxler, verspätete Busse - Landshut versinkt im Verkehrschaos


Entlang der Wittstraße wird der Geh- und Radweg saniert. Neue Mega-Staus bis zurück zum Bahnhof waren die Folge.

Entlang der Wittstraße wird der Geh- und Radweg saniert. Neue Mega-Staus bis zurück zum Bahnhof waren die Folge.

Es ist zwar erst Freitagabend, doch für den Taxifahrer Hartmut S. (Name von der Redaktion geändert) ist das Wochenende eigentlich schon gelaufen. Auf die harmlose Frage, wie es denn momentan so läuft, platzt es aus ihm heraus: "Das ist alles eine einzige Katastrophe. 200 Kilometer!" 200 Kilometer? "Ja, 200 Kilometer bin ich während der Schicht heute weniger gefahren als an einem normalen Freitag. Ist ja auch kein Wunder, wenn du den ganzen Tag im Stau stehst." Die Kunden seien natürlich ebenfalls unzufrieden, wenn man kaum vorankomme. Und umlegen auf die Fahrpreise könne man die Standzeiten auch nicht. Denn das würden die Kunden nicht mitmachen. "Es ist ein Desaster", resümiert der Taxler nach einer minutenlangen Schimpfkanonade.

Inzwischen sollte sich seine Laune hoffentlich ein wenig gebessert haben. Denn die Situation auf den Landshuter Verkehrswegen hat sich offenbar doch ein wenig entspannt. In Anbetracht gleich mehrerer Großbaustellen an verschiedenen neuralgischen Punkten muss man sie jedoch immer noch als sehr schwierig bezeichnen. Auch bei den Stadtwerken wird die Lage aufmerksam beobachtet. Denn natürlich sind auch die Stadtbusse von den Mega-Staus massiv betroffen. "Insbesondere am 1. und 4. August hatten die Busse massive Verspätungen", berichtet Pressesprecherin Susanne Franck. Für die Strecke vom Bahnhof bis zur Altstadt hätten die Fahrer an diesen Tagen in den Spitzenzeiten teilweise über eine Stunde benötigt. Ansonsten lägen die Verzögerungen an anderen Tagen zwischen 15 und 30 Minuten. Vor allem die Linien 2, 11 und 12 seien betroffen. "Wenn allerdings alle Straßen dicht sind, sind natürlich auch die anderen Linien betroffen", sagt Franck. Erfreulich sei, dass die meisten Fahrgäste großes Verständnis hätten. "Alle sehen ja, was für ein Verkehr herrscht. Wir hoffen aber, dass sich die Verkehrslage weiter einpendeln wird."

Danach sieht es zumindest momentan aus. Für Robert Köhl, Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt Landshut, kommt das nicht überraschend: "Die Leute haben sich nach dem ersten Schock darauf eingestellt. Wann immer es möglich ist, steigen die Landshuter auf das Fahrrad um und sorgen damit für eine erhebliche Entlastung auf den Straßen." Zudem nehme der Verkehr erfahrungsgemäß ab der zweiten Woche der Sommerferien deutlich ab, da viele im Urlaub seien.

Baumaßnahmen liegen voll im Zeitplan

Dennoch reißt die Kritik in der Öffentlichkeit an der Vorgehensweise des Staatlichen Bauamts nicht ab. Dabei geht es um ein neues Problem - und in diesem Fall wirkt es einigermaßen überflüssig und hausgemacht. Denn neben der Sanierung der Konrad-Adenauer-Straße und der Anschlussstelle Landshut Nord der A92 sowie der Sperrung der ETSV 09-Unterführung wurde nun noch ein weiterer Brennpunkt an einem zentralen Ort aufgemacht: Ausgerechnet jetzt wird entlang der viel befahrenen Wittstraße der Geh- und Radweg saniert. Zumindest zeitweise muss deshalb eine Spur der ohnehin schon überlasteten Trasse gesperrt werden. Am Freitag und Samstag etwa staute sich der Verkehr zurück bis zum Hauptbahnhof. Auch im Tunnel ging zeitweise gar nichts mehr. CSU-Stadtrat Ludwig Zellner ist fassungslos: "Das darf doch nicht wahr sein, dass man so eine Maßnahme mit solch weitreichenden Konsequenzen genau jetzt durchführt." Der Geh- und Radweg sei doch in keinem schlechten Zustand gewesen. "Das kann man doch nächstes Jahr auch machen. So eilig wäre das jetzt sicher nicht gewesen."

Diese Einschätzung wird von Robert Köhl vehement bestritten. "Die Maßnahme war schon überfällig." Und dass sie parallel zur Sanierung der Konrad-Adenauer-Straße stattfinde, habe einen ganz einfachen Grund: "Beide Maßnahmen wurden in einer Ausschreibung an die gleiche Firma vergeben." Gleichwohl sei auch dem Staatlichen Bauamt bewusst, wie sensibel dieser Bereich in der momentanen Lage sei: "Wir stehen ständig in Kontakt mit der zuständigen Baufirma. In den Stoßzeiten sind wir bemüht, die komplette Wittstraße für den Verkehr freizugeben." Bis Ende der Sommerferien soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Zwischen der Brücke beim Eisstadion und dem Beginn der Grieserwiese will man aber schon diese Woche mit den Arbeiten fertig werden. "Es war uns sehr wichtig, dass wir hier bis zum Dultbeginn fertig sind. Und das schaffen wir auf jeden Fall."

Zuversichtlich ist Köhl auch, was die Arbeiten an der Konrad-Adenauer-Straße betrifft. Beim derzeit laufenden zweiten Bauabschnitt sei man voll im Zeitplan. Der dritte Bauabschnitt wird voraussichtlich zum 26. August abgeschlossen werden können. Das ist für Köhl ein ganz entscheidender Termin, denn ab dann kann der Verkehr zwischen dem Kaserneneck und der Kreuzung Siemens-/Industriestraße wieder freigegeben werden. "Das würde eine deutliche Entlastung für die Umleitungsstrecke, die Podewilsstraße, bedeuten." Bis dahin kann Köhl den geplagten Autofahrern nur einen Tipp geben: "Auch wenn man im Stau steht. besonnen bleiben, ruhig bleiben." Ganz im Sinne von Karl Valentin, der mal gesagt hat: "Wenn es regnet, freue ich mich. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch." Soll heißen: Besser nicht aufregen. Es nutzt ja eh nichts.