Energiewende

Potential nicht ausgeschöpft: Biogasanlagen könnten Versorgungsengpässe ausgleichen


Das Foto vom 14.07.2008 zeigt die Bioerdgasanlage in Schwandorf (Oberpfalz). Am 17.02.2016 findet die Jahrestagung Biogas in Nürnberg (Bayern) statt.

Das Foto vom 14.07.2008 zeigt die Bioerdgasanlage in Schwandorf (Oberpfalz). Am 17.02.2016 findet die Jahrestagung Biogas in Nürnberg (Bayern) statt.

Von Monika Müller

Ob Gülle, Pflanzenreste oder Mais - Biogasanlagen erzeugen wertvolles Gas. Das kann anders als Wind- oder Solarenergie gespeichert werden. Die Branche sieht darin eine große Chance in Zeiten der Energiewende - vorausgesetzt, die Politik verbessere die Rahmenbedingungen.

Biogas wird nach Brancheneinschätzung in Zukunft als speicherbare Energiequelle weiter an Bedeutung gewinnen. Dazu müssten aber Anreize geschaffen werden, die Erzeugung von Biogas flexibler am jeweiligen Stromverbrauch auszurichten, sagte der Sprecher des Fachverbandes Biogas, Alexander Knebel, der Deutschen Presse-Agentur zum Auftakt einer bundesweiten Tagung des Verbandes in Nürnberg.

In technischer Hinsicht bedeute dies, Anlagen so nachzurüsten, dass sie vorrangig dann Biogas und elektrische Energie erzeugten, wenn Solaranlagen und Windräder nicht genügend Strom lieferten, erläuterte Knebel. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben 4800 Biogasbetreiber in Deutschland.

Derzeit liege die Leistung der rund 8000 deutschen Biogasanlagen bei 4200 Megawatt; davon seien Anlagen mit einer Gesamtleistung von 800 Megawatt bereits "flexibilisiert". Das bedeute, dass Biogas in angegliederten Blockheizkraftwerken vor allem dann verfeuert werde, wenn Wind- und Sonnenstrom gerade knapp sei, erläuterte Knebel. Biogas könne so Versorgungsengpässe ausgleichen. Blockheizkraftwerke produzieren neben Strom zugleich nutzbare Wärme.

Um die Umrüstung von Biogasanlagen attraktiver zu machen, müsse aber die Bundesregierung die Rahmenbedingungen dafür verbessern, forderte der Verbandssprecher. So sollte künftig auch die Lieferung von Biogas-Strom öffentlich ausgeschrieben werden. Damit dürften die Anlagenbetreiber auf dem Strommarkt höhere Vergütungen als die für Neuanlagen gezahlten 12 Cent pro Kilowattstunde erzielen, sagte Knebel. Der Verband geht davon aus, dass Biogas als flexibel einsetzbare Energie in Zukunft stärker gefragt sein wird.

Nach der Forderung des Präsidenten des Fachverbands Biogas, Horst Seide, sollte die Ausschreibung von Biogas-Strom unbedingt in der noch für dieses Jahr geplanten Novelle des Erneuerbaren-Energien -Gesetzes (EEG) verankert werden. Die von Berlin geplante Verordnungsermächtigung reiche dafür nicht aus. "Wir wollen diese Regelung verbindlich im Gesetz haben und nicht auf die lange Bank geschoben sehen", sagte Seide.

Andernfalls droht nach Branchenbefürchtungen eine Stilllegungswelle. Gerade bei älteren Biogasanlagen würden inzwischen teure Reparaturen fällig. Geld steckten Betreiber aber nur dann in ihre Biogasanlagen, wenn sie halbwegs sicher sein könnten, dass der von ihnen produzierte Strom ausreichend vergütet werde.