Sexy ist ein Attribut, das man nicht unbedingt mit Blasmusik in Verbindung bringt. Das kann sich mit einem Blick in den Blasmusik-Kalender 2017 schnell ändern. Dort präsentieren sich die Musiker/innen leicht bekleidet in aufreizenden Posen. Mit dabei ist auch Theresa Gulij aus Zell im Landkreis Cham: "Ich konnte es kaum erwarten die fertigen Bilder zu sehen."

Als die 18-Jährige im Frühjahr in der Facebook-Gruppe "Im Herzen der Blasmusik" auf den Kalender aufmerksam wurde, war sie sofort begeistert und schickte eine Bewerbung ab: "Ich musste nicht lange nachdenken, weil man nicht oft so eine große Chance bekommt." Beim Casting in der Steiermark musste sie sich gegen 60 Mitbewerberinnen durchsetzen. Mit Erfolg - die dreiköpfige Jury wählte Theresa als eines von zwölf Kalendergirls aus. Die positive Nachricht kam drei Wochen später per E-Mail. "Schon das Casting war eine tolle Erfahrung und dass ich dann genommen wurde, war natürlich bombastisch", schwärmt sie.

Am Anfang des Shootings war Theresa ziemlich nervös

Heiß her ging es dann im Juli beim Shooting im Allgäu. Theresa posierte in einer Wiese neben ihrer Tuba - halbnackt. Ein Problem? "Mich hat das nicht gestört, weil ich es ja im Vorhinein schon wusste, dass es in die Richtung geht", versichert die 18-Jährige, gesteht aber auch: "Am Anfang war ich ziemlich nervös, aber mit der Zeit wurde ich immer lockerer." Ein rotes Tuch umschlingt das Model und ihr Lieblingsinstrument und verdeckt gleichzeitig die intimen Stellen. "Man sieht auf den Bildern nicht mehr, wie wenn man ins Freibad geht", erklärt die Musikerin.

Insgesamt hat Theresa Gulij, die momentan eine Lehre als Elektronikerin absolviert, das Shooting gut gefallen, die Umgebung passte super, die Leute waren nett. Zickenkrieg unter den Teilnehmerinnen, wie beispielsweise bei Germany's Next Topmodel, habe es nicht gegeben. "Alle waren freundlich, da gab es keinen Kampf um das schönste Foto", sagt sie.

Das Bild von Theresa machte ein Fotograf von einem Traktor aus

Um die Aufnahme von Theresa in der Vogelperspektive überhaupt hinzubekommen, musste Fotograf Tobias Epp extra auf einen Traktor steigen. Und das hat sich auf jeden Fall gelohnt! Darüber waren sich nicht nur die Organisatoren um Thomas Greisel einig. Mit dem Ergebnis ist die 18-Jährige sehr zufrieden: "Als ich das Foto zum ersten Mal gesehen habe, löste das einen richtigen Wow-Effekt aus." Ihre Eltern waren überrascht und stolz, ihr Freund begeistert, ebenso wie die meisten Freundinnen.

Der Vater spielt Gitarre, die Mutter Schifferklavier

Dass ihre Familie das Projekt mit dem Kalender unterstützt hat, kommt nicht von ungefähr. Vater Alfred ist Gitarrist und Sänger beim Waidler Trio, Mutter Christa spielt hobbymäßig Schifferklavier. Außerdem ist Schwester Katharina unter anderem bei der Stamsrieder Blaskapelle aktiv. Die Musik wurde Theresa praktisch in die Wiege gelegt. "Musik ist mein Leben, weil ich damit aufgewachsen bin und die Leidenschaft nie aufgeben würde", betont sie. Deshalb hat sich Theresa auch einen Notenschlüssel unter das linke Ohr tätowieren lassen. "Ich will damit zeigen, dass mir Musik viel bedeutet und für immer in meinem Leben bleibt, wie das Tattoo."

Angefangen hat Theresa als Kind am Klavier. Bei einem Volksfest-Besuch ist ihr dann die Tuba aufgefallen. Doch damals war ihr das Instrument noch etwas zu schwer. Seit ein paar Jahren spielt die Auszubildende nun das tiefste aller Blechblasinstrumente - aktuell auch im Symphonieorchester der Landkreismusikschule Cham. Beim Blasmusik-Kalender hat sie nun bewiesen, dass nicht nur große Männer Tuba spielen können. "Das war eben schon immer mein Kindheitstraum", sagt sie. Manchmal träumt Theresa auch von einer eigenen kleinen Band, doch bisher habe sich nichts ergeben.

Blasmusik ist alles andere als langweilig, sagt Theresa

Neben der Liebe zur Musik hat Theresa mit dem Shooting für den Blasmusik-Kalender auch die Begeisterung für das Modeln entdeckt. Theresa würde jeder Zeit wieder vor der Kamera posieren. Dass Blasmusik in den Köpfen vieler junger Leute heutzutage eher ein schlechtes Image hat, kann die 18-Jährige nicht nachvollziehen: "Es ist nicht langweilig, man lernt immer wieder tolle Leute kennen und auch der Kalender zeigt, dass Blasmusik sexy ist."

Muss das sein?

Thomas Greisel ist Initiator des Blasmusik-Kalenders. Kritikern, die den Kalender niveaulos finden, entgegnet er entschieden: Fotos sind in erster Linie Kunst!

Hinter dem Blasmusikkalender steckt Thomas Greisel aus Marktoberdorf im Allgäu: "In vielen Köpfen hat Blasmusik nur etwas mit Musik zu tun. Wir aber möchten zeigen, dass Blasmusik auch neue Wege gehen kann, sich optisch durchaus reizvoll und sexy zeigen kann." Die Musikanten in ihren Vereinen und Kapellen sowie viele Liebhaber würden sich an der neuen Art der Werbung erfreuen. Die Blasmusik müsse mit der Zeit gehen und neue Medien und Werbeplattformen nutzen. Kritikern, die finden, dass Blasmusik dieses "niedrige" Niveau nicht nötig habe, antwortet Thomas Greisel: "Mit erotischen Bildern für eine Sache zu werben hat unserer Meinung nach nichts mit ‚niedrigem' Niveau zu tun, zumal die Bilder weder pornografisch sind, noch sind einzelne Körperteile zu sehen. Fotoaufnahmen sind wie die Blasmusik, in erster Linie Kunst!"

Aus knapp 100 Bewerbungen wurden in drei Casting-Runden zwölf Damen und zwölf Herren für die Kalender 2017 ausgewählt. Als landschaftliche Kulissen dienten die Steiermark und das Allgäu. Die Kalender erscheinen als Wand- und als Tischkalender. Es gibt sie in der Girls- und Männer-Edition. Die Gesamtauflage beträgt 3 000 Stück.