Auslandstagebuch

Ab zu den Teetrinkern: Jana Sobek aus Straubing (18) ist Au-pair in England


Jana Sobek arbeitet bis Februar 2017 als Au-pair in England.

Jana Sobek arbeitet bis Februar 2017 als Au-pair in England.

Von Jana Sobek

Jana Sobek aus Straubing hat nach dem Abitur nach einer neuen Herausforderung gesucht. Die hat die 18-Jährige in England gefunden: In Horsham in Südengland arbeitet sie als Au-pair. Sie ist für einen 13-jährigen Jungen zuständig und kümmert sich um Haushalt und Haustiere. Gleichzeitig hat sie die Möglichkeit, das Land der Teetrinker zu erkunden.

In ihrem Auslandsblog teilt sie regelmäßig ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

Eintrag 1: Tee, Toast und Sonnenschein (14. September 2016)

Ich habe noch keinen einzigen rothaarigen Menschen hier gesehen (ausgenommen meinen Freund auf dem Laptopbildschirm beim Skypen) oder auch nur den winzigsten Regentropfen abbekommen. Aber eine Sache verrät mir, dass ich tatsächlich in England bin: Zu jeder Tages- und Nachtzeit wird mir eine Tasse schwarzer Tee angeboten. Ich habe seit Samstagnacht insgesamt bestimmt schon fünfundzwanzig davon getrunken.

Als ich vor fünf Tagen am Flughafen Gatwick landete, war mir ziemlich mulmig zumute. Ich kam mir etwas verloren vor, auch wenn sich am Gepäckband zwei bayerische Touristen neben mir lauthals unterhielten. Zum Glück wurde ich dann direkt von meinem Gastvater am Flughafen abgeholt und herzlich umarmt. Zwei Stunden zuvor hab ich meine Familie und meinen Freund vor dem Security Check in München zurückgelassen, mit Tränen in den Augen, aber Fernweh im Herzen. Außerdem im Gepäck: viel zu warme Kleidung für den strahlenden Sonnenschein in England und "Straubinger Busserl" als Geschenk für meine Gastfamilie.

Am Sonntag machte ich erst einmal einen Ausflug mit meinen Gasteltern und ihrem jüngsten Sohn Tom. Es ging zum Devil's Dyke, einem Tal zwischen Hügeln im Southdowns Nationalpark. Von einem Aussichtspunkt aus konnte ich sogar die Südküste und und das Meer sehen. Ich habe schon Pläne fürs Wochenende geschmiedet: Brighton, eine Stadt an der Südküste, steht ganz oben auf meiner To-Do-Liste.

Die Arbeit bei der Familie gefällt mir gut, ich verbringe viel Zeit mit den Katzen Pepper und Rollo und der Labrador-Hündin Tia. Mein neues Zuhause auf Zeit ist eher ländlich gelegen. Es gibt Wälder und viele Feldwege - perfekt für lange Spaziergänge mit Tia. Putzen und Waschen erledige ich meist am Vormittag. Abends mache ich dann Dinner für alle. Und meine Gastfamilie isst richtig viel Gemüse. Da hab' ich wohl unnötig Panik geschoben, dass ich ein halbes Jahr nur pappiges Toastbrot essen werde. Mein Gastvater hat mir aber sogar eines aus Vollkornmehl gekauft und er besitzt eine Brotbackmaschine, die ich auf jeden Fall ausprobieren werde. Damit erfülle ich jetzt das Klischee einer typischen Deutschen, die nicht ohne ihr Sauerteigbrot leben kann.

Die nächstgelegene Stadt ist ziemlich putzig. Es sieht dort so aus, wie man England aus Filmen kennt, mit kleinen Lädchen und Pubs und bunten Wimpeln und Girlanden. Aber auch da muss ich noch auf Erkundungstour gehen. Und Shoppen gehen. Denn meine Timberland-Boots sind viel zu warm.

Warum denkt man bei England eigentlich immer an Regen? Ich schwitze hier bei 29 Grad und habe sogar einen kleinen Sonnenbrand auf der Nase.

Meine nächste Mission heißt "Autofahren auf der falschen Straßenseite". Wenn ich bei der älteren Schwester von Tom, Ellie, mitfahre, will ich sie ständig darauf hinweisen, dass sie gerade Geisterfahrerin ist. Ach, nee, doch nicht.

Ich gewöhne mich hier langsam ein. Bei Tee, leckeren Scones und einer netten Familie lässt sich auch etwas Heimweh aushalten.