500 Tote in sieben Tagen

Bombenhagel auf Ost-Ghuta: "Deutsche Schule" angegriffen


Die Stadt Ghuta: Menschen gehen an zerstörten Häusern vorbei.

Die Stadt Ghuta: Menschen gehen an zerstörten Häusern vorbei.

Von Stephan Kabosch / Onlineredaktion

400.000 Menschen sind nahe Damaskus eingeschlossen. Die syrische Regierung setzt ihre Bombardements mit vielen Toten fort, nur Stunden bevor die UN erneut um eine dringend benötigte Waffenruhe ringen.

Damaskus - Vor dem erneuten Anlauf des UN-Sicherheitsrates für eine Waffenruhe in Syrien haben Regierungskräfte die schweren Angriffe auf das belagerte Gebiet Ost-Ghuta fortgesetzt. Bei einer Reihe von Luftangriffen und Einschlägen von mindestens 140 Raketen in der Region seien wenigstens 21 Zivilisten getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag. Dutzende weitere Menschen seien verletzt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der UN-Sicherheitsrat hatte ein Votum über eine mögliche Waffenruhe in Syrien am Freitagabend erneut verschoben.

Ost-Ghuta: 100 Kinder getötet

Das Gebiet nahe Damaskus erlebt die schlimmste Angriffswelle seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. Seit Sonntagabend wurden etwa 500 Zivilisten getötet, darunter mehr als 100 Kinder, wie die Beobachtungsstelle weiter meldete. Über 2.200 Menschen seien verletzt worden. Ein Rebellenführer sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass auch russische Jets Angriffe flögen. Hubschrauber der syrischen Regierung würden Fassbomben über Ost-Ghuta abwerfen und damit schweren Schaden an Gebäuden anrichten. Rettungshelfer berichteten, dass die heftigen Bombardements es schwer machten, zu Verletzten vorzudringen. Auf der anderen Seite beschossen Rebellen aus verschiedenen Bereichen Ost-Ghutas nach Angaben der Menschenrechtler die Hauptstadt Damaskus.

Wie viele Menschen dadurch am Samstag verletzt oder getötet wurden, blieb zunächst unbekannt. In den vergangenen Monaten seien durch den Beschuss von Damaskus durch Rebellen mehr als 120 Menschen gestorben, darunter 18 Kinder. Die Vereinten Nationen drängen auf eine Waffenruhe für Ost-Ghuta, um den rund 400.000 dort eingeschlossenen Menschen dringend benötigte Lebensmittel bringen zu können.

Gezielt angegriffen - deutsche Hilfsorganisation macht massive Vorwürfe

Eine deutsche Hilfsorganisation erhebt schwere Vorwürfe. Sie hat im umkämpften Gebiet mehrere Schulen mit Geld für Lehrer und Materialien unterstützt. Sie hatten Klassenzimmer schon in die Keller verlegt, um sich vor den Bomben zu schützen. Sie fungieren mittlerweile auch als Luftschutzbunker. Einer davon soll am Freitagmorgen von russischen Bombern angegriffen worden sein."Wir glauben, dass das definitiv gezielte Angriffe auf die Luftschutzkeller sind. Die Aufklärungsflugzeuge sind 24 Stunden am Tag am Himmel - deswegen können auch die Retter der Weißhelme nicht wirklich arbeiten, weil innerhalb von Minuten auf sie geschossen wird", sagte Sophie Bischoff von "Adopt A Revolution" der Bild-Zeitung.

Dieses Bild zeigt einen syrischen Jungen, der während des Angriffs der syrischen Luftwaffe auf Ost-Ghuta verwundet wurde.

Dieses Bild zeigt einen syrischen Jungen, der während des Angriffs der syrischen Luftwaffe auf Ost-Ghuta verwundet wurde.

Dieses Bild zeigt einen syrischen Jungen, der während des Angriffs der syrischen Luftwaffe auf Ost-Ghuta verwundet wurde.

Menschen in Kellern, Krankenhäuser in Trümmern

Syriens Regierungstruppen belagern das Gebiet seit 2013 - die humanitäre Situation ist Helfern zufolge dramatisch. Die Menschen suchten in Kellern Schutz vor den Bomben. Ärzte ohne Grenzen zufolge wurden mehrere Krankenhäuser, die von der Organisation unterstützt werden, angegriffen und ganz oder teilweise zerstört. Die verschiedenen Rebellengruppen in Ost-Ghuta werden von Islamisten dominiert. Der Abzug von etwa 600 Kämpfern eines Ablegers des Terrornetzwerkes Al-Kaida aus dem Gebiet wurde der Beobachtungsstelle zufolge von russischer Seite abgelehnt. Die syrische Opposition wirft Moskau vor, die Extremisten als Vorwand für Angriffe auf die Region zu nutzen.