[Frei]stunde!

„I geh einfach an Start und des wos wird, wird`s“


Bei der WM in Unterensingen 2010 hat Sebastian Gruber den Titel geholt. Vor heimischer Kulisse will er seinen Titel verteidigen.

Bei der WM in Unterensingen 2010 hat Sebastian Gruber den Titel geholt. Vor heimischer Kulisse will er seinen Titel verteidigen.

Von Redaktion idowa

Cham. Sebastian Gruber ist amtierender Weltmeister im Inline-Alpin-Slalom. Gerade einmal 19 Jahre alt, hat der sympathische Sportler aus Chameregg im Landkreis Cham, der für den FC Chammünster startet, in den vergangenen Jahren die Konkurrenz in dieser rasanten Sportart dominiert: 2007 Junioren-Europameister im Slalom, 2008 bis 2011 jeweils Deutscher Meister im Slalom und Riesenslalom, mehrfach Bayerischer Meister, 2010 Weltcup-Gesamtsieger und Weltmeister im Slalom. Das sind nur einige Stationen seiner steilen Karriere. Auch für die Heim-WM vom 15. bis 19. August in Cham hat er sich hohe Ziele gesteckt. Doch die Titelverteidigung wird schwierig. Warum? Das verrät Sebastian in einem Interview mit Freistunde.

Sebastian, du bist Weltmeister im Slalom. Welche Chancen rechnest du dir aus, deinen Titel zu verteidigen?
Es wird sehr schwer. Die Konkurrenten sind viel besser geworden und haben sich intensiv auf die WM vorbereitet. Ich selber hatte aus beruflichen Gründen wenig Zeit fürs Training. Seit Mitte Juli bereite ich mich jetzt intensiv vor.

Die Inline-Alpin-Sportler des FC Chammünster sind erfolgsverwöhnt, schließlich haben sie so gut wie alle Titel schon in den Bayerischen Wald geholt. Worin liegt das Geheimnis dieser Erfolge?
Wir waren mit die Ersten, die diese Sportart intensiv betrieben und auch auf steileren Strecken trainiert haben. Die Erfahrung und der Trainingsvorsprung zahlen sich halt irgendwann aus. Außerdem halten in unserer Abteilung alle zusammen, die Älteren geben den Jüngeren viele Tipps.

Ist es angesichts dieser vielen Erfolge nicht schwierig, sich immer wieder zum Training aufzuraffen und für neue Wettbewerbe zu motivieren?
Im vergangenen Jahr standen keine großen Wettkämpfe an, da habe ich mit dem Training etwas ausgesetzt und mich auf meine Lehre konzentriert, der Sport stand an zweiter Stelle. Heuer hatte ich schon meine Probleme, den inneren Schweinehund zu überwinden und mich abends nach der Arbeit noch ein, zwei Stunden auf die Inliner zu stellen. Deshalb habe ich in diesem Jahr auch fast noch nichts gerissen.

Wie gehst du mit den sicherlich hohen Erwartungen um, die an dich im Vorfeld der WM herangetragen werden?

Ich setze mich selber nicht unter Druck. I geh' einfach an Start und des wos wird, wird's! Diese mentale Stärke habe ich schon immer.

Welche Ziele hast du dir denn für die WM gesteckt?

Im Slalom möchte ich den Titel verteidigen, im Riesenslalom den Titel holen.

Und das verstehst du unter "Ich setze mich nicht unter Druck"?
Ich schätze mich einfach im Riesenslalom noch stärker ein als im Slalom.

In welchen Disziplinen gehst du denn an den Start?
Ich starte in allen Disziplinen, also im Slalom, Riesenslalom, Parallelslalom und im Team-Wettbewerb.

Wie sieht momentan dein Trainingsplan aus?
Ich trainiere jetzt dreimal pro Woche ein bis zwei Stunden, schließlich muss ich meinen Trainingsrückstand aufholen.

Funktioniert das neben dem Beruf?
Ich mache eine Lehre als Rolladen- und Sonnenschutz-Mechatroniker und habe das Glück, dass mein Chef selbst Inliner gefahren ist. Das heißt, es ist Verständnis da.

Auf was freust du dich am meisten?
Auf den Riesenslalom, weil ich das noch besser kann als Slalom und weil es diese Disziplin zum ersten Mal bei einer WM gibt. Außerdem erreichst du beim Riesenslalom ganz andere Geschwindigkeiten.

Wie sieht das sportliche Jahr eines amtierenden Weltmeisters aus? Wie viele Wettkämpfe stehen in deinem Terminkalender?
Von April bis September bin ich fast jedes Wochenende bei Wettkämpfen in ganz Europa unterwegs. Unter der Woche sollte ich zweimal pro Woche trainieren.

Was ist das Faszinierende an eurer Sportart?
Ich bin früher Ski gefahren, war aber schon immer "a Gfrealing" (Anm. d. Red.: Ihn hat ständig gefroren.) Inliner fährt man im Sommer, das ist doch wesentlich besser. Und dann sind da noch das Adrenalin und die Geschwindigkeit beim Rennen.

Warum sollte man die WM in Cham als Zuschauer unbedingt verfolgen?
Weil die Rennen einfach brutal spannend sind. Die ersten zehn bis fünfzehn Herren liegen bis auf eine halbe Sekunde zusammen. Und als Zuschauer steht man direkt an der Strecke.

Interview von Kerstin Weinzierl

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Sebastian Gruber, der sympathische Inline-Weltmeister aus Chameregg, hat sich mitten in der WM-Vorbereitung Zeit genommen für ein Interview mit Freistunde.

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Bei der WM in Unterensingen 2010 hat Sebastian Gruber den Titel geholt.