Filmtipp

Tanzen aus Protest - "Step Up 4: Miami Heat" ist im Kino


Von Redaktion idowa

Typisch Tanzfilm: Gut aussehende, junge Männer, die ohne Probleme auch modeln könnten, zappeln zusammen mit bildhübschen Frauen um ihr Leben. Als Tanzgruppe nehmen sie an einem großen Wettkampf teil, bei dem es um Ruf und Geld geht. Abgerundet wird der Film durch eine Liebesgeschichte, die von Anfang an unter einem schlechten Stern steht. Die Tanzgruppe zerbricht und die Liebesgeschichte nimmt ein Ende. Letztendlich gibt es dann doch ein Happy End. Ganz genauso ist "Step Up 4" nicht.

Drehbuchautorin Amanda Brody versucht mit "Step Up 4" dem Tanzfilm-Genre neues Leben einzuhauchen: Sie will den Tanzfilm zu mehr Handlung führen. Auf einen großen Wettbewerb und auf Battles und Streitigkeiten zwischen verschiedenen Tanzgruppen verzichtet sie bei der Handlung. Vielmehr bekommt der Grund, warum die Figuren im Film so viel tanzen, endlich mehr Bedeutung. Sie wollen damit nicht Ruf und Ansehen im Ghetto erlangen, nein. Sie wollen protestieren und nutzen die Kunst des Tanzens, um sich auszudrücken. Die Geschichte, die Amanda Brody drum herum spannt, ist weiterhin typisch für das Genre:

Sean (Ryan Guzman) ist Kellner in einem großen Hotel, tanzt leidenschaftlich gerne und leitet zusammen mit seinem besten Freund die Tanzgruppe "The Mob", die in Miami aufwendige und atemberaubende Flashmobs veranstaltet. Er verliebt sich unsterblich in die wunderhübsche Emily (Kathryn McCormick), die mit einem großen Traum nach Miami kommt: Sie will professionelle Tänzerin werden und ein Casting für eine renommierte Tanzschule bestehen. Ihr Vater, ein kaltherziger und geiziger Geldhai, ist gegen ihren Traum. Er plant währenddessen, Miamis Armenviertel aufzukaufen, um es einer Luxussanierung zu unterziehen.

Flashmobs und nackte Haut

Alle Anwohner, darunter auch Sean und seine Freunde von "The Mob", würden ihr Zuhause verlieren. Somit haben die Flashmobs ein neues Ziel: Sie wollen nicht länger für Aufmerksamkeit sorgen, sondern als Stimme der Anwohner gelten. Emily, mittlerweile Mitglied bei "The Mob", sitzt dabei zwischen den Stühlen: Will sie weiterhin gegen ihren Vater protestieren oder entscheidet sie sich für die Liebe zu Sean?

Wie in den meisten Tanzfilmen lassen die Schauspieler oft zu wünschen übrig. Die Hauptdarsteller Ryan Guzman und Kathryn McCormick sind dazu auch viel zu unerfahren. Für den gebürtigen Texaner Guzman war es die erste Hauptrolle. Eigentlich ist er Model und war bisher in mehreren Werbespots von Gillette zu sehen. Das Tanzen meistert der 24-Jährige gut, aber als Sean überzeugt er leider nicht. Kathryn McCormick fehlt leider auch die schauspielerische Erfahrung. Nur ihre Tanzkünste kann die in Georgia Geborene perfekt darbieten. Gastauftritte alter Tänzer aus den vorhergehenden "Step Up"-Filmen dürfen natürlich auch nicht fehlen: Moose, der bei "Step up to the Streets" und "Step Up 3" vorkommt, bekommt gegen Ende des Films seinen Auftakt - für Fans der Filmreihe leider enttäuschend, da er nur wenige Sätze von sich gibt.

Was aber "Step Up 4: Miami Heat" von den anderen Tanzfilmen abhebt, sind die ausgefallenen und verblüffenden Choreographien. Vor allem die Tanzszene auf einer Vernissage fasziniert die Kinobesucher, als die Tänzer in die Rollen der Kunstwerke und Statuen schlüpfen. Die Musikauswahl ist wie immer eine Mischung aus HipHop- und R'n'B-Liedern. Kinobesucher fangen spätestens beim finalen Flashmob am Ende des Films an, mitzuwippen. Einen Minuspunkt erhält der Film bei der Verwendung von 3D, was nahezu umsonst ist und nur den Eintrittspreis in die Höhe treibt. Trotzdem ist der Film ein echter Feel-Good-Movie, der seine Fans in den Bann zieht. Kinobesucher wünschen sich, selbst so gut tanzen zu können.

Von David Voltz