Junge Menschen helfen Flüchtlingen

"Die Mühe lohnt sich" – Silvia Casanova (18) gibt Flüchtlingen Deutschunterricht


Von Tanja Pfeffer

In ein fremdes Land kommen und kein Wort der dortigen Sprache verstehen - eine Situation, die derzeit viele tausende Flüchtlinge erleben. Auch Silvia Casanova erging es so, als sie vor zwölf Jahren mit ihren Eltern aus Italien nach Regensburg kam. Und weil sie diese Lage so gut nachvollziehen kann, will die 18-Jährige jetzt unbedingt helfen. Seit Juni gibt sie im Rahmen der Initiative "CampusAsyl" Deutschunterricht in der Erstaufnahme-Einrichtung für Asylbewerber in Regensburg.

Rund 50 Flüchtlinge sitzen an diesem Dienstag in einem kleinen Raum in der Zeißstraße zusammen. Sie haben sich in Kleingruppen aufgeteilt und viele der meist jungen Männer schauen und hören gebannt dem zu, was ihnen ihre "Deutschlehrer" versuchen, oft mit Händen und Füßen zu erklären.

"Hallo, ich heiße", oder "Ich komme aus" - so fängt der Unterricht oft an. "Hier geht es darum, den Asylbewerbern erst einmal die Grundlagen der deutschen Sprache beizubringen", erklärt Silvia, die heuer ihr Abitur am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium gemacht hat. So, dass diese sich zumindest im Alltag zurechtfinden können. "Viele Flüchtlinge bleiben ja meist nur wenige Wochen in der Einrichtung, weshalb die Teilnehmer ständig wechseln", erklärt Silvia. "Aber ich möchte ihnen trotzdem unbedingt zeigen, dass es sich lohnt, die Sprache zu lernen."

Silvia weiß, wovon sie spricht. Mit sechs Jahren kam sie aus Italien nach Regensburg und musste hier in die Schule, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schlimm das am Anfang für mich war", erzählt sie. Umso engagierter hilft sie jetzt und versucht, mindestens zweimal die Woche zum Unterrichten in die Erstaufnahme-Einrichtung zu kommen. Ihre italienischen Wurzeln helfen ihr dabei enorm.

"Die meisten können ja kein Wort Deutsch, aber die Flüchtlinge aus Albanien sprechen oft Italienisch, das ist für mich natürlich super", erzählt sie. Ansonsten versuche man, sich auf Englisch oder eben mit Händen und Füßen zu verständigen.

Die Motivation der Teilnehmer sei dabei unterschiedlich. "Manche wollen die Sprache unbedingt lernen und da sieht man auch richtige Fortschritte", freut sie sich. Grundsätzlich sei der Unterricht aber für viele schwer, da sie meist nur die arabischen Schriftzeichen kennen und nicht die lateinischen.

"Trotzdem geben sich die Meisten richtig Mühe, weil sie hier unbedingt arbeiten oder studieren wollen", erzählt sie. Deshalb liegt der 18-Jährigen auch so viel daran, diese Menschen, die eine so schwere Reise hinter sich haben, hier willkommen zu heißen, ihnen zu helfen und zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. "Außerdem gibt es auch mir das gute Gefühl, aktiv etwas für die Gesellschaft zu tun."

Bei "CampusAsyl" handelt es sich um eine Initiative der Hochschule und Zivilgesellschaft, die sich aus den konkreten Notwendigkeiten und aktuellen Ereignissen der Situation vor Ort gebildet hat. Mit einer Vielzahl von Projekten wie etwa einer Kleiderkammer in der Erstaufnahme-Einrichtung, Kinderbetreuung, Musik- und Sportaktionen und noch vielem mehr will "CampusAsyl" Flüchtlingen und Asylbewerbern genau da helfen, wo Hilfe gebraucht wird.

Jeder, der bei den Projekten mitmachen möchte - egal ob Student oder Nicht-Student - ist willkommen. Die einzelnen Gruppen und ihre Ansprechpartner findet man im Internet auf der Webseite www.campus-asyl.de.