Landshuter Hochzeit (Laho)

Aus Street-Style wird Mittelalter-Look: Was trugen Edeldame und Junker?


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Wams und Samtkleid statt Jeans und T-Shirt: Im Juli werfen sich rund 2 400 Bürger aus Stadt und Landkreis Landshut mittelalterlich in Schale. Dann herrscht Ausnahmezustand in der Stadt. Alle spielen Mittelalter. Zu ihnen gehören auch Marlene Ring (19) und Markus Gnosa (18).

Die Edeldame: Marlene Ring

Kurz vor Ostern kam der Brief angeflattert: Marlene Ring darf bei der Landshuter Hochzeit (Laho) 2017 eine Edeldame werden. 400 Mädchen zwischen 17 und 23 Jahren hatten sich für eine solche Rolle beworben. Nur 100 von ihnen wurden genommen. Entschieden hat das der Verein "Die Förderer", der die Laho seit mehr als 100 Jahren veranstaltet. Dass nicht alle Bewerber zum Zug kommen, hat unter anderem damit zu tun, dass die Zahl der wertvollen Kostüme begrenzt ist. Auch muss ein Kostüm in der passenden Größe im Fundus des Vereins vorhanden sein. Das prüfen "Die Förderer" bei einer Art Casting, an dem Marlene im Januar teilgenommen hat. Dabei wurde auch geprüft, ob ihre Haare lang genug sind. Schließlich soll alles möglichst detailgetreu nach Mittelalter aussehen. Und 1475, als die Landshuter Hochzeit tatsächlich gefeiert wurde, waren lange Haare absolut in Mode. Bei Marlene war das kein Problem. Sie trägt die Haare immer so lang. Bei der Kostümausgabe schließlich erhielt Marlene ein Kleid in der Farbe Aubergine. Dazu ein gelbes Unterkleid. "Gelb ist normalerweise nicht so meine Farbe. Aber man muss das Kleid anhaben. Denn mit Gürtel und Pelz wirkt es erst so richtig", sagt sie. Auf dem Kopf trägt sie einen Buchskranz. Schminken sollte sie sich nicht oder kaum. Mit heutiger Schminke wäre das nicht mittelalterlich.

Marlene im Steckbrief

Alter: 19 Jahre

Wohnort: Altdorf, Landkreis Landshut

Beruf/Schule: Abitur am Hans-Carossa-Gymnasium 2016, studiert demnächst Biologie

Rolle: Edeldame

Beworben als: Edeldame und Blumenpage

So oft war sie schon bei der Landshuter Hochzeit dabei: viermal

Die Aufgaben der Edeldamen

Edeldamen müssen bei der Laho vor allem schön aussehen. Der Überlieferung nach hat der Markgraf von Brandenburg, der zur Hochzeit von Hedwig und Herzog Georg als Gast eingeladen war, über einhundert Edeldamen mitgebracht. Sie folgen ihm als Gruppe auch beim Hochzeitszug. Bei den "Reiter- und Ritterspielen" sowie bei den "Festlichen Spielen im nächtlichen Lager" müssen die Edeldamen auf den Turnierplatz einmarschieren. Während der Spiele sitzen sie auf der Ehrentribüne, von wo aus auch das Brautpaar die Spiele verfolgt.

Der Junker: Markus Gnosa

"Erst einmal zum Frisör." Das ist es, was sich Markus Gnosa schon jetzt für die Tage vorgenommen hat, wenn die Laho wieder vorbei ist. Denn die Haare, die er seit etwa einem Jahr wachsen ließ, damit sie "ohrenbedeckend" sind, nerven ihn langsam. Aber das hilft ja nichts. Der 18-Jährige wurde schon in Kindertagen vom Landshuter-Hochzeits-Fieber angesteckt. Seitdem ist er wie sein Vater ein leidenschaftlicher Hochzeiter, wie man in Landshut die Mitwirkenden des Historienspiels nennt. Nicht dabei zu sein, ist für ihn deshalb unvorstellbar. Markus schlüpft in die Rolle eines Junkers. Als solcher hat er sogar einen eigenen mittelalterlichen Namen: Er heißt Johann von Perg. "Ein ‚von' sollte schon enthalten sein", sagt Markus mit einem Augenzwinkern und lacht. Er erzählt, dass man in den historischen Aufzeichnungen zur Landshuter Hochzeit einen sogenannten Futterzettel gefunden habe, also eine Liste mit Junkern, die verköstigt werden mussten. Von dieser Liste habe er den Namen selbst aussuchen dürfen.

Die Junker stellen die Freunde des Bräutigams dar. Bei Hochzeiten sind diese auch heute oft die Stimmungsgaranten. Damals war eine solch große Hochzeit auch insgesamt eine gute Gelegenheit, um Kontakte für Ehen zu knüpfen. Sicher trifft man manchen Junker im Laho-Partyleben.

Markus im Steckbrief:

Alter: 18 Jahre

Wohnort: Kumhausen, Landkreis Landshut

Beruf/Schule: Schüler am Hans-Leinberger-Gymnasium

Rolle: Junker

Beworben als: Junker, Standartenträger der Geistlichkeit

So oft war er schon bei der Landshuter Hochzeit dabei: fünfmal

Die Aufgaben der Junker

Die Junker sind junge Edelmänner in den "Hoffarben" des Bräutigams Braun, Weiß und Grau. Einige von ihnen müssen bei der Veranstaltung "Fechtschule auf der Burg" als Statisten mitwirken. Diese Aufgabe hat auch Markus Gnosa. Ansonsten beteiligen sich auch die Junker wie alle Mitwirkenden am Hochzeitszug und marschieren bei den "Reiter- und Ritterspielen" sowie bei den "Festlichen Spielen im nächtlichen Lager" auf den Turnierplatz ein. Wie die Edeldamen und alle Mitwirkenden beteiligen sie sich auch am Lagerleben.

Faktencheck zur Laho

Herbst-Laho: Die eigentliche Landshuter Hochzeit 1475 fand im November statt. Die Kostüme sind für Juli-Wetter deshalb eigentlich zu warm.

Erinnerung: Die Junker lassen ihre mittelalterlichen Namen in einen Tonkrug eingravieren. Der dient während der Laho als Trinkgefäß.

So verläuft ein Wochenende:

Freitag, 18 bis 24 Uhr: Mitwirken am Lagerleben

Samstag, 14 bis 24 Uhr: Treffpunkt Altstadt, Lagerleben, dazwischen Teilnahme an den "Festliche Spielen im nächtlichen Lager"

Sonntag, 10 bzw. 14 bis 23 Uhr: Burgtreff, Hochzeitszug, Teilnahme an den "Reiter- und Ritterspielen", Lagerleben