Arbeitsmarkt im Oktober

Zahl der Arbeitslosen in Bayern gesunken


"Agentur für Arbeit" hängt über dem Eingang der Bundesagentur.

"Agentur für Arbeit" hängt über dem Eingang der Bundesagentur.

Von dpa

In Bayern waren im Oktober weniger Menschen arbeitslos als noch im September - hört sich gut an. Doch ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt: Es kommen dunkle Wolken auf.

Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern ist im Oktober zurückgegangen. Rund 232 400 Menschen waren ohne Job, das sind 6,7 Prozent weniger als im Monat zuvor. Doch die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sieht erste Anzeichen, dass die derzeitigen Krisen auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Freistaat haben: Das Minus bei der Arbeitslosigkeit insgesamt sei seit April 2022 jeden Monat kleiner geworden. "Diese jeden Monat weniger günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt ist ein erstes Zeichen einer konjunkturellen Eintrübung, die ihre Ursachen in den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die deutsche und globale Wirtschaft hat", sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart, am Mittwoch.

Wie üblich im Herbst ist die Arbeitslosigkeit vor allem deshalb zurückgegangen, weil junge Menschen ihre Ausbildung begonnen oder ihre erste Stelle angetreten haben. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren ist um knapp 6000 auf rund 20 300 deutlich gesunken. Die Arbeitslosenquote ist im Oktober um 0,2 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent zurückgegangen. Im Vorjahr hatte sie bei 2,9 Prozent gelegen. Stichtag für die Erhebungen war der 13. Oktober.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften konzentriert sich nach Angaben der Regionaldirektion weiterhin vor allem auf Fachkräfte: "Lediglich gut 22 Prozent der offenen Stellen sind für Helfer ausgeschrieben, zwei Drittel der Stellen für Fachkräfte, Spezialisten und Experten", sagte Holtzwart.

Keine stabile wirtschaftliche Lage

"Der bayerische Arbeitsmarkt erweist sich trotz des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Preissteigerungen und Materialengpässe weiterhin robust und sehr aufnahmefähig", kommentierte die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) die neuesten Zahlen aus Nürnberg. "Bayerns Arbeitsmarkt kann seine Herbstbelebung fortsetzen."

Als "robust" stuft auch die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) den Arbeitsmarkt in Bayern ein. "Die konjunkturelle Lage ist gleichwohl angespannt. Material- und Rohstoffmangel sowie Lieferengpässe bremsen die Produktion. Dazu kommen die hohe Inflation und vor allem die drastischen Preisanstiege bei Gas und Strom. Wir erleben eine der größten Energiekrisen seit Jahrzehnten", sagte vbw-Chef Bertram Brossardt. "Angesichts dieses Mixes an Krisen stehen wir vor schweren Monaten. Diese führen bei den Unternehmen zu extremer Unsicherheit. In der Konsequenz lässt sich eine Anspannung des Arbeitsmarkts in nächster Zukunft nicht ausschließen."

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) teilte mit: "Der Arbeitsmarkt kann sich im Moment noch von der wirtschaftlichen Entwicklung entkoppeln." Dennoch drohe die aktuelle konjunkturelle Krise schnell auf den Arbeitsmarkt durchzuschlagen, sollten die Unternehmen vermehrt gezwungen sein, wegen der Energiekrise die Produktion zu verringern oder gar einzustellen.