Ostbayern

Arbeitsmarkt im Sog der Konjunkturflaute


Die Konjunkturflaute schlägt anscheinend auch auf dem Arbeitsmarkt in Ostbayern durch. (Symbolbild)

Die Konjunkturflaute schlägt anscheinend auch auf dem Arbeitsmarkt in Ostbayern durch. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

In Bayern sind aktuell 202.554 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 5.041 beziehungsweise 2,6 Prozent mehr als im Juni. Im Vergleich zum Juli des vergangenen Jahres blieben die Zahlen stabil.

In Teilen geht diese Entwicklung laut Angaben der Agentur für Arbeit auf die Gruppe der 15- bis 25-jährigen zurück: Nach dem Ende des Ausbildungsjahres und des Sommersemesters melden sich viele von ihnen arbeitslos. So betrug der Anstieg bei dieser Personengruppe 3.528 bzw. 19,5 Prozent. Einen Rückgang erwartet die Behörde dementsprechend für die Zeit ab September, wenn das neue Schuljahr beginnt.

Im Vorjahresvergleich stieg die Arbeitslosigkeit ebenfalls an. Im Juli waren 1.350 Menschen beziehungsweise 0,7 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als im Juli 2018. Damit steigt zum ersten Mal seit September 2014 die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich wieder an. Der Grund liegt in der bereits berichteten Entwicklung im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Hier steigt die Arbeitslosigkeit um 8.234 Personen beziehungsweise 8,0 Prozent an. In den vergangenen Monaten habe die nach wie vor positive Entwicklung im Bereich der Grundsicherung (SGB II) das ausgleichen können, erklären die Verantwortlichen der Agentur für Arbeit. Das heißt: Vor allem der Abbau bei den Langzeitarbeitslosen hat die Neuzugänge in der Arbeitslosigkeit ausgleichen können. Jetzt kippt die Statistik. In diesem Monat waren zwar 6.884 Menschen beziehungsweise 7,0 Prozent weniger bei den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Diese Zahl reicht aber im Juli nicht mehr für einen Rückgang insgesamt aus.

Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 2,7, das ist ein Anstieg um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Juni. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt sie unverändert", erklärte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.

Auf den Freistaat insgesamt gerechnet blieb der Arbeitsmarkt im Vergleich zu den Vorjahren stabil (die unterste Linie stellt die Zahlen für das Jahr 2019 dar) - Experten erwarten allerdings, dass sich die Konjunktur weiter eintrübt. Quelle: Agentur für Arbeit

"Nach dem Arbeitsmarktbarometer1 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird. Das Barometer fällt auf 101,6 Punkte, liegt also noch im positiven Bereich, erreicht allerdings den niedrigsten Wert seit Sommer 2013. Das IAB spricht von einem Konjunkturabschwung, der nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorbeigehen wird, auch wenn er insgesamt noch auf Kurs bleibt", so Holtzwart weiter.

Arbeitslosigkeit stiegt auch in Ostbayern

In den Agenturbezirken Bayerns gibt es unterschiedliche Entwicklungen. So steigt im Agenturbezirk Regensburg die Arbeitslosigkeit um 11,4 Prozent, während der Agenturbezirk München einen Rückgang um 4,3 Prozent verzeichnet. Dementsprechend ist auch die Situation in den Regierungsbezirken nicht einheitlich. Während in Oberbayern und Mittelfranken die Arbeitslosenquote um jeweils 0,1 Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht, erhöht sich die Quote in der Oberpfalz um 0,2 Prozentpunkte, in Unterfranken und in Niederbayern um je 0,1 Prozentpunkte. In Schwaben und Oberfranken bleibt die Quote unverändert im Vergleich zum Vorjahr.

In Straubing ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Juli 2018 um 0,4, im Landkreis Straubing-Bogen sogar um 11,4 Prozent gestiegen. Aktuell sind in Stadt und Landkreis Straubing 2.372 Menschen als arbeitssuchend gemeldet. Ebenfalls leicht schlechter als noch vor einem Jahr steht der Landkreis Regen da, mit 1.031 Menschen ohne Arbeit - das ist 1,3 Prozent mehr als im Vorjahres-Juli. Der Landkreis Deggendorf inklusive Deggendorf kann hingegen auch im Juli 2019 eine positve Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt vorweisen: Dort waren 1.630 Menschen auf Unterstützung von der Arbeitsagentur angewiesen und damit 1,3 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres.

Im Agenturbezirk Deggendorf insgesamt waren 5.033 Menschen ohne Job.

"Für Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung wird es noch schwerer"

In den Monaten August 2018 bis Juli 2019 meldeten sich insgesamt 404.971 Menschen aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt oder Selbstständigkeit arbeitslos. Das waren 4.240 bezeihungsweise 1,1 Prozent mehr als von August 2017 bis Juli 2018. Gleichzeitig gingen die Neumeldungen von offenen Stellen um 35.649 beziehungsweise 9,3 Prozent zurück. Den zahlenmäßig größten Aufwuchs von Arbeitslosmeldungen gab es bei Personen, die zuvor in Fertigungstechnischen Berufen tätig waren. Ebenfalls mehr Arbeitslosmeldungen kamen aus Verkehrs- und Logistik-berufen und den Fertigungsberufen. Aus diesen Berufssegmenten gingen auch die neuen Stellenmeldungen prozen-tual deutlich zurück. Bei den Bau- und Ausbauberufen gingen dagegen die Arbeitslosmeldungen deutlich zurück (-2.547 beziehungsweise 5,9 Prozent).

Hubert Aiwanger: "Robuster Arbeitsmarkt hält an"

"Der bayerische Arbeitsmarkt zeigt sich noch immer äußerst robust, was sehr erfreulich ist", kommentiert Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Arbeitsmarktzahlen für Juli 2019. Nach wie vor hat Bayern mit 2,7 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer. Der Minister erwartet, dass vor allem der Dienstleistungssektor in nächster Zeit den Arbeitsmarkt trägt.

Aiwanger sieht trotzdem Grund zur Wachsamkeit: "Bayerns Industrie ist aufgrund ihrer Exportausrichtung ein sehr guter Frühindikator. Das gibt uns die Chance, auch früher zu handeln, damit wir auch morgen noch einen starken Arbeitsmarkt haben. Vollbeschäftigung ist nämlich kein Selbstläufer."