Target-Sprint

Edith Buschsieweke gewinnt trotz Herzrhythmusstörungen WM-Silber

Biathletin wird in Kairo sowohl im Einzel als auch mit der Mixed-Staffel Vizeweltmeisterin. Für die Osterhofenerin ist es ein Triumph nach Wochen der Ungewissheit.

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Zweimal Silber gewann Edith Buschsieweke in Kairo.

Zweimal Silber gewann Edith Buschsieweke in Kairo.

Von Redaktion Heimatsport Deggendorf

Die Wochen vor der Target-Sprint-Weltmeisterschaft in Kairo haben sich für Biathletin Edith Buschsieweke Osterhofen wie ein nervenaufreibender Krimi angefühlt. Immer wieder wurde sie im Training von plötzlich auftretenden Herzrhythmusstörungen ausgebremst. Die Diagnose folgte wenig später: eine zusätzliche Leitungsbahn im AV-Knoten - eine Anomalie, die den Puls jederzeit in die Höhe schießen lassen kann und damit jeden Wettkampf abrupt beenden könnte. „Die Diagnose drei Wochen vor der WM war schon heftig. Ich wusste nie, wann die Rhythmusstörungen auftreten. Im Training ist man ständig damit konfrontiert - das hat mich natürlich beschäftigt. Ich war aber in sehr guten Händen bei der Sportkardiologie der TU-München“, sagt die 24-Jährige.

Nervenstärke und Treffsicherheit bewies die Osterhofenerin bei der Target-Sprint-Weltmeisterschaft.

Nervenstärke und Treffsicherheit bewies die Osterhofenerin bei der Target-Sprint-Weltmeisterschaft.

Die Weltmeisterschaft in Ägypten war ihr erster Wettkampf nach der Feststellung der ungefährlichen Herzproblematik - ein Zeitpunkt, den sie selbst als „alles andere als ideal“ bezeichnet. Bekannt ist diese Herzkrankheit unter anderem auch von Norwegens Biathlonstar Ingrid Landmark Tandrevold, die nach Olympia öffentlich über ihre Beschwerden gesprochen hat.

Verunsicherung am Schießstand

Als wäre die gesundheitliche Belastung nicht genug gewesen, kam kurz vor dem Start eine weitere Hürde hinzu: Die zuständige Waffenkontrolleurin war offenbar nicht ausreichend mit dem Regelwerk des Target Sprints vertraut, wodurch kurzfristig Änderungen an Buschsiewekes Gewehr nötig wurden. „Das war die nächste Hürde. Ich bin nach der Diagnose mit dem Mindset reingegangen, dass ich es am Schießstand machen werde, habe sehr viele an meinen Abläufen gearbeitet und habe bis heute kein Verständnis dafür, dass niemand aus dem Trainerstab diese Situation abgeklärt hat. Bei einem ging’s, beim anderen nicht - das war willkürlich und nicht fair.“, erklärt sie. Für eine Athletin, die ohnehin durch gesundheitliche Sorgen verunsichert war, sei dies eine unnötige zusätzliche Belastung gewesen. „So was ist sehr schade und wäre vermeidbar gewesen, wenn unsere Disziplintrainerin vor der Kontrolle das Regelwerk gekannt hätte.“

Vom dritten Platz zur Vizeweltmeisterin

Doch im Wettkampf zeigte Buschsieweke beeindruckende mentale Stärke. Nach dem ersten Lauf lag sie noch auf Rang drei, lediglich zwei Sekunden trennten sie von der Seriensiegerin des Jahres. Im zweiten Durchgang jedoch wendete sich das Blatt: Mit einer beeindruckenden Schlussrunde zog die Osterhofenerin an beiden ägyptischen Athletinnen vorbei, setzte sich unter anderem durch die deutsche Seriensiegerin durch und erkämpfte sich in der Gesamtwertung den zweiten Platz. „In Kairo wussten nur zwei Leute von meinen Herzproblemen“, erzählt sie. Dem Trainerstab in Kairo habe sie die Diagnose bewusst nicht mitgeteilt - das Vertrauen und die Empathie hätten ihr gefehlt. „Natürlich hatte ich Angst, dass es mich mitten im Rennen trifft. Die Gesamtsituation macht diese Medaille für mich noch mal wertvoller.“

Silber auch in der Mixed-Staffel

Am Montag startete Buschsieweke gemeinsam mit Vereinskollege Julius Hofmann (SV Eintracht Frankenhain) in der Single-Mixed-Staffel. In einem spannenden Wettkampf präsentierte sich das Duo aus Thüringen in starker Form. Buschsieweke, die in ihrer zweiten Runde aufgrund der oben beschriebenen Herzproblematik kurzzeitig Tempo herausnehmen musste, übergab dennoch als Zweite an Julius Hofmann. Der Schlussläufer zeigte eine beeindruckende Leistung, baute den Vorsprung auf die Verfolger aus Ägypten weiter aus und brachte das Team bis auf 4.1 Sekunden an die Goldmedaille heran. Trotz des knapp verpassten Sieges war die Freude über Silber groß - zumal Buschsieweke und Hofmann zu den jüngsten Teams im gesamten Starterfeld zählten.

Silberläufe, die im Gedächtnis bleiben

Nach all den Unsicherheiten, gesundheitlichen Sorgen und organisatorischen Hürden fühlte sich der Moment auf dem Podest beinahe unwirklich an - ein Traum, der trotz widriger Umstände Wirklichkeit wurde. „Mein Weg zu dieser WM war von sehr, sehr vielen tiefen Tälern geprägt und ich weiß, dass nur wenige so lange an ihrem Traum festgehalten hätten“, so Edith Buschsieweke. Auf die Frage, was die Zukunft bringt, antwortet die Sportlerin mit einem Lachen: „Jetzt ist es Zeit für was Neues.“

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