World Cleanup Day
Ehrenamtliche sammeln in Langquaid über 113 Kilo Müll

Wenn die gesamte Welt zusammen anpackt und gemeinsam Müll sammelt, ist World Cleanup Day. Seit 2018 gibt es diesen einen Tag im September, an dem ganz viele Menschen aufräumen und der Natur ein wichtiges Detox gönnen. So auch in Langquaid, wo sich am Samstag engagierte, höchst motivierte und umweltbewusste Aufräumer am Rathaus getroffen haben. Auch neue Interessierte waren gekommen, um aktiv für den Umweltschutz ein Zeichen zu setzen. Was die Organisatoren besonders freut: Sie alle haben bei Traumwetter den Liegestuhl gegen Sammelequipment getauscht.
Für die Langquaider Initiative Cleanup Langquaid war es bereits die sechste Teilnahme an diesem Aktionstag. Auch Bürgermeister Herbert Blascheck war der Einladung gefolgt und ist seit 2020 jährlich mit am Start. „Man kann tolle Tage und Logos erfinden, aber funktionieren wird es nur mit den richtigen Leuten, die sich aus Überzeugung engagieren“, so das Marktoberhaupt. Vom Rathaus ausgehend schwärmten verschieden große Teams in unterschiedliche Richtungen aus. Am Marktweiher, Schul- und Bahnhofsgelände, auf dem Marktplatz und anderen zuvor geplanten Routen waren die Ehrenamtlichen mit Müllgreifern und Eimern unterwegs. Bei größeren Veranstaltungen gibt es kleine Routenkärtchen. Jedes Sammelteam wählt sich aus den Vorschlägen eine bevorzugte Route aus, auf der anschließend jeglicher Müll aufgesammelt wird. Obwohl sich die Gruppe jeden dritten Samstag zur gemeinschaftlichen Sammelrunde trifft, wurden alle bereits nach den ersten Schritten fündig.
Kleine Abfälle, knapp zwei Zentimeter lang, haben das Potenzial, großen Schaden in der Natur anzurichten. Die Rede ist vom weltweit am häufigsten gefundenen Abfall: dem Zigarettenstummel. Nur ein einziger kann bis zu 1.000 Liter Wasser verunreinigen und bis zu 7.000 schädliche Substanzen können darin enthalten sein. Befragt man Teilnehmende zum Ende der Aktion, kommt ausnahmslos die gleiche Reaktion: „Kippen haben wir am meisten gefunden.“ Bei keiner Art von Müll hat sich das Wegschnippen und dessen Akzeptanz, trotz großer Schädlichkeit, derart etabliert.
6.900 Stummel wurden insgesamt in teils mühevoller Sisyphusarbeit aufgesammelt. Dort, wo seitens der Initiative Kippenboxen zur Entsorgung der Stummel aufgehängt wurden, fanden sich deutlich weniger Stummel auf dem Boden. Diese Feststellung zeigt, dass durch Thematisierung ein wachsendes Umweltbewusstsein geschaffen werden kann und unbedingt erforderlich ist. Ist das Auge auf Müll geschult, so fällt auch auf, wie viel Unrat sich in Kopfsteinpflaster, Wiesen, Gebüsch und an Straßenrändern befindet. Die Sammeleimer füllten sich daher wieder besonders schnell. Von Bäckerei- und Metzgereitüten, Verpackungen von Softgetränken, Zigarettenschachteln, Scherben, gefüllten Hundekotbeuteln, vielen Taschentüchern und anderen Verpackungen wurde Wohlstandsmüll jeglicher Art gefunden.
Zum alltäglichen Müll gesellte sich auch wieder Kurioses. Ein Sammelteam berichtete von einem romantischen Set - gefunden am Feldrand Richtung St. Koloman: eine Flasche Bier, Reste von Nudelsalat, Rotwein, Kondome sowie eine Parfümflasche. Andere fanden Damenschlüpfer, Schnuller, eine volle Senfflasche, Glasreiniger, Schlafmaske und Zaunteile.
Behälter mit Flüssigkeiten lagen rum
Ein Fund brachte Unglaubliches zutage: Verkehrsschilder jeglicher Art, die immer wieder im Landkreis verschwinden. Teilweise noch mit den zugehörigen Schrauben entwendet und abgelegt auf einem nicht einsehbaren Grünstreifen. Mittlerweile von Gras bewachsen, wurden sie geborgen und mittels Fahrradanhänger zum Treffpunkt transportiert. Unweit davon befanden sich auch ein Autokennzeichen, Automatten sowie die leeren Behältnisse von Kfz-Flüssigkeiten. Die beschmutzten Straßenschilder wurden seitens der Initiative gereinigt, bevor sie an die entsprechenden Stellen zurückgegeben wurden.
Insgesamt konnte die Natur durch Teamarbeit von 113,7 Kilo Müll befreit werden. Solche Sammelaktionen verhelfen nicht nur zu einem ästhetischen Umfeld, sondern tragen zu einer gesünderen Umwelt und einem respektvollen Zusammenleben bei. Im Anschluss an die Aktion war bei der vom Markt Langquaid spendierten Brotzeit ausreichend Zeit für Austausch und Beisammensein.
Weitere Funde: In der Natur abgelegt wurden außerdem die Schublade eines Tiefkühlschranks (2,5 Kilo), Kunststoffteile eines Staubsaugers und weitere große Plastikteile (sechs Kilo), ein Kopfkissen und teils verrottete und schimmelige Arbeitskleidung (13,9 Kilo), Metallteile 8,9 Kilo, Glasscherben und Draht 4,9 Kilo, Kronkorken 350 Gramm.