Auftritt bei „Wetten, dass..?“

Vor 30 Jahren elektrisierte Michael Jackson die TV-Nation

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Michael Jackson am Geländer der Hebebühne in der Duisburger Rhein-Ruhr-Halle am Abend des 4. November 1995. (Archivbild)

Michael Jackson am Geländer der Hebebühne in der Duisburger Rhein-Ruhr-Halle am Abend des 4. November 1995. (Archivbild)

Von dpa

Es war ein Abend, der die Welt veränderte. In Tel Aviv wurde heute vor 30 Jahren - am Abend des 4. Novembers 1995 - der israelische Ministerpräsident Izchak Rabin ermordet, was den Oslo-Friedensprozess und die Situation in Nahost schwer erschütterte. In Deutschland beschäftigte an jenem Abend Millionen Menschen erst mal ein ganz anderes Thema.

Bei „Wetten, dass..?“ in Duisburg war Michael Jackson zu Gast. Vor allem sein zweiter Auftritt innerhalb der Samstagabendshow, bei dem sich der Superstar zu verausgaben schien, brannte sich ins kollektive TV-Gedächtnis ein.

Jackson riss sich beim „Earth Song“ - der Auftritt begann gegen 21.45 Uhr - sein Shirt unter dem weißen Hemd auf und sprang auf einen Hubwagen, der ihn hoch in die Halle hob. Windmaschine und Kunstnebel ließen das Spektakel überirdisch erscheinen.

«I love you all» - viel mehr sagte der «King of Pop» nicht ins Mikrofon von Moderator Thomas Gottschalk. (Archivbild)

«I love you all» - viel mehr sagte der «King of Pop» nicht ins Mikrofon von Moderator Thomas Gottschalk. (Archivbild)

Der Auftakt des Songs hatte inszenatorisch etwas von einem Außerirdischen: Eine Weltkugel schwebte per Computeranimation ins TV-Bild, Jackson erschien erst so im Bild, als sei er gar nicht in der Halle in Duisburg. Großes Kreischen. Und dann war er leibhaftig da, sang die pathetische Hymne samt Gospelchor.

Das Interview danach mit Thomas Gottschalk fiel dürftig aus. Eigentlich sagte Michael Jackson nur: „I love you all.“ Frage des Moderators: „Do you like it in Germany?“ - Antwort: „I love it!“ Und der Weltstar verschwand.

Gottschalk - damals 45 Jahre alt - versuchte wieder Ruhe in die Rhein-Ruhr-Halle zu bekommen, mit einem Satz, der in heutigen Streamingzeiten überholt scheint: „Ihr könnt am Montag noch mal zu Hause angucken, dann wird's wiederholt.“

In der Show, die in die Fernsehgeschichte einging, gab es natürlich auch andere Gäste als den „King of Pop“. Zu denen gehörten etwa der Musical-Komponist Andrew Lloyd Webber sowie Gerhard Schröder mit seiner damaligen Frau Hillu (eigentlich Hiltrud).

„Ich bin genauso aufgeregt wie die meisten hier“, sagte Schröder, damals Ministerpräsident von Niedersachsen, der drei Jahre später Bundeskanzler wurde, noch vor dem Auftritt des „King of Pop“.

„Wetten, dass..?“ hatte wie gewohnt um 20.15 Uhr begonnen und war schon seit Tagen das Medien- und Gesprächsthema Nummer eins in Deutschland. „Viele hatten gewettet, er kommt nicht. Ich kann Ihnen sagen, er ist da“, steigerte Gottschalk gleich zu Beginn der Show die Spannung bei den 1.500 Gästen in der Halle, den vielen Fans vor der Halle und den rund 18 Millionen gemessenen Zuschauerinnen und Zuschauern vor den Fernsehgeräten.

Um 21.20 Uhr kam Jackson dann das erste Mal auf die Bühne und spulte eine Choreographie ab zur „Dangerous“-Version seines damals neuen Albums „History“.

Die Nachrichtenagentur dpa schrieb am Folgetag in einem Bericht zur Show: „Die Fans toben - und fiebern der zweiten Nummer entgegen. Vor der Halle verfolgen gut 2.000 Jugendliche bei eisiger Kälte auf einer Großleinwand das Geschehen. Viele hatten versucht, auf dem Schwarzmarkt für Preise bis zu 400 Mark Karten für die ausverkaufte Show zu ergattern. "Aber es ist schöner, hier zu sein und die Atmosphäre mitzubekommen, als allein vorm Fernseher zu sitzen", meint die 16-jährige Tanja aus Dortmund. Mit der Weltpremiere des "Earth Song" sprengt der Popstar eine halbe Stunde später fast die "Wetten, dass..?"-Show. Als sich der tanzende Sänger sein T-Shirt zerreißt und sich mit entblößtem Oberkörper auf einer Hebebühne in akrobatischen Posen zeigt, sind viele kurz vorm Ausflippen.“

Am selben Abend erschüttern mehrere Eilmeldungen aus Israel die Welt, darunter im dpa-Ticker die Schlagzeilen „Schüsse auf den israelischen Ministerpräsidenten in Tel Aviv“ und „Rabin wird operiert - Von drei Kugeln getroffen und schwer verletzt“.

Wenige Minuten nach dem Ende von „Wetten, dass..?“ geht die dpa-Blitzmeldung (die höchstmögliche Dringlichkeitsstufe einer Nachricht) in die Welt: „Der israelische Ministerpräsident Izchak Rabin ist tot.“

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

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