Judentum
Von Nazis verwüstete Münchner Synagoge wieder saniert

Sven Hoppe/dpa
Die 1931 errichtete Synagoge in der Münchner Reichenbachstraße wurde nun nach alten Vorlagen möglichst originalgetreu saniert.
Knapp 87 Jahre nach der Verwüstung durch die Nationalsozialisten ist die Synagoge Reichenbachstraße in München umfassend restauriert worden. „Die Reichenbachschul ist auferstanden. Sie hat Überlebenswillen bewiesen. Eine der wahrhaft schönsten Synagogen der Moderne ist gerettet“, sagte die Initiatorin des Projekts, Rachel Salamander, anlässlich einer feierlichen Zeremonie mit mehr als 400 Gästen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wurden dazu erwartet.
Salamander verwies auf die Geschichte. Der Architekt Gustav Meyerstein hatte die Reichenbachschul 1931 im Stil des Neuen Bauens errichtet. Bei den Novemberpogromen von 1938 wurde sie stark beschädigt. 1947 wurden die Räumlichkeiten provisorisch instand gesetzt und bis zur Fertigstellung der großen Ohel Jakob Synagoge 2006 genutzt. Danach stand das Haus leer.
Nun wurde die Synagoge auf Betreiben Salamanders so originalgetreu wie möglich wieder hergestellt, im minimalistischen Stil mit schlichten Holzbänken, farbigen Wänden und farbigen Bleiglasfenstern, auf denen rituelle Gegenstände und Psalmen zu sehen sind. Herzstück ist der Thoraschrein, vor dem ein gewebter Stoff der Bauhaus-Künstlerin Gunta Stölzl (1897-1983) hängt.
Nun gelte es, das vom Münchner Vorkriegsjudentum verbliebene Erbe wieder seiner vollen Würde zuzuführen, betonte Salamander. Es sei hohe Zeit, die
bedrückte und von Traumata beladene Atmosphäre der Nachkriegszeit hinter sich zu lassen und den Menschen von damals mit der Synagoge eine Stimme zurückzugeben. „Das heißt, ein Stück Geschichte zu heilen.“
Finanziert wurde das 14 Millionen Euro teure Vorhaben von der Bundesrepublik, dem Freistaat Bayern und der Stadt München. 10 Prozent steuerte der Verein bei. Neben Merz und Söder wurden zur Einweihung auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erwartet, ebenso wie die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch und der Pianist Igor Levit.