Naturschutz

Im Isarauwald im Landkreis Dingolfing-Landau finden sich wahre Schätze

Der zweite Teil der "Natura 2 000"-Serie, in der insgesamt drei ausgewählte Gebiete näher vorgestellt werden, ist stark geprägt von der Dynamik des Flusses.

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Die Isar ist ein weitgehend gebändigter Wildfluss.

Die Isar ist ein weitgehend gebändigter Wildfluss.

Von Redaktion Landau

Im Landkreis gibt es acht "Natura-2000-Gebiete" - Lebensräume für seltene und geschützte Tiere und Pflanzen wie den Schwarzspecht, den Feuersalamander oder wilde Orchideenarten. In einer gemeinsamen Artikelserie stellen die Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern (angesiedelt am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landau/Pfarrkirchen/AELF), die untere Naturschutzbehörde und die Umweltstation des Landkreises in den kommenden Wochen drei ausgewählte Gebiete näher vor.

Den Anfang machen die Auen entlang der unteren Isar, die in ihrer Vielfalt von der ursprünglichen Dynamik des Flusses stark geprägt wurden. Das besondere an "Natura 2 000" ist, dass diese Gebiete in ein europäisches Schutzgebietsnetz integriert sind. Durch diese Vernetzung ist ein großer europäischer Biotopverbund entstanden, der die biologische Vielfalt europaweit erhält.

Der Halsbandschnäpper
Der Halsbandschnäpper
Der Halsbandschnäpper
Das Gebiet ist durch ein Mosaik aus Wald, Wasser und Offenlandflächen gekennzeichnet.
Das Gebiet ist durch ein Mosaik aus Wald, Wasser und Offenlandflächen gekennzeichnet.
Das Gebiet ist durch ein Mosaik aus Wald, Wasser und Offenlandflächen gekennzeichnet.
Der Schwarzspecht
Der Schwarzspecht
Der Schwarzspecht

Die Isar ist ein weitgehend gebändigter Wildfluss. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die untere Isar vor allem zum Schutz vor Hochwasser, aber auch zur Land- und Energiegewinnung befestigt, begradigt, eingedämmt und letztlich in eine Kette von Stauseen umgewandelt. Trotzdem besitzt sie mit ihren begleitenden Hart- und Weichholzauen noch immer ein breites Spektrum an wertvollen Arten und Lebensräumen. Im Bereich des „Natura-2000-Gebiets” wurden zur Verbesserung des Zustands dieser wertvollen Lebensraumtypen in den vergangenen Jahren umfassende Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. So wurde der Isar ihre ursprüngliche Fließdynamik zumindest in Teilbereichen zurückgegeben. Nun kann sie unterhalb der Staustufen Landau und Ettling wieder freier fließen. Es wurden Uferverbauungen entfernt, Kiesbänke und Flachwasserzonen entwickelt und damit Lebensräume für strömungsliebende und kieslaichende Fischarten geschaffen. Dort sind unter anderem kiesige Flachwasserzonen als Kinderstube für typische Isarfische wie die Nase und Barbe entstanden.

Wechsel von Überflutung und Trockenfällen

Das Besondere an dem etwa 19 Kilometer langen Isarabschnitt sind vor allem die großflächigen Auwälder, Isar-Altarme und Bäche. Als Aue wird das Land entlang von Bächen und Flüssen, bezeichnet. Diese Lebensräume sind durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen geprägt. Durch die Dynamik der Isar stellen sie regelrechte Hotspots der Artenvielfalt dar.

Bei einer Begehung des Gebietes mit Tobias Schropp, Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern und Matthias Walch von der unteren Naturschutzbehörde, wollen die Akteure dazu mehr herausfinden. An diesem sonnigen Frühlingsmorgen an der Isar hört man bereits beim Näherkommen das melodische Konzert verschiedener Vogelarten. Walch weist darauf hin, dass „über die Hälfte der landkreisbedeutsamen Vogelarten hier ihren Lebensraum haben.”

Eine davon sei zum Beispiel der selten gewordene Halsbandschnäpper, ergänzt Schropp, dem der kleine schwarz-weiße Zugvogel, mit dem namensgebenden Halsband, besonders ans Herz gewachsen ist. Frühestens Mitte April kehrt er wieder aus dem tropischen Afrika in die heimischen Wälder zurück und ist dann auf der Suche nach noch freien Bruthöhlen. Dort nutzen ihm nicht nur die vom AELF zusätzlich angebotenen Nisthilfen, sondern auch vorkommende Höhlen in Bäumen.

Während sich die beiden deshalb über die besondere Vielfalt an verschiedenen Strukturen in diesem „Natura-2 000-Gebiet” austauschen, begegnen ihnen immer wieder Spaziergänger. Eine davon ist Ulrike Petzenhauser, die mehrmals wöchentlich im Isarauwald unterwegs ist. Auf die Frage, was die Isar für sie so besonders macht, erklärt sie: „Die Isar ist ein wunderschöner Fluss mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Viele kleine Inseln und Kiesbänke sind Lebensraum für eine Vielfalt an Tieren.” Dann ergänzt sie lächelnd „Hier kann ich mich erholen, entspannen, den Kopf freibekommen und Kraft tanken. Es ist ein idealer Ausgleich zum Alltag.” Damit bringt sie auf den Punkt, was „Natura-2 000-Gebiete” auch bieten. Sie sind nicht nur verbindende Biotop-Trittsteine und Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen, sondern bieten auch Räume zur Erholung und zum Naturerlebnis für Menschen.

Aber wie ist das mit der Freizeitnutzung in den Gebieten? Ist das denn erlaubt, wenn es doch ein Schutzgebiet ist? „Ja, das darf man” meint Walch. Allerdings betonen beide Naturschützer, wie wichtig der respektvolle Umgang mit der Natur sei.

Nicht nur auf die Belange der Grundstückseigentümer und Nutzungsberechtigten sei Rücksicht zu nehmen, sondern jeder habe die Verantwortung, achtsam mit der Natur umzugehen. „Wer auf den Wegen bleibt, seinen Hund anleint, keinen Müll hinterlässt und sich ruhig verhält, macht es richtig” fasst Walch zusammen.

Auch Petzenhauser stimmt dem nachdenklich zu „Wir sollten uns wirklich glücklich schätzen, eine solch wunderbare Umgebung mit Auwäldern und Gewässern direkt vor der Haustür zu haben. Deshalb müssen alle zusammenhelfen, nicht nur die Bewirtschafter und Behörden, sondern auch wir, die wir hier gern unterwegs sind. Damit diese herrliche Landschaft auch so wunderbar bleibt.”

Enge Verzahnung der Biotope

Das Gebiet ist durch ein Mosaik aus Wald, Wasser und Offenlandflächen gekennzeichnet. Diese enge Verzahnung der unterschiedlichen Biotope bietet vielen Auwaldbewohnern einen idealen Lebensraum. Um einige dieser Tiere und ihr Zuhause kennenzulernen, bietet die Umweltstation Dingolfing-Landau in Kooperation mit unterer Naturschutzbehörde und dem AELF Landau/Pfarrkirchen am Donnerstag, 15. Mai, um 18.30 Uhr, die Führung „Schätze im Isarauwald - Natura 2000 erleben” an. Dabei kann man Matthias Walch und Tobias Schropp auf dem etwa zweistündigen abendlichen Spaziergang durch die „Landauer Wiesen” begleiten und mehr über die Heimat von Bechsteinfledermaus, Gelbbauchunke und Co. erfahren. Der Weg hat eine Länge von etwa vier Kilometern und ist mit festem Schuhwerk begehbar. Treffpunkt ist der Parkplatz an der „Frammeringer Isarbrücke” (rechte Isarseite). Eine Anmeldung bei der Umweltstation Dingolfing ist auf der Webseite der Umweltstation oder per Telefon unter 08731/87-253 notwendig.

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