Moosbilder

Eine Passauerin mit famoosem Geschäft

Christine Strenz stellt seit mehr als zehn Jahren Moosbilder in ihrer Werkstatt in Passau her. Zunächst fertigte sie nur für Verwandte und Bekannte, mittlerweile erhält sie auch große Aufträge.

Bis zu vier große und acht kleine Moosbilder fertigt Christine Strenz pro Woche.

Bis zu vier große und acht kleine Moosbilder fertigt Christine Strenz pro Woche.

Von Redaktion Wirtschaft

Lichtstrahlen fallen durch die großen Fenster auf die beigen Wände. Blickfang ist die Dekoration: Bilder aus Moos - rund, sechseckig, als Uhr oder Regenbogen. In der Werkstatt in Passau riecht es erdig und nach Leim. Christine Strenz steht an ihrer Werkbank, eine graue Schürze umgebunden und schwarze Arbeitshandschuhe übergestreift, fertigt sie ein Moosbild. Vor mehr als zehn Jahren hat sie sich mit ihrer Firma Strenz Living selbstständig gemacht. Sie erzählt ihren Weg dorthin.

Vor 15 Jahren sahen Strenz und ihr Mann in einer Cafeteria in Mailand eine Wand aus Moos. "Zu dieser Zeit haben wir ein Haus gebaut und ich dachte, das wäre doch großartig für uns", sagt Strenz. Sie nimmt Kontakt mit einem Italiener auf, der sich mit der Innenraumbegrünung auskennt. Nach langem Zureden schickt er Strenz ein Paket mit Moos. Kurz darauf gestaltet sie ihre ersten Bilder, zunächst für ihr eigenes Haus, dann als Geschenk für Verwandte und Bekannte. Jedes Mal sei die Reaktion ein "Oho" oder "Wo gibt es denn sowas?" gewesen.

Das Nischenprodukt wird immer mehr zum Trend

Damals arbeitete die gelernte pharmazeutisch-technische Assistentin im Optikgeschäft ihres Mannes, startete aber dann als Einzelkämpferin mit kleinen Mooswerken. Bilder mit Schriftzügen lässt sie sich sogar patentieren. Dann erhält sie den ersten großen Auftrag: die Ausstattung eines Supermarktes in Passau. Ihr Ehrgeiz ist geweckt und Strenz geht in die Vollen: Sie meldet ihre Firma Strenz Living an.

Die dunkle Garage der Familie Strenz wandelt sich zur Werkstatt mit Glasfassade, großem Schreibtisch und Werkbank, über der fein säuberlich aufgereiht Sägen und Hammer hängen.

"Ich musste viel Lehrgeld zahlen", sagt die 50-Jährige über die Anfänge ihres Geschäfts. Mooskunst sei damals noch Neuland gewesen. Kundschaft musste akquiriert werden, aber auch Lieferanten, denn Moos sei nicht gleich Moos, erklärt Strenz. Sie habe lange suchen müssen, bis sie einen Lieferanten für Premium-Islandmoos gefunden hatte. Islandmoos ist eine Flechte, die vor allem in Skandinavien wächst und geerntet wird. Sie gilt als besonders haltbar. Mittlerweile findet aber nicht nur Moos den Weg auf Strenz' Werkbank, sondern auch grüne Farne, bunte Gräser, Treibhölzer und Rinden.

Eins ist laut Strenz heute wie zu den Anfangszeiten ihres Geschäfts gleich: "Kaum jemand kennt Moosbilder." Der zunehmende Fokus auf Nachhaltigkeit mache das Nischenprodukt jedoch immer mehr zum Trendprodukt.

Handarbeit und Haltbarkeit haben ihren Preis

Strenz nimmt Aufträge auf Anfrage entgegen und verkauft auch Bilder über ihren Onlineshop. Aktuell beschäftigt sie zwei Angestellte. Eine Mitarbeiterin kümmert sich um die Visualisierung und ein weiterer bearbeitet die Rahmen und Platten für die Bilder.

Kunden senden zunächst ihre Wünsche und Fotos ihrer Wand an Strenz. Sie visualisiert anschließend ihre Ideen mit einem Software-Programm, bis der Kunde zufrieden ist. Platten und Rahmen werden entsprechend der Visualisierung zugeschnitten. Dann beginnt das "Moosen".

In einer großen Schüssel neben Strenz häuft sich ein Berg grünes Moos. Daneben steht Strenz' selbst gemischter Kleber. Das Moos ist ballenförmig und hat eine schwammähnliche Textur. Vor Strenz liegt ein quadratischer Rahmen aus Holz. Mit einem Pinsel tupft sie große Kleckse Kleber in den Rahmen. Dann klebt sie Moosballen für Moosballen entsprechend ihrer Visualisierung auf. Nach etwa einer Stunde ist ein kleines Moosbild entstanden.

Strenz stellt Werke in verschiedenen Größen und Farben her. Egal, ob filigrane Firmenlogos oder große Mooswände. Egal, ob blau, rot, weiß, schwarz oder klassisch grün. An einem Quadratmeter arbeitet Strenz oft über einen Tag. Bis zu vier große und acht kleine Bilder schafft Strenz in einer Woche.

Doch das Ganze hat seinen Preis: 650 Euro pro Quadratmeter. Kleine Geschenkbilder gibt es bereits ab etwa 60 Euro. Der Preis rechtfertige sich vor allem durch die Qualität. Gerade diese hebe ihre Firma von der Konkurrenz ab, sagt Strenz.

Die Qualität der Materialien, die Handarbeit und Haltbarkeit machen die Werke zu langlebigen Einzelstücken. Moosbilder sind Strenz zufolge nachhaltig, da sie aus nachwachsenden Materialien gefertigt sind. Islandmoos könne sogar das Raumklima regulieren. Außerdem benötigen die Bilder keine Pflege und würden auf die Betrachter erholsam wirken. "Ich wollte immer etwas machen, was Menschen glücklich macht", sagt sie über ihr Geschäft.

Die Passauer Unternehmerin glaubt, dass der Markt für Moosbilder noch lange nicht gedeckt ist. "Es wird immer großzügiger und offener gebaut. Da wirkt Moos schallhemmend", sagt sie.

Mittlerweile stattet Strenz ganze Supermärkte, Büros und Hotels mit Mooswänden aus. Zu ihren bekanntesten Kunden zählen der Lebensmitteleinzelhändler Edeka und der IT-Dienstleister MSG in Passau. Sie erhält Aufträge aus Österreich, Italien, der Schweiz und Spanien.

Heute kann sie gut von ihrer Kunst leben, sagt sie. Umsatzzahlen will Strenz nicht nennen. In Zukunft möchte sie noch mehr in Kontakt mit Schreinern und Architekten treten, die bereit sind, ihre kreativen Ideen umzusetzen.

Zur Autorin: Anna Seeber studiert an der Universität Passau Journalistik und strategische Kommunikation. Ihr Beitrag ist in einer Lehrredaktion entstanden, die in dem Studiengang integriert ist. Die Lehrredaktion wird von Redakteuren unserer Mediengruppe betreut.

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