Fußball-Bundesliga
Watzke kein BVB-Geschäftsführer mehr - Versöhnung mit Lunow
Borussia Dortmunds langjähriger Clubchef Hans-Joachim Watzke hat sich auf der BVB-Mitgliederversammlung emotional zu den Missbrauchsvorwürfen gegen einen langjährigen Mitarbeiter in den 1990er-Jahren geäußert. „Das ist etwas, was mich tief getroffen hat“, sagte Watzke bei seinem letzten Bericht als Geschäftsführer der BVB-Kapitalgesellschaft.
In den vergangenen Wochen hatten sich mehrere Betroffene zu Wort gemeldet und ihr Schicksal öffentlich gemacht. „Da wird einem einfach nur schlecht. Man erschaudert“, sagte Watzke weiter und sprach den Betroffenen ein „tief empfundenes Mitgefühl“ aus.
Zwei Anwaltskanzleien seien damit beauftragt worden, die Fälle aufzuarbeiten. „Wenn es Versäumnisse gegeben hat - und die hat es offenbar gegeben - dann werden wir die abstellen. Denn sowas darf es bei Borussia Dortmund nicht mehr geben“, sagte der 66-Jährige weiter.
Watzke schied am Sonntag als Geschäftsführer der BVB KGaA aus und sollte zum Präsidenten des Stammvereins gewählt werden. Kritik an der Aufarbeitung der Vorwürfe hatte er zuvor bereits zurückgewiesen. Er habe das Thema nach der ersten Konfrontation an den damaligen Präsidenten Reinhard Rauball weitergeleitet, „weil das ein e.V.-Thema war“, hatte Watzke in einem Interview des Fanzines „schwatzgelb.de“ mit Verweis auf den eingetragenen Verein gesagt.
Rauball habe ihm dann einige Wochen später auf Nachfrage gesagt, dass sich alles geklärt habe. „Der Beschuldigte wurde danach wieder mehrfach in den Ältestenrat gewählt und ist ab 2012 Angestellter des e.V. geworden. Das Thema war für mich danach erledigt, weil ich davon ausgegangen bin, dass die Vorwürfe ausgeräumt wurden.“ Der Mann arbeitet nicht mehr für den BVB.

Bernd Thissen/dpa
Reinhold Lunow und Hans-Joachim Watzke lieferten sich im Sommer einen öffentlichen Streit um die Wahl zum BVB-Präsidenten
Die Präsidenten-Wahl verzögerte sich indes aufgrund technischer Probleme. Die gesamte Veranstaltung hatte deshalb mit einer Stunde Verspätung begonnen. Damit theoretisch alle der 238.000 Mitglieder digital abstimmen konnten, fand die Mitgliederversammlung erstmals in hybrider Form statt. Allerdings streikte dabei zunächst die Technik, so dass die Tagesordnung geändert und einzelne Punkte ohne Abstimmung vorgezogen wurden.
Aus der Fanabteilung kam auch schnell Kritik am Vorlauf der Präsidenten-Wahl auf. Vorstandsmitglied Tobias Westerfellhaus sprach unter dem riesigen Applaus der anwesenden Mitglieder von „fragwürdigen Wendungen in einem Wahlkampf, der am Ende kein Wahlkampf war“. Die Fanabteilung des BVB zielte damit auf den öffentlichen Streit im Sommer ab, der nach der überraschend angekündigten Kandidatur Lunows entstanden und erst nach dessen Rückzug beendet worden war. „Diese Monate haben gezeigt, dass unser Verein dringend Veränderungen benötigt“, sagte Westerfellhaus.
Watzke und Lunow demonstrierten allerdings öffentlich Einigkeit und gingen aufeinander zu. „Lieber Reinhold Lunow: Du hast mich immer unterstützt und warst da, als wir in den Abgrund geblickt haben. Dafür möchte ich dir heute auch ganz herzlich danken“, sagte Watzke in seiner Abschiedsrede.
Lunow reagierte gerührt. „Wir haben viele Sachen gemeinsam gemacht. Dass es in letzter Zeit Schwierigkeiten gab, dass wir auseinander gebracht worden sind, das war nicht unbedingt unsere persönliche Schuld. Das lag auch an Leuten im Umfeld, die das befeuert haben. Das war nicht nötig“, sagte der 72-Jährige unter Tränen.












