ATP Finals
Happy End beim „Showturnier“? Zverev mit Frust zum Davis Cup

Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa
Alexander Zverev kann nur schwer fassen, dass er bei den ATP Finals in der Vorrunde gescheitert ist.
Nach dem frühen Scheitern beim Turnier der Besten wirkte der tief gefrustete Alexander Zverev urlaubsreif. Vermutlich wäre der deutsche Tennisstar auch gerne schon jetzt auf die Malediven geflogen, um in seinem geplanten Urlaub unter Palmen die für ihn „unglaublich unbefriedigende“ Saison schnell zu vergessen. Doch Zverev packt nach den ATP Finals noch mal den Schläger aus, denn ihm bietet sich eine letzte Chance auf einen versöhnlichen Abschluss: ein historischer Triumph im Davis Cup.
Der Weltranglistendritte will bei der Endrunde in der kommenden Woche in Bologna für den ersten deutschen Sieg im Mannschafts-Wettbewerb seit 32 Jahren sorgen. Das würde auch seine persönliche Jahres-Bilanz aufhübschen - doch das ist nicht der Hauptgrund für sein Davis-Cup-Comeback sechs Tage nach dem Vorrunden-Aus bei den ATP Finals in Turin.
„Ich spiele, weil die Jungs mich gebeten haben“, erklärte der 28-Jährige. Seine Teamkollegen um Jan-Lennard Struff (35) hätten im Herbst ihrer Karrieren für diesen Coup „nicht mehr viel Zeit“, meinte er: „Und dann habe ich halt gesagt: Okay, dann spiel' ich halt einmal.“ Er selbst kann dem Wettbewerb in seinem aktuell Format mit dem Final 8 an einem Ort nur wenig abgewinnen: „Es ist im Grunde ein Showturnier, das man Davis Cup nennt.“
Viel lieber hätte er ohnehin bei den ATP Finals triumphiert. Doch von einem dritten Sieg beim Prestigeturnier nach 2018 und 2021 war der Hamburger weit entfernt. Und das nicht nur, weil die beiden Finalisten Carlos Alcaraz und Jannik Sinner auf einem ganz anderen Niveau spielten. Beim verlorenen Gruppen-Endspiel ums Halbfinale gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime zeigte der Olympiasieger von 2021 vor allem im zweiten Satz bedenklich viele Fehler und Unkonzentriertheiten.
Tennis-Ikone Boris Becker wollte eine „mentale Blockade“ bei der deutschen Nummer eins erkannt haben. Die 4:6, 6:7 (4:7)-Niederlage habe weniger tennisspezifische Gründe gehabt, meinte der Sky-Experte. Zverev sei am Ende „fast total verkrampft“ gewesen: „Er kam mit dem Druck nicht klar, mit der Erwartungshaltung.“
Darauf in der Presskonferenz angesprochen, seufzte Zverev kurz und antwortete betont gelangweilt: „Wenn das seine Meinung ist. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf seine Kommentare.“ Vor Wochen hatte er im „Bild“-Interview gesagt, dass Becker „so ein bisschen nach Aufmerksamkeit sucht, und die bekommt er über mich. Das ist leider so. Aber das ist mir inzwischen Latte.“
Becker (57) gibt zu, dass die Beziehung zu Zverev aktuell „etwas kühler“ sei, dabei sei er „im Herzen sein größter Fan“. Der sechsmalige Grand-Slam-Turniergewinner bescheinigte Zverev gar ein „extrem gutes Jahr“ und meinte: „Er ist immer noch einer der besten Tennisspieler der Welt. Es gibt tausend Tennisspieler, die gerne auf seiner Position wären.“
Für Zverev selbst fühlt es sich zurzeit aber anders an. „Die Tennissaison ist lang, mit vielen Ups and Downs. Aber für mich gab es diesmal nicht viele Ups“, sagte er. Den erhofften ersten Grand-Slam-Turniersieg holte der Australian-Open-Finalist nicht, einzig beim Heim-Turnier im April in München konnte er triumphieren. Immer wieder setzte es körperliche Rückschläge, der Rücken war ein Dauerproblem. Gesund und fit zu bleiben, habe deswegen „Priorität Nummer eins“ für das nächste Jahr.
Wie er sich spielerisch nochmal verbessern will, um den aktuell fast aussichtslos erscheinenden Kampf mit den zwei Ausnahmekönnern Alcaraz und Sinner aufzunehmen, ließ Zverev in der Stunde der Enttäuschung offen. Dass ihn Toni Nadal, der Onkel und Ex-Erfolgscoach von Spaniens Tennis-Held Rafael Nadal, bei den Australian Open im Januar unterstützt, wie von Zverev vor Monaten gewünscht, ist sehr fraglich.
Klar scheint, dass Becker für die Rolle als Zverevs Supercoach nicht mehr infrage kommt. Der Ex-Star glaubt, dass die Konstellation mit dem Vater als Trainer, Bruder als Manager und der Mutter als Ratgeberin ein festgefahrenes Umfeld sei, in das sich „kein neuer Trainer traut. Das ist das nächste Problem“, sagte Becker.











