30 Jahre auf der Bühne

Wie Doctor Döblingers Kasperltheater bis heute Kinder verzaubert

Mit bayerischem Charme und humorvollen Geschichten zaubert Doctor Döblingers Kasperltheater seit 30 Jahren Lachen in die Gesichter von Kindern und Erwachsenen. Ein Blick hinter die Kulissen.

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Die Szenerie im Kasperltheater kann vielseitig sein. Doch der Star, der Kasperl, darf natürlich nie fehlen. Hier in einem Stück mit Prinzessin Heike und Seppl.

Die Szenerie im Kasperltheater kann vielseitig sein. Doch der Star, der Kasperl, darf natürlich nie fehlen. Hier in einem Stück mit Prinzessin Heike und Seppl.

Von Elisabeth Eppel

Das Licht wird gedimmt, Kinder rutschen ungeduldig auf ihren Stühlen hin und her. "Kasperl, Kasperl!", rufen sie, ihre Stimmen überschlagen sich vor Vorfreude. Dann erfüllt ein kräftiges "Servus!" die Bühne. Die Kinder klatschen begeistert, die Eltern lachen - der Kasperl ist da. Seit 30 Jahren gelingt es Doctor Döblingers geschmackvollem Kasperltheater, solche Momente voller Magie zu zaubern.

Die Bühne ist ein kleines Kunstwerk für sich: Bunt bemalte Holzrahmen mit Pilzen und Mustern rahmen die Szenerie ein, der Vorhang leuchtet gelb, darunter schimmert ein hellblaues Tuch. Das Licht, gezielt auf die Bühne gerichtet, lässt die Figuren lebendig wirken.

Im Dezember 2024 steht in Schwindegg im Landkreis Mühldorf am Inn "Kasperl und die Stinkprinzessin" auf dem Programm. In der Geschichte erlebt Prinzessin Heike an ihrem Geburtstag ein großes Abenteuer mit Kasperl und Seppl an ihrer Seite. Doch wie immer steht nicht nur die Handlung im Mittelpunkt, sondern auch die Interaktion mit dem Publikum. Die Kinder rufen lautstark Ratschläge, wenn Kasperl den Weg zum Schloss sucht. Der Wegweiser wurde verhext und die Zuschauer sprechen laut den Zauberspruch, um das Schild wieder richtig zu zaubern.

Josef Parzefall: Der Mann hinter dem Kasperl

Einer von ihnen ist der vierjährige Maxi. Es ist sein erster Besuch im Kasperltheater und er ist vollkommen fasziniert. Auch seine Mutter freut sich über die Vorstellung. "Wir kommen bestimmt wieder", sagt sie, als sie mit Maxi den Saal verlässt.

Hinter all dem steht Josef Parzefall, geboren in Straubing. Gemeinsam mit Richard Oehmann gründete er das Theater vor 30 Jahren. Während Parzefall heute in München lebt, bleibt seine Verbindung zur niederbayerischen Heimat erhalten: Das Büro des Theaters liegt in Aiterhofen, wo seine Schwester, Susanne Ammon, eine ausgebildete Bankkauffrau, die organisatorischen und finanziellen Angelegenheiten steuert.

Mit seiner kräftigen Statur, dem breiten Lächeln und seiner bodenständigen Art ist Parzefall die Seele des Theaters. Er ist nicht nur Puppenspieler, sondern auch Geschichtenerzähler und Gestalter der Figuren.

Hinter der Bühne lenkt er die Puppen mit präzisen Bewegungen, steuert gleichzeitig Licht und Ton und verleiht den Charakteren ihre unverwechselbaren Stimmen. "Pro Stück haben wir fünf bis sechs Rollen", erzählt er. Eine seiner Lieblingspuppen ist die Großmutter. "Ihre Haare stammen von meiner Mutter", sagt Parzefall schmunzelnd. Solche kleinen Details zeigen, wie viel Herzblut in jeder Figur steckt. Auch der Name des Theaters hat eine besondere Geschichte. "Als wir das Kasperltheater gründeten, haben Richard Oehmann und ich zufälligerweise gleichzeitig denselben Roman gelesen", erinnert sich Parzefall. Der Roman, "Die Merowinger oder Die totale Familie" von Heimito von Doderer enthält eine Figur namens Dr. Döblinger, die "lauter Unfug anstellt", wie Parzefall erzählt. Der Name passt perfekt zum humorvollen Charakter des Theaters und so entstand Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater.

Josef Parzefall mit Kasperl und Zauberer - er ist einer der Mitbegründer des Puppentheaters.

Josef Parzefall mit Kasperl und Zauberer - er ist einer der Mitbegründer des Puppentheaters.

Das Kasperltheater schafft es, Generationen zu verbinden. Während die Kinder über Kasperls Missgeschicke lachen, schmunzeln die Eltern über die feinen Anspielungen und den charmanten Humor. "Ich mache das, weil ich es liebe und weil ich weiß, wie sehr die Kinder es genießen", sagt Parzefall.

Trotz der zunehmenden Digitalisierung ist das Publikum dem Theater treu geblieben. "Die Leute bestellen ihre Karte heute später als früher", so Parzefall. "Früher waren manche Vorstellungen schnell ausverkauft, sobald sie angekündigt wurden. Heute warten viele länger mit dem Ticketkauf. Aber am Ende sind die Säle trotzdem voll." Er sieht darin eine Nachwirkung der Corona-Zeit. "Das Publikum ist vorsichtiger geworden, weil auch viele Veranstaltungen damals mehrfach verschoben wurden."

Das Theater hat sich der digitalen Welt angepasst. "Unsere Hörspiele gibt es inzwischen als Download, damit man sie direkt übers Internet hören kann", erzählt Josef Parzefall. Trotzdem bleibt das klassische Medium gefragt. "Viele Eltern und Kinder wollen die CD mit den Bildern der Figuren drauf immer noch in der Hand halten." Parzefall bleibt optimistisch. "Die Begeisterung der Kinder und Eltern zeigt uns immer wieder, wie wichtig das ist, was wir tun."

Ein kultureller Schatz für die ganze Familie

Doctor Döblingers Kasperltheater ist nicht nur ein Ort für fröhliche Nachmittage, sondern auch ein Stück lebendige bayerische Kultur. "Man kann mit unterschiedlichen Graden von Dialekt bis Hochdeutsch eine Figur sehr leicht charakterisieren", erzählt Parzefall. Diese Verbindung von Tradition und Kreativität hat dem Theater sogar im Jahr 2022 den renommierten Karl-Pocci-Preis eingebracht, eine besondere Auszeichnung für herausragende Arbeit im Puppenspiel.

Das Theater zieht nicht nur Familien an, sondern hat auch prominente Fans. Persönlichkeiten wie der Schauspieler Axel Milberg oder die Kabarettistin Martina Schwarzmann sind bereits begeisterte Besucher gewesen. Am Ende der Vorstellung verkauft Josef Parzefall CDs an die Familien. Auch Maxis Mutter nimmt eine mit - ein Stück Theater für zu Hause.

Als die Vorstellung endet, brandet Applaus auf. Kinder und Eltern klatschen laut, Musik ertönt und das Licht geht langsam wieder an. Maxi strahlt über das ganze Gesicht, während seine Mutter die gekaufte CD in die Tasche steckt.

Seit 30 Jahren ist Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater ein Ort der Fantasie und des Lachens. Mit Josef Parzefall und seinem Team bleibt es ein kultureller Schatz, der unvergessliche Erinnerungen schafft - für Kinder wie Maxi und für alle, die sich gerne von Kasperl verzaubern lassen.

Zur Autorin

Elisabeth Eppel studiert in Passau Journalistik und strategische Kommunikation. Ihr Beitrag ist in einer Lehrredaktion entstanden, die in dem Studiengang integriert ist. Die Lehrredaktion wird von Redakteuren unserer Mediengruppe betreut.

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