„Fast schon absurd“

Wie eine Quizshow einen Nischen-Verlag finanzierte

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Der Verleger hat eine geheime Leidenschaft: Quizshows. (Archivbild)

Der Verleger hat eine geheime Leidenschaft: Quizshows. (Archivbild)

Von dpa

Was macht man mit einem Quizshow-Gewinn von 250.000 Euro? Bücher, hieß die Antwort für Sebastian Guggolz. Die Herkunft seines Startkapitals sei ihm anfangs etwas peinlich gewesen, sagte der Verleger im dpa-Interview. Heute hat der 43-Jährige in der Branche viel zu sagen: Als neuer Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vertritt er Buchhandel und Verlage. Die Geschichte mit dem Quiz „hört sich im Nachhinein fast schon absurd an“, wie er zugibt.

Mit Anfang 30 hatte er „mit viel Enthusiasmus und wenig Geld“ einen eigenen Verlag gegründet. Der Guggolz Verlag ist bis heute ein Ein-Mann-Betrieb, spezialisiert auf Literatur aus Osteuropa und Skandinavien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Sebastian Guggolz übernahm im Herbst das Amt des Börsenvereins-Vorstehers von Karin Schmidt-Friderichs. (Archivbild)

Sebastian Guggolz übernahm im Herbst das Amt des Börsenvereins-Vorstehers von Karin Schmidt-Friderichs. (Archivbild)

„Die meisten kleinen Verlage werden querfinanziert“, sagt der Verleger, „aber ich hatte keine Erbschaft zu erwarten und wusste auch nicht, wie man Mäzenaten findet“. Guggolz, der mit vier Schwestern in einem 300 Seelen-Dorf am Bodensee aufgewachsen ist, war schon nach einem Jahr klar: „Das Geld wird nicht reichen.“

Auf der Suche nach einer Geldquelle besann sich der Jung-Verleger auf eine alte Leidenschaft: das Fernsehquiz. Die Idee ging er ganz systematisch an. Er bewarb sich bei Quizshows, bei denen hohe Summen lockten, wurde mehrfach eingeladen, ging zu den Castings.

Innerhalb von zwei Wochen wurde er zu zwei Shows eingeladen: „Der Quiz Champion“ mit Johannes B. Kerner im ZDF und „Wer wird Millionär“ mit Günther Jauch bei RTL.

„Ich dachte: Das ist ja ideal. Dann kann ich mir das mal anschauen und zwei Wochen später gewinne ich dann die Million.“ Büchermenschen seien schließlich die idealen Quiz-Kandidaten: „Man muss von allem etwas wissen, aber nicht in die Tiefe gehen.“

„Was dann geschah, war im Rückblick „wie in einem klassischen Hollywoodfilm“, erinnert sich Guggolz. „Ich war so entspannt, weil ich dachte, das ist nur die Generalprobe, dass ich keine Frage falsch beantwortete.“ Erst als Konfetti von der Studiodecke regnete, habe er realisiert, dass er tatsächlich gewonnen hatte.

Mit der Million bei Jauch klappte es dann nicht mehr. Nicht, weil Guggolz etwas nicht gewusst hätte - er wurde nach seinem Gewinn bei der Konkurrenz nach eigenen Angaben wieder ausgeladen.

Mit dem Geld hat er seitdem mehr als 50 Bücher veröffentlicht. Dass die Namen der Autoren kaum jemand kennt, stört den Verleger nicht: „Ich wollte eine Lücke füllen und ich wollte Bücher machen, auf die ich selbst Lese-Lust hatte.“

Als das Quiz-Geld zur Neige ging, suchte sich Guggolz eine neue Einnahmequelle. Er tauschte diverse Nebenjobs gegen eine Position beim Frankfurter S. Fischer-Verlag, wo er seit 2022 für das Klassik-Programm verantwortlich ist.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

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