Politik-Influencer?
Außenminister Johann Wadephul hat ein großartiges Social-Media-Team

Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa, Grafik: Sajad – stock.adobe.com
Sieht so der klassische Influencer aus? Nö. Dem Team von Außenminister Johann Wadephul ist das aber herzlich egal.
Würde es das Game „Politik-Simulator“ geben, der auswählbare Spielercharakter wäre Johann Wadephul: männlich, weiß, verheiratet, Boomer, im früheren Leben Anwalt. Der klassische Politiker-Typ eben. Und nicht wirklich instagrammable. Eigentlich. Das Social-Media-Team unseres Außenministers tut nämlich alles dafür, das zu ändern. Ab und an wird’s dabei cringe, häufig kommt aber auch guter Content raus. Wir wischen uns mal durch ein paar Videos der vergangenen Wochen:
- Der Außenminister verkündet: „Jetzt geht’s nach Südosteuropa!“ Die Musik wird lauter und es ertönt – Achtung, Ohrwurm-Gefahr – „Ma-ia-hii, ma-ia-huu, ma-ia-hoo, ma-ia-haa!“ Zwei Politikerinnen grüßen währenddessen aus Bulgarien und Rumänien.
- Johann Wadephul im Bundestag. Er spricht deutlich in Richtung AfD und kritisiert, dass von der Partei kaum jemand an diesem Tag im Parlament anwesend ist.
- Ein Q&A-Video, welche Tipps hat der Außenminister bei Jetlag? Johann Wadephul erklärt, er lege sich immer in die Zeitzone hinein, in die er reist, und endet damit, dass es am Ende doch „Koffein und Härte gegen sich selber“ brauche.
- Der Politiker im Flieger in die Türkei. Groovige Fahrstuhlmusik ertönt, eine Autotune-Stimme säuselt „Wadefoooood“, das Taste-Format des Außenministers. Dieses Mal gibt’s Adana Kebap. Fazit: „Wirklich gut“.
- Caption: „Das letzte was Putin sieht, bevor Deutschland 5% in die Nato investiert“. Schnitt: Politiker der Bundesregierung gehen vorbei, dazu im Hintergrund die verlangsamte Version von „Macarena“.
Was ist von diesen Videos zu halten? Zunächst einmal: Die Zeiten sind herausfordernd und diese Beschreibung der Weltlage ist fast noch beschönigend. Bei den Themen, die Johann Wadephul bearbeitet, und Reisen, die er antritt, bewegt sich der Außenminister zwischen vielen Konflikten, Krisen und Kriegen. Hier die Balance zu finden, Politik verständlich und nahbar auf Social Media rüberzubringen, ist schwierig. Daher: Props an das Außeninfluencer-Social-Team, dass es sich der Herausforderung stellt. Auch wenn’s manchmal cringe wird. Aber, um es mit einem Follower zu sagen: „verrückt dass der offizielle account von der deutschen aussenpolitik so etwas hochlädt aber ich liebe es“.









