Fußball-WM und Politik
Friedenspreis für Trump spaltet: „Seine Weltmeisterschaft“
Die Vergabe des neuen FIFA-Friedenspreises an US-Präsident Donald Trump bei der WM-Gruppenauslosung hat die Debatte über den richtigen Umgang des Fußball-Weltverbands mit der Politik angeheizt. FIFA-Präsident Gianni Infantino bekam für die Huldigung Trumps bei der Show in Washington teils beißende Kritik.
„Was eigentlich eine Feier des schönen Spiels bei der Auslosung der WM hätte sein sollen, artete stattdessen in eine düstere Zurschaustellung politischer Speichelleckerei eines Mannes aus“, schrieb die englische Zeitung „The Mirror“ nach der Show in Washington, die fast 90 Minuten dauerte, bis überhaupt der Haupt-Act mit der Gruppenauslosung begann.
„Gianni Infantinos erniedrigendes Verhalten vor Donald Trump ist ein neuer Tiefpunkt. Der FIFA-Präsident hat in der Vergangenheit zwar schon so manchen Unsinn im Namen der Redekunst von sich gegeben, aber das hier war etwas ganz anderes“, schrieb „The Telegraph“.
Bereits vor der Bekanntgabe des Preisträgers war spekuliert worden, dass Trump von FIFA-Präsident Gianni Infantino die Auszeichnung bekommen würde. Häufiger hatte man den FIFA-Präsidenten im Weißen Haus ein und aus gehen sehen. Dass beide sich gut verstehen, gilt als hinlänglich bekannt. Infantino hatte zu allen WM-Gastgebern gute Verhältnisse - von Russlands Präsident Wladimir Putin 2018 bis zum Emir von Katar 2022.
Die FIFA ehrte Trump für sein Bemühen um Frieden in der Welt und nannte Konflikte, die der US-Präsident für sich reklamiert, als Vermittler gelöst zu haben. Trump hatte in den vergangenen Monaten mit dem Friedensnobelpreis geliebäugelt und brachte sich als aus seiner Sicht würdigen Preisträger immer wieder ins Spiel - er kam aber nicht zum Zug.
Der US-Sender CNN bezeichnete den FIFA-Preis als rätselhaft. Die Auszeichnung gab es bislang nicht und wurde zum ersten Mal verliehen. Britische Medien fällten ein besonders hartes Urteil - nicht nur wegen des Preises und dass sich die FIFA angebiedert habe, sondern auch wegen eines angeblich zähen Ablaufs des Events. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte kritisiert, es gebe kein transparentes Verfahren, das zeige, aus welchen Gründen jemand den Preis erhält.
Bei Trumps Auftritt auf dem WM-Event in der Kultureinrichtung Kennedy Center in der US-Hauptstadt Washington stach ein Moment besonders hervor: Er legte sich auf der Bühne eine Medaille, die ihm überreicht wurde, direkt selbst um den Hals.
„Der US-Präsident war der unbestrittene Star der Auslosung. Er wirkte wie ein Baby bei einer Taufe, eine Frau bei einer Hochzeit und ein Toter bei einer Beerdigung. Er nahm eine Auszeichnung entgegen, hielt eine Rede und zog die Kugeln. Es ist "seine" Weltmeisterschaft“, schrieb die Zeitung „Marca“.
Was auch auffiel: Der US-Präsident ließ politische Attacken auf Kritiker außen vor, fasste sich für seine Verhältnisse kurz und scherte nicht aus dem Ablauf aus. Davor war spekuliert worden, ob Trump etwa gegen den kanadischen Premierminister Mark Carney auf der Bühne ausholen würde.
Trumps Reden sind häufig gespickt mit Attacken auf Gegner. Zuletzt hatte sich der US-Präsident maßlos über eine TV-Werbekampagne in Kanada gegen seine Zollpolitik geärgert. Doch dieses Thema kam nicht zur Sprache. Die WM findet im Sommer 2026 in den USA, Kanada und Mexiko statt. Die drei Regierungschefs der Länder waren Gäste auf dem WM-Event.
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann wurde mit dem Trump-Wirbel konfrontiert und äußerte sich auf Nachfrage zum Friedenspreis so: „Für mich ist wichtig, dass mit so einem Preis verbunden ist, dass man sich für die Zukunft für den Frieden auf der Welt einsetzt. Er ist der einflussreichste Mann der Welt.“
DFB-Chef Bernd Neuendorf, der auch im von Infantino angeführten FIFA-Council sitzt, sah keinen Anlass für Kritik an der Vergabe und der großen Show. Der DFB-Chef hob die Verdienste Trumps um eine Beendigung des Gaza-Krieges hervor.
„Wir waren alle gemeinsam froh, als der Konflikt im Nahen Osten beendet wurde, dass hier ein Abkommen unterzeichnet wurde. Das muss man ehrlich sagen, das wäre ohne die USA und ohne den Einsatz des Präsidenten nicht möglich gewesen. Insofern ist es anerkennenswert, was da passiert ist“, sagte Neuendorf.














