Junge Union
Rentenstreit mit JU - Merz enttäuscht den Parteinachwuchs

Philipp von Ditfurth/dpa
Redete dem Parteinachwuchs nicht gerade nach dem Mund: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat angekündigt, dem umstrittenen Entwurf zur Rentenreform im Bundestag zuzustimmen. „Ja, ich werde mit gutem Gewissen diesem Rentenpaket zustimmen, wenn wir es im Deutschen Bundestag zur Abstimmung vorliegen haben“, sagte Merz beim Deutschlandtag der Jungen Generation.
Gleichzeitig müsse aber das System der Altersversorgung noch in der laufenden Legislaturperiode neu aufgestellt werden, sagte der Bundeskanzler. Dies sei auch bereits innerhalb der Koalition verabredet.
„Wir dürfen die junge Generation nicht in Haftung nehmen für die Fehler, die von der älteren Generation gemacht worden sind“, betonte Merz. Von 2031 an müsse neu gerechnet werden. Die Sorge vor allem junger Unionsabgeordneter, dass nach 2031 weitere 120 Milliarden Euro an Belastung auf die sozialen Systeme und letztlich den Steuerzahler zukommen könnten, versuchte er zu zerstreuen. „Wir werden alles tun, dass es nicht zu dieser Belastung kommt“, sagte Merz.
Merz versicherte, die jetzige Bezugsgröße eines Rentenniveaus von 48 Prozent des Nettoeinkommens gelte nur bis 2031, wie dies im Koalitionsvertrag vereinbart sei. Für die Zeit danach müsse ein neues System unter Einbeziehung der drei Säulen gesetzliche Altersversorgung, private Altersversorgung und betriebliche Altersversorgung geschaffen werden.

Philipp von Ditfurth/dpa
JU-Chef Johannes Winkel (links) ist im Rentenstreit grundlegend anderer Meinung als Kanzler Merz.
Die Sorge der Jungen Union und junger Unionsabgeordneter im Bundestag, dass nach 2031 weitere 120 Milliarden Euro an Belastung auf die sozialen Systeme und letztlich den Steuerzahler zukommen könnten, versuchte er zu zerstreuen. Er gehe fest davon aus, dass vorher andere Entscheidungen getroffen würden. „Wir werden alles tun, dass es nicht zu dieser Belastung kommt“, sagte Merz.
Vom Parteinachwuchs forderte Merz in der Debatte konstruktive Vorschläge. „Nehmt an dieser Debatte konstruktiv teil. Aber nicht, indem ihr sagt, was nicht geht“, sagte Merz. Man müsse gemeinsam diskutieren, was gehe. „Glaubt jemand ernsthaft, dass wir einen Unterbietungswettbewerb gewinnen? Wer bietet das niedrigste Rentenniveau?“, rief Merz in den Saal. „Das kann doch nicht euer Ernst sein!“ Damit gewinne man keine Wahlen.
Hintergrund der Debatte ist ein Streit um das geplante Rentenpaket der schwarz-roten Bundesregierung. Das will die Junge Gruppe der Unionsabgeordneten im Bundestag nicht mittragen.
Die Junge Gruppe stößt sich an einer Formulierung in dem vom Kabinett und damit auch von Merz beschlossenen Rentengesetzentwurf, nach dem auch nach 2031 das Rentenniveau um rund einen Prozentpunkt höher als im geltenden Recht liegen soll. Sie moniert, dass das nicht im Koalitionsvertrag vereinbart worden sei und 118 Milliarden Euro zusätzlich kosten würde. Die SPD will trotz der Kritik der jungen Abgeordneten am Rentenpaket festhalten.
JU-Chef Johannes Winkel hatte vor den Delegierten des Deutschlandtags in seiner Rede am Freitag erneut klargestellt: „Dieses Rentenpaket mit den Folgekosten von 120 Milliarden Euro über den Koalitionsvertrag hinaus, das darf auf keinen Fall so kommen.“
Der Jungen Gruppe im Bundestag gehören 18 Abgeordnete an, die zum Zeitpunkt der Bundestagswahl im Februar nicht älter als 35 Jahre waren und alle in der Jungen Union sind. Da CDU, CSU und SPD im Bundestag nur eine Mehrheit von 12 Stimmen haben, könnte der Unions-Nachwuchs das Rentenpaket kippen.
Im Leitantrag für den Deutschlandtag geht der Parteinachwuchs sogar noch weiter und fordert einschneidende Reformen an der Rente. Bis strukturelle Reformen vorlägen, dürfe es keine weiteren Beitragserhöhungen in den Sozialversicherungen mehr geben. „Wir fordern für diese Legislaturperiode die Einführung eines Beitrags-Moratoriums. Beiträge sollen also nicht mehr steigen dürfen.“ Die JU fordert in dem Leitantrag zudem einschneidende Strukturreformen bei der Krankenversicherung und der Pflege.
In dem Leitantrag pocht die JU zudem auf eine Koppelung des Renteneinstiegsalters an die steigende Lebenserwartung. Ab 2031 soll nach Vorstellung der JU bei einem Anstieg der Lebenserwartung um ein Jahr die Regelaltersgrenze um neun Monate steigen. Damit würde sich das Renteneinstiegsalter alle zehn Jahre um ein gutes halbes Jahr erhöhen. Gleichzeitig soll es Härtefallregelungen geben für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter zu arbeiten.








