Österreich

Meister der Übermalung - Künstler Arnulf Rainer gestorben

Artikel vorlesen
Rainer war Autdidakt. (Archivbild)

Rainer war Autdidakt. (Archivbild)

Von dpa

Der österreichische Maler Arnulf Rainer ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Der Künstler, der vor allem durch seine Übermalungen von Gemälden und Fotos berühmt wurde, starb bereits am Donnerstag im Bundesland Oberösterreich. Dies bestätigte das seiner Kunst gewidmete Arnulf Rainer Museum in Baden bei Wien der Deutschen Presse-Agentur dpa am Sonntag. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur APA berichtet.

Ralph Gleis, Direktor des Wiener Museums Albertina, würdigte Rainer als einen „der bedeutendsten österreichischen Künstler unserer Zeit“. „Rainer war bekannt für seine Fähigkeit, Emotionen und Intensität durch abstrakte Formen und expressive Gesten auszudrücken“, so Gleis.

Arnulf Rainer wurde am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien geboren. Er war Autodidakt. Er wurde zwar an zwei Kunsthochschulen angenommen, doch schon nach kurzer Zeit verließ er sie wieder.

Rainer galt als einer der wichtigsten lebenden Künstler Österreichs. (Archivbild)

Rainer galt als einer der wichtigsten lebenden Künstler Österreichs. (Archivbild)

Seine frühen bunten Farbbahnen hatten einen streng-heiteren Charakter, aber Rainer war sich bald sicher, „dass die Qualität und die Wahrheit des Bildes nur wächst, wenn es sich mehr und mehr verdunkelt“. Seine oft monochromen Werke tragen Titel wie „Schwarze Zumalung“ (1958) oder „Übermalung schwarz weiß“ (1961). In „Schwarze Rinnen“ (1974) erinnert ein mit schwarzem, grobem Pinselstrich und Klecksen übermalter halb nackter Mann an eine Leidensfigur.

Auch vor der Verfremdung Alter Meister schreckte Rainer nicht zurück. „Ich hatte es satt, immer nur mich selbst zu überzeichnen“, begründete er den Schritt. Er interpretierte eine „Mona Lisa“ oder ein Selbstporträt Van Goghs mit dickem Pinselstrich auf seine ganz eigene, nicht unumstrittene Weise.

Geprägt haben Rainer, geboren 1929 in Baden bei Wien, die Erfahrungen in einer Erziehungsanstalt der Nazis, in der er von 1940 bis 1944 litt. Statt Gehorsam kultivierte er das Rebellische. Fantasie faszinierte ihn. Er hatte Talent im Übermaß. An zwei Kunsthochschulen wurde er angenommen, beide Male ging er nach wenigen Tagen wieder, weil er sich von Lehrern ungerecht behandelt fühlte.

1950 gründete er die kurzlebige „Hundsgruppe“. Er experimentierte mit „Blindmalerei“, malte bei geschlossenen Augen, schuf Werke im Alkohol- und Drogenrausch und beschäftigte sich mit der Kunst von psychisch Kranken.

Ab 1963 arbeitete Rainer in verschiedenen Studios in Berlin, München, Köln und schließlich Wien. 1977 nahm er an der documenta 6 teil, ein Jahr später vertrat er Österreich bei der Biennale von Venedig. Im November 1978 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis.

2006 bekam er als erster nicht-spanischer Künstler den Aragón-Goya-Preis für sein Lebenswerk - das schier unüberschaubar geworden ist. Es umfasst übermalte Sterbegesichter, Totenmasken, übermalte Fotos der Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki. Die Themen Körper und Tod wurden von ihm immer wieder hinterfragt.

13 Jahre lang war Rainer Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1994 wurden 36 Bilder, die in seinem Akademie-Atelier aufbewahrt waren, von Unbekannten beschädigt. Nach diesem Schock ließ sich Rainer emeritieren. „Das war mein größter Schicksalstag als Maler“, erinnerte er sich später.

2009 wurde in seiner Geburtsstadt Baden das eigens ihm gewidmete Museum eröffnet. Rainer versuchte seine Schaffenskraft bis ins hohe Alter zu retten. „Ich bin ein Mensch, der immer arbeiten muss“, bekannte Rainer, der sich selbst als „Inselbegabung“ bezeichnete. Die Bilder wurden auf dem Boden ausgebreitet, an einem Bambusstock ein Pinsel befestigt - so arbeitete der Maler, der als unbeugsam bekannt war.

Der Direktor des Wiener Aktionismus Museums, Klaus Albrecht Schröder, würdigte den Künstler in einem Nachruf als „kompromisslos“: Österreich verliere „einen der radikalsten Erneuerer der internationalen Nachkriegskunst“.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

Folgen Sie Themen dieses Artikels:

Alle Artikel zu gefolgten Themen und Autoren finden Sie bei mein Idowa

Keine Kommentare


Neueste zuerst Älteste zuerst Beliebteste zuerst
alle Leser-Kommentare anzeigen
Leser-Kommentare ausblenden

Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.