RIAS

80 Prozent mehr antisemitische Vorfälle in Bayern dokumentiert


Ein Demonstrant trägt eine Armbinde mit einem gelben Stern, der an einen Judenstern erinnern soll.

Ein Demonstrant trägt eine Armbinde mit einem gelben Stern, der an einen Judenstern erinnern soll.

Von dpa

Der alltägliche Antisemitismus nimmt in Bayern nach Angaben einer Dokumentationsstelle weiter zu. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) erfasste im vergangenen Jahr 447 antisemitische Vorfälle - etwa 80 Prozent mehr als im Vorjahr. "Die Vorfälle, die uns bekannt werden, nehmen stetig zu", sagte RIAS-Leiterin Annette Seidel-Arpacı bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Montag in München.

Oft komme es zu Antisemitismus bei Corona-Protesten, antiisraelischen Versammlungen und bei Mitteilungen, die im Internet verbreitet würden. Besonders häufig wurde laut dem Bericht auch die Relativierung des Holocaust oder die Verhöhnung der Opfer des Nazi-Terrors beobachtet. Hier spielte die Pandemie und der Protest gegen die staatlichen Maßnahmen gegen Corona ebenfalls eine große Rolle. "Besonders öffentlichkeitswirksame Vorgänge waren das Tragen von "Judensternen", oft mit der Aufschrift "Ungeimpft"", heißt es in dem Jahresbericht.

Die von RIAS festgestellte Entwicklung deckt sich mit den Zahlen der Polizei. Diese registrierte im vergangenen Jahr einen Anstieg von antisemitischen Straftaten von 353 auf 510, wie bereits bekannt wurde. RIAS dokumentiert allerdings unabhängig von der Kripo und der Staatsanwaltschaft auch Fälle, die keine Straftat sind.