Mögliche Kandidaten

Wer folgt auf Papst Franziskus? So geht es im Vatikan weiter

Nach dem Tod von Franziskus muss ein neuer Pontifex gewählt werden. Theoretisch gibt es 137 Kandidaten, die Entscheidung gilt als besonders offen. Aber einige Namen hört man immer wieder.

Der Leichnam von Papst Franziskus ist in seiner Privatkapelle im Vatikan aufgebahrt.

Der Leichnam von Papst Franziskus ist in seiner Privatkapelle im Vatikan aufgebahrt.

Von Redaktion idowa, und dpa

Nach dem Tod von Papst Franziskus stehen die mehr als 1,4 Milliarden Katholiken auf Erden ohne Führung da. Über die Nachfolge von Papst Franziskus wurde in den vergangenen Wochen auch schon spekuliert, als er noch am Leben war. Theoretisch gibt es 137 Männer, die Pontifex werden können. Die Wahl des künftigen Papstes kann verhältnismäßig schnell erfolgen - oder sich über Wochen hinziehen. So geht es nun weiter.

Wann wird der verstorbene Papst beerdigt? 

Die Totenmesse und die Beisetzung finden nach einem Beschluss der in Rom versammelten Kardinäle am 26. April statt. Derzeit nehmen in der Kapelle seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta ihm nahe stehende Menschen von ihm Abschied, ab Mittwoch sind alle Menschen eingeladen, das im Petersdom zu tun.

Wo wird der Papst beigesetzt? 

Anders als seine Vorgänger hat Franziskus verfügt, dass er in der römischen Kirche Santa Maria Maggiore in einer Seitenkapelle beigesetzt wird. Die Überführung des Sarges vom Petersplatz in die Lieblingskirche des Papstes und die Beisetzung dort finden am Samstagmittag nach der Trauermesse statt.

Wer hat jetzt in der Kirche das Sagen? 

In der Zeit ohne Papst, der sogenannten Sedisvakanz, geht die Leitung der Kirche an das Kardinalskollegium über. Es besteht derzeit aus 252 Männern, von denen knapp die Hälfte über 80 Jahre alt sind. Sprecher und Moderator des Kollegiums ist sein Dekan, Kardinal Giovanni Battista Re (91). Die Kardinäle dürfen keine neuen Kirchengesetze erlassen oder andere weitreichende Entscheidungen treffen. Im Vatikan behalten in der Sedisvakanz nur einige wenige Kardinäle ihr Amt, die anderen verlieren es.

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Wer beruft das Konklave ein? 

Der Kardinaldekan lädt alle Kardinäle der Welt nach Rom ein. Bald nach dem Papsttod beginnen im Vatikan die „Generalversammlungen“, bei denen die bereits anwesenden Kardinäle praktische Fragen entscheiden, aber auch bereits über das Profil des künftigen Papstes debattieren. Spätestens drei Wochen nach dem Papsttod beginnen die Kardinäle, die noch nicht 80 Jahre alt sind, in der Sixtinischen Kapelle mit der eigentlichen Wahl.

Wie läuft die Wahl ab? 

Der ranghöchste unter den wählenden Kardinälen, Kardinal Pietro Parolin (70), leitet die streng abgeschirmten Wahlversammlungen, das Konklave. Die Kardinäle geben bei jedem Wahlgang unter Eid je einen Zettel mit einem Namen anonym ab. Gewählt ist, wer mehr als zwei Drittel der Stimmen auf sich vereint und die Wahl annimmt. Ist die Zahl der Wählenden durch Drei teilbar, genügt die exakte Zweidrittelmehrheit. Nach 35 erfolglosen Wahlgängen ist eine Stichwahl möglich.

Wer ist wahlberechtigt?

Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die noch keine 80 Jahre alt sind - nach dem Papst die höchsten Würdenträger der Kirche. Die allermeisten der heute stimmberechtigten Kardinäle wurden von Franziskus ernannt. Von den aktuell 135 Wahlberechtigten kommen 53 aus Europa, davon 16 aus Italien. Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 18, Nordamerika 16 und Ozeanien 4. Deutschland ist aktuell mit drei Kardinälen dabei: dem früheren Benedikt-Vertrauten Gerhard Ludwig Müller, dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, und dem Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki.

Wer kann Papst werden?

Mit Blick auf das Kirchenrecht kann theoretisch jeder ledige, getaufte männliche Katholik bei der Konklave zum Papst gewählt werden - sofern er mindestens 35 Jahre alt ist, das Mindestalter für die Bischofsweihe. Doch dass ein Nicht-Geistlicher Papst wurde, ist mittlerweile über 500 Jahre her. Von den Kardinälen können alle Papst werden, die zum Zeitpunkt von Franziskus' Tod noch keine 80 Jahre alt waren. Doch als "papabile" - die Leute, die die Statur haben, Papst zu werden - gelten wesentlich weniger: alles in allem etwa zwei Dutzend.

Welche Kardinäle gelten als mögliche Nachfolger?

Als Favorit gilt vielen der Italiener Pietro Parolin. Weil Franziskus viele neue Kardinäle aus weit entfernten Ländern berufen hat, die sich nicht besonders gut kennen, ist die Wahl dieses Mal wohl noch offener als bei früheren Konklaven. Und grundsätzlich gilt der alte Spruch: "Chi entra papa ner conclave, ne risorte cardinale" ("Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus"). Es kann also durchaus Überraschungen geben.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gilt als einer der aussichtsreichen Kandidaten. (Archivbild)

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gilt als einer der aussichtsreichen Kandidaten. (Archivbild)

Der 70 Jahre alte Norditaliener aus der Nähe von Venedig ist seit mehr als einem Jahrzehnt die Nummer Zwei im Vatikan. Franziskus erhob den studierten Diplomaten und Doktor des Kirchenrechts schon kurz nach seiner Wahl zum Kardinalstaatssekretär. Seither führte Parolin an seiner Seite die Geschäfte. Er vertrat ihn auch, als Franziskus im Krankenhaus lag. An seiner Loyalität ließ Parolin nie Zweifel aufkommen.

Der Italiener gilt als sehr machtbewusst - anders kommt man in der Kurie nicht weit. Beim Konklave wird er jetzt so oder so eine herausragende Rolle haben: Normalerweise wird die Wahlversammlung in der Sixtinischen Kapelle vom Dekan der Kardinäle geleitet. Der aktuelle Dekan und auch dessen Vize sind aber schon über 80 und damit zu alt. Deshalb ist der ranghöchste Kardinal an der Reihe: Parolin.

Der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle, stammt von den Philippinen und hat auch chinesische Wurzeln. (Archivbild)
Der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle, stammt von den Philippinen und hat auch chinesische Wurzeln. (Archivbild)
Der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle, stammt von den Philippinen und hat auch chinesische Wurzeln. (Archivbild)
Hat derzeit einen anspruchsvollen Posten inne: der Sonderbeauftragte für den Ukraine-Krieg, Kardinal Matteo Zuppi. (Archivbild)
Hat derzeit einen anspruchsvollen Posten inne: der Sonderbeauftragte für den Ukraine-Krieg, Kardinal Matteo Zuppi. (Archivbild)
Hat derzeit einen anspruchsvollen Posten inne: der Sonderbeauftragte für den Ukraine-Krieg, Kardinal Matteo Zuppi. (Archivbild)
Der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, ist einer der Jüngsten im Kreis der genannten Kandidaten. (Archivbild)
Der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, ist einer der Jüngsten im Kreis der genannten Kandidaten. (Archivbild)
Der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, ist einer der Jüngsten im Kreis der genannten Kandidaten. (Archivbild)
Der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Peter Erdö, gilt als konservativer Kirchenmann. (Archivbild)
Der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Peter Erdö, gilt als konservativer Kirchenmann. (Archivbild)
Der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Peter Erdö, gilt als konservativer Kirchenmann. (Archivbild)
Die Chancen von Kurienkardinal Raymond Burke werden als gering eingeschätzt. (Archivbild)
Die Chancen von Kurienkardinal Raymond Burke werden als gering eingeschätzt. (Archivbild)
Die Chancen von Kurienkardinal Raymond Burke werden als gering eingeschätzt. (Archivbild)
Der Erzbischof von Marseille, Jean-Marc Aveline (l), gilt wie der verstorbene Papst Franziskus als volksnah. (Archivbild)
Der Erzbischof von Marseille, Jean-Marc Aveline (l), gilt wie der verstorbene Papst Franziskus als volksnah. (Archivbild)
Der Erzbischof von Marseille, Jean-Marc Aveline (l), gilt wie der verstorbene Papst Franziskus als volksnah. (Archivbild)
Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich hat großen Einfluss im Vatikan. (Archivbild)
Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich hat großen Einfluss im Vatikan. (Archivbild)
Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich hat großen Einfluss im Vatikan. (Archivbild)

Mit seinen 60 Jahren der Jüngste unter den genannten Kardinalen ist Pierbattista Pizzaballa. Als Patriarch von Jerusalem und somit höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land leitet der Italiener eine der schwierigsten Diözesen der Welt. Im Geburtsland von Jesus Christus stehen die Christen oft zwischen den Fronten. Pizzaballa sieht sich im Nahost-Konflikt als Brückenbauer, allen Schwierigkeiten zum Trotz. Pizzaballa kommt aus der Ordensgemeinschaft der Franziskaner, wurde in Italiens Norden in der Nähe von Bergamo geboren. Sein vergleichsweise junges Alter kann für ihn sprechen - aber auch gegen ihn.

Als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist Matteo Zuppi eine der zentralen Figuren im Vatikan. Der 69-jährige Bischof aus Bologna gilt als bestens vernetzt und sehr einflussreich. Zudem hat er aktuell einen der anspruchsvollsten Posten, die zu vergeben sind: Als Sondergesandter kümmert er sich seit bald drei Jahren darum, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln - bislang ohne große Erfolge. Mehr als einmal war in jüngerer Zeit sein diplomatisches Geschick gefragt, wenn Franziskus wieder einmal für Schlagzeilen sorgte, etwa mit Äußerungen zum Krieg in der Ukraine. Zuppi ist auch eng mit der Comunità Sant'Egidio verbunden, die für den Vatikan schon wiederholt in Vermittlerfunktionen tätig war.

Péter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest gilt unter den als "papabile" gehandelten Kardinälen als konservativer Kirchenmann. Der 72-Jährige ist insbesondere für seine traditionelle Haltung in vielen Kirchenfragen bekannt und hatte zu Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. eine gute Beziehung. Franziskus' Reformbemühungen beobachtete Erdö hingegen teils kritisch. Unter den Konservativen im Kardinalskollegium wird eine Abkehr von Franziskus' eher progressiven Kurs erwartet. Sie setzen unter anderem auf den Ungarn.

Luis Antonio Tagle, der frühere Erzbischof von Manila, lebt nun schon seit einigen Jahren in Rom. Der 67 Jahre alte Geistliche aus der katholischen Vorzeigenation in Asien, den Philippinen, wurde 2019 von Franziskus Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Inzwischen ist er Pro-Präfekt des daraus hervorgegangenen Dikasteriums für die Evangelisierung - einer der wichtigsten Posten der Kurie. Tagle wurde immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln. Wie Papst Franziskus setzt er sich für eine Kirche ein, die an der Seite der Armen steht. Und ebenso wie der Argentinier ist er strikt gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung.

Bereits seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass bald einmal ein Papst aus Afrika kommen könnte: ein "schwarzer Papst" also. Am häufigsten hört man inzwischen den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu. Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu seinen Kardinalskollegen aus Europa und Nordamerika als recht konservativ. Er gehört außerdem zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas. Die Öffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sah er - wie viele Katholiken in Afrika - sehr kritisch. "Der afrikanische Kontinent erlebte das als kulturelle Kolonialisierung des Westens", kommentierte Besungu den überraschenden Schritt von Papst Franziskus. Besungu gehörte zu den prominentesten Kritikern an der Erklärung "Fiducia supplicans".

Als einer der härtesten Gegner des verstorbenen Papstes gilt Raymond Burke. Der 76-jährige ist Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformversuche wie Segnungen für homosexuelle Paare. Größere Änderungen wie Abschaffung des Zölibats oder Frauen als Priester sind für ihn schon gar nicht zu machen. Nachdem er Franziskus auch öffentlich kritisiert hatte, strich ihm der Vatikan das Gehalt. Auch auf seine 400-Quadratmeter-Wohnung in Rom musste er verzichten. Der Posten als Kardinalpatron des Malteserordens war ihm zuvor schon entzogen worden. Burke gilt als jemand, den das Weiße Haus gern als Papst sehen würde. Allerdings werden seine Chancen als eher gering beurteilt.

Jean-Marc Aveline, der Erzbischof von Marseille, kam an Weihnachten 1958 in Algerien zur Welt. Aufgewachsen ist er in den Vororten von Marseille. Heute ist er Erzbischof der großen Hafenstadt im Süden des Landes. Aveline gilt als volksnah - einer der Charakterzüge, die er mit dem verstorbenen Papst teilt. Auch sonst gilt der Südfranzose als jemand, den in Auftreten und Politik viel mit dem Argentinier Jorge Mario Bergoglio einte. Manche nennen ihn gar einen "Super-Bergoglianer". Aveline stünde also dafür, dass das Vermächtnis des toten Papstes fortgesetzt würde. Das spricht aus Sicht mancher gegen ihn. Dass nacheinander zwei ähnliche Pontifexe gewählt werden, ist in der katholischen Kirchengeschichte eher selten. Aber wenn es doch so käme, hätte der Franzose gewiss schon einen Namen parat: Franziskus II..

Einer der einflussreichsten Männer im Vatikan ist Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg. Der Jesuit sitzt in mehreren wichtigen Dekasterien. Zudem leitet der 66-Jährige, mehrsprachig wie viele in seiner Heimat, die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-Staaten. Bei der jüngsten Weltsynode war der Vertraute des gestorbenen Papstes Franziskus als "Generalrelator" - eine Art Vermittler, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab - einer der zentralen Gestalten.

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