Freude durch Helfen
Wallersdorfer Verein kann Hundetherapie für Ralf alleine nicht stemmen

Guido Kirchner/dpa
Therapiehunde sind speziell ausgebildete Hunde, die in der tiergestützten Therapie Menschen emotional, psychisch und physisch unterstützen. Sie helfen ihnen dabei, Stress und Ängste abzubauen. (Symbolbild)
Wer Zeit mit einem Hund verbringt, weiß: Es lenkt ab, beruhigt und tut der Seele gut. Gassigehen, herumtoben oder einfach kuscheln - schon sind so manche Alltagssorgen für einen Moment vergessen. Vierbeiner können aber noch mehr als das: Sie wirken therapeutisch, lindern Stress und helfen Menschen mit psychischen Belastungen. Auch dem 19-jährigen Ralf (Name von der Redaktion geändert) - er leidet unter Angststörungen und möglicherweise an einer Depression - gibt ein Hund den so dringend benötigten Halt. Seit einigen Wochen nimmt Ralf an einer Hundetherapie mit Therapiehund Timmi teil. Ermöglicht wird sie durch den Verein Kinderlicht e.V. aus Wallersdorf. Damit diese Unterstützung fortgesetzt werden kann, ist der Verein auf Spenden angewiesen.
Zur Zeit befindet sich der 19-Jährige in einer ambulant betreuten Wohngruppe im Landkreis Landshut. Hier leben insgesamt sieben junge Erwachsene unterschiedlicher Herkunft, Religion und Nationalität, die noch nicht selbst für sich sorgen können und von Sozialpädagogen betreut werden. „So individuell wie jeder hier im Haus ist, so unterschiedlich ist auch das Päckchen, das jeder der 17- bis 21-Jährigen mitbringt“, sagt die Leiterin der Wohngruppe. Um Ralf nicht identifizierbar zu machen, nennen wir den Namen seiner Sozialpädagogin und die Einrichtung nicht.
In dem Haus befinden sich drei Ein-Zimmer-Wohnungen und zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen. Tagsüber erhalten die jungen Erwachsenen Unterstützung vom Betreuungsteam. Es leistet Hilfe zur Selbsthilfe bei der Haushaltsführung, beim Einkaufen, bei Behördengängen und allem, was die Bewohner vor Herausforderungen stellt. Ein Team aus Sozialpädagogen, einer Kinderkrankenschwester und einer Systemischen Therapeutin steht ihnen zur Seite. Nur abends und an Sonn- und Feiertagen sind die jungen Leute auf sich gestellt.
Einer von ihnen ist der 19-jährige Ralf. „Er ist im März dieses Jahres eingezogen“, berichtet die Leiterin der Wohngruppe. Und das nach einer schwierigen Zeit. Denn Ralf, der aus einer vollstationären Wohngruppe ausziehen musste, war Anfang des Jahres plötzlich obdachlos. „Er stand buchstäblich auf der Straße“, sagt die Sozialpädagogin - bis ihn ein Nachbar vorübergehend bei sich zuhause aufnahm und das Kreisjugendamt schließlich einen Platz für ihn in der Einrichtung fand, in der er jetzt lebt.
Auf einmal war Ralf obdachlos
Ängste schlummerten wohl schon immer in Ralf. Doch so richtig stark ausgeprägt seien sie erst seit einem großen familiären Einschnitt, berichtet die Leiterin des Betreuten Wohnens. Gerade als Ralf seinen Realschulabschluss gemacht hat und so richtig ins Leben starten wollte, trennten sich seine Mama und ihr Partner, der nicht Ralfs leiblicher Vater ist. Die Mutter sei dann „wie vom Erdboden verschwunden“ gewesen, berichtet die Sozialpädagogin. Der Vater sei mit einem Halbbruder von Ralf ins Ausland gegangen - und die kleine Halbschwester in ein Kinderheim gekommen. „Alle Kinder wurden verteilt - außer Ralf“, schildert sie die traurige Situation. Seine Mama habe den Bub bei der Oma „geparkt“. Hier habe er sich wohlgefühlt, sie sei eine wertvolle Ressource und enge Bezugsperson für ihn; damals wie heute. Doch aus gesundheitlichen Gründen konnte die Oma nicht mehr für ihren Enkel sorgen.
„Durch den Einschnitt haben sich Ralfs Ängste verstärkt“, erzählt die Leiterin. „Seither kann Ralf keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr nutzen. Er hat Angst vor großen Menschenansammlungen und eine soziale Phobie.“ Bloßgestellt zu werden, negativ bewertet zu werden, ja sogar einfach nur im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich zu öffnen - all das bereitet dem jungen Mann Angst und führt zu körperlichen Reaktionen. Auch darum kann er selbst nicht mit unserer Redaktion sprechen.
„Auch wir wissen noch nicht so viel über ihn“, sagt die Sozialpädagogin. Nach und nach nur gebe Ralf Informationen von sich preis. „Er ist sehr ruhig, in sich gekehrt und braucht Zeit, sich zu öffnen.“ Im Raum stehen auch der Verdacht von Autismus, eine Depression, ADHS und eine Mediensucht als Folge seiner Angst vor Menschen, die ihn zwingt, daheim zu bleiben. Eine gesicherte Diagnose steht noch aus. Was Ralf dringend braucht, ist eine Therapie.
Seit März spart er für den Psychiaterbesuch
Ein Erstgespräch bei einem Kinder- und Jugendpsychologen hat - nach langer Suche - nun endlich stattgefunden. Eine Diagnostik beim Psychiater übernimmt das Jugendamt, das die Unterbringung in der betreuten Wohngruppe finanziert, nicht.
„Das ist eine Selbstzahlerleistung. Dafür spart Ralf jetzt selbst seit März“, sagt die Sozialpädagogin. „Das ist ein riesengroßes Defizit in unserer Gesellschaft. Die psychische Gesundheit ist politisch einfach nicht so anerkannt“, lautet ihre Kritik. Ebenfalls durch Spenden finanziert werden muss die Hundetherapie für Ralf. Mehrfach hat sie schon stattgefunden - möglich gemacht, durch den Wallersdorfer Verein Kinderlicht e.V. Dieser kann die Leistungen aber auch nicht auf Dauer bezahlen. Und dabei sind sie so wertvoll. „Da blüht er förmlich auf“, sagt die Sozialpädagogin über den jungen Mann.
Bei Therapiehund Timmi öffnet sich Ralf
Enrico Koch, Vorsitzender von Kinderlicht, stimmt ihr zu. Er erzählt über Therapiehund Timmi, den Ralf schon sehr ins Herz geschlossen hat. „Die beiden können herumtollen, aber auch kuscheln und er kann sich dem Hund anvertrauen, das tut gut“, sagt Koch.
Zu Tieren hat Ralf seit jeher eine enge Bindung - auch zu seinen eigenen Haustieren früher. Wenn Therapiehund Timmi Ralfs Zimmer betritt, verschwinden für einen Moment Angst und Einsamkeit. Damit diese Momente mehr werden - ja vielleicht sogar irgendwann Alltag - braucht es Unterstützung. Die Tiertherapie zeigt auch schon erste Erfolge, wie die Leiterin des Betreuten Wohnens schildert. „Neulich hatten wir eine Weihnachtsfeier hier in der Einrichtung. Da war Ralf dabei - hat sich zu den anderen Bewohnern gesetzt und sich an Gesprächen beteiligt. Das war ein Riesenschritt“, freut sie sich.
So können unsere Leser Freude schenken
Damit Ralf weiter aus sich herausgehen kann und eine Chance bekommt, wieder ein normales Leben zu führen - eines ohne Ängste - soll die Hundetherapie vorangetrieben und zusätzlich ein Therapieplatz für Ralf gefunden werden. Schon eine kleine Spende unserer Leser kann Großes bewirken im Leben des jungen Mannes.
Die Spendendaten für die Aktion „Freude durch Helfen“ unserer Mediengruppe finden Sie hier.









