Treffen in Südafrika

G20-Gipfel am Abgrund: Was geht noch ohne die USA?

Auf den Plakaten zum G20-Gipfel in Johannesburg ist Chinas Präsident Xi noch zu sehen. Kommen wird er aber nicht.

Auf den Plakaten zum G20-Gipfel in Johannesburg ist Chinas Präsident Xi noch zu sehen. Kommen wird er aber nicht.

Von dpa

Der G20-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg wird ohne den wirtschaftlich und militärisch stärksten Mitgliedsstaat stattfinden. Die USA unter Präsident Donald Trump werden das Treffen der führenden Industrie- und Schwellenländer am Samstag und Sonntag komplett boykottieren - ein Novum in der Geschichte der G20-Gipfel, die 2008 mit dem ersten Treffen in Washington begann.

Den Boykott hatte US-Präsident Trump schon vor Wochen angedroht. Jetzt wurde in deutschen Regierungskreisen bestätigt, dass am Tagungstisch in Johannesburg ein Stuhl fehlen wird. „Ich bedauere, dass die Amerikaner nicht dabei sind. Das ist eine Entscheidung, die die Amerikaner getroffen haben“, sagte Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil bei einem Besuch in Singapur.

Mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem russischen Staatschef Wladimir Putin haben zwei weitere Hochkaräter angekündigt, dem Treffen fernbleiben zu wollen. Sie schicken aber immerhin Vertreter. Für Xi kommt die Nummer zwei im Staat, Ministerpräsident Li Qiang.

Putin stuft die russische Präsenz noch deutlich weiter herunter und lässt sich vom stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung, Maxim Oreschkin, vertreten. In den vergangenen Jahren war immerhin noch Außenminister Sergej Lawrow dabei.

Außerdem werden auch Argentinien, Saudi-Arabien und Mexiko nicht auf Chefebene vertreten sein. Von 19 Staats- und Regierungschefs, die Mitglied der G20 sind, werden also nur 13 kommen.

Trump hatte zunächst geplant, Vizepräsident JD Vance zu schicken. Dann drohte er aber mit einem Total-Boykott des Gipfels. Der Grund sind die Vorwürfe Trumps gegen die südafrikanische Regierung, dass weiße Farmer verfolgt und getötet würden sowie ihr Land beschlagnahmt werde. Ohne Belege zu nennen, schrieb er vor zwei Wochen auf der Plattform Truth Social: „Solange diese Menschenrechtsverletzungen andauern, wird kein Vertreter der US-Regierung teilnehmen.“ Trump bezeichnete es als Schande, dass der G20-Gipfel in Südafrika stattfindet.

Die Frage ist, was bei dem Gipfel inhaltlich überhaupt noch zu erreichen ist.

  • Beispiel Ukraine-Krieg: Die USA gelten weiterhin als einziger wirklicher Vermittler in dem Konflikt. Ohne Trump, Putin und dessen wichtigstem Verbündeten Xi kommt man bei dem Thema nicht weiter.
  • Beispiel Nahost: Der Friedensprozess basiert auf einem unter US-Vermittlung ausgehandelten Plan. Auch hier geht ohne die USA nichts.
  • Beispiel Zölle: Bei den von den USA ausgelösten weltweiten Handelskonflikten ist die Suche nach Lösungen ohne den Verursacher kaum zielführend.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) macht sich trotzdem auf den langen Weg nach Südafrika. Es wird seine bisher längste Dienstreise als Kanzler: Vier Nächte, zwei davon im Flugzeug, und drei Tage wird er unterwegs sein. Nach dem G20-Gipfel macht er noch einen Abstecher nach Angola, wo der EU-Afrika-Gipfel stattfindet.

Er wolle die Reise ungeachtet der Absagen vor allem nutzen, um mit den afrikanischen Staaten einen „vertieften Dialog“ zu führen. „Die afrikanischen Staaten suchen nach Partnerschaften. Und deswegen werde ich, ganz unabhängig davon, wie viele Absagen es gibt, in jedem Falle nach Johannesburg reisen.“

Die Afrikaner sind es aber auch, die sich durch den wahrscheinlichen Boykott der USA besonders vor den Kopf gestoßen fühlen. Die Afrikanische Union (AU) war erst beim Gipfel 2023 in Neu-Delhi als G20-Mitglied aufgenommen worden. Damit ist die Gruppe, der davor schon 19 führende Industrie- und Schwellenländer sowie die Europäische Union angehörten, nun faktisch eine G21. Es ist auch das erste Mal, dass ein G20-Gipfel auf dem afrikanischen Kontinent ausgerichtet wird.

Die Abwesenheit der USA bedeutet auch, dass es keine G20-Abschlusserklärung geben wird. Die USA haben nach Angaben deutscher Diplomaten darauf bestanden, dass die Absage wie eine Ablehnung zu werten ist. Nun könnte es allenfalls noch eine gemeinsame Erklärung der Übriggebliebenen geben - und selbst das ist unklar.

Sicher ist dagegen, dass die USA nächstes Jahr wieder dabei sind. Dann ist Trump nämlich der Gastgeber. Er wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Heimspiel aus seinem Vorsitz machen. Als Gipfelort hat er sich eines seiner Luxus-Golfressorts ausgesucht, das „Doral“ bei Miami in Florida.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

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