München
Pompeji ist ein Sorgenkind der Denkmalpflege

Epa/Cesare Abbate/dpa
Ein Kameramann in der Villa dei Misteri (Mysterienvilla), einer antiken Villenanlage nahe Pompeji. Am Freitag, 19. Februar, findet in München eine Pressekonferenz Vum Vortragsnachmittag "Pompeji - Schutz und Bewahrung eines archäologischen Welterbes" statt.
Internationale Archäologie-Experten beraten in München über die Zukunft einer der berühmtesten Ausgrabungsstätten Europas: Pompeji. Zuschütten oder nicht zuschütten, ausgraben oder nicht ausgraben - das sind hier die Fragen.
Bayerische Wissenschaftler wollen dabei helfen, den Verfall von Pompeji zu stoppen. Forscher der Technischen Universität (TU) München und des Fraunhofer-Institutes für Bauphysik arbeiten unter anderem an Dächern für die labile Ausgrabungsstätte am Fuße des Vesuvs in der Nähe von Neapel sowie an Techniken zur Sicherung von Oberflächen an Gebäuden oder Grabstätten. Der erste Prototyp eines Schutzdaches sei entwickelt worden, sagte Albrecht Matthaei vom Fraunhofer-Institut am Freitag in München am Rande der internationalen Tagung "Pompeji - Schutz und Bewahrung eines archäologischen Welterbes".
Jahrelang galt die 79 nach Christus beim Ausbruch des Vesuvs verschüttete Stadt als Sorgenkind der Denkmalpflege. "Der Verschleiß ist gewaltig", sagte Erwin Emmerling, TU-Professor für Restaurierungswissenschaften. Heute gebe es dort aber eine Entwicklung zum Positiven.
Überlegt wird allerdings auch, Teile der Ausgrabungsstätte wieder zuzuschütten. Für den Erhalt wäre das oft das Beste, wie Emmerling sagt. Das könne aber nur für kleinere Gebäude gelten. "Es ist nicht daran gedacht, Pompeji, das man gerade ausgegraben hat, wieder zuzuschütten."
Immer wieder wird nach Angaben der Experten auch diskutiert, ob weitergegraben werden soll oder nicht. Aus konservatorischer Sicht sollten neue Ausgrabungen zwar vermieden werden, aber: "Ich muss die Leute immer wieder stoppen", sagte der Direktor des Internationalen Forschungszentrums für Denkmalpflege und Restaurierung von Kulturgütern in Rom, Stefano De Caro. Für die Archäologen sei es oft schwer, ihre Neugier im Zaum zu halten und nicht weiter zu graben, wenn sie ein neues, spannendes Gebäude entdecken. "Ausgraben oder nicht ausgraben - das ist hier die Frage."
Oft stünden dabei die Interessen der Bewahrer im Gegensatz zu den Interessen jener, die die Restaurierungsarbeiten zum Teil finanzieren. In Pompeji und dem ebenfalls verschütteten Herculaneum sind das nämlich zum Teil Privatleute - und die seien manchmal eher an spektakulären neuen Ausgrabungen interessiert als an der Bewahrung. "Der Erhalt ist wertvoll, aber er hat keinen Nachrichtenwert" ("Conservation is worthy, but it's not newsworthy"), sagte der Leiter des Herculaneum Conservation Projects, Andrew-Wallace Hadrill.
Info: Pompeji - eine Stadt verschüttet vom Vesus
Im Römischen Reich war Pompeji eine wohlhabende Handelsstadt am Golf von Neapel mit mehr als 10 000 Einwohnern. Am 24. August 79 nach Christus fand das blühende Leben am Fuße des Vesuvs ein jähes Ende. Bei einem Ausbruch des Vulkans, der nach Berichten von Zeitzeugen 18 Stunden dauerte, wurden Pompeji sowie die Nachbarorte Herkulaneum und Oplontis unter einer bis zu 25 Meter dicken Schicht aus Asche und Bimsstein begraben. Rund 2500 Menschen kamen ums Leben.
Die Katastrophe konservierte den Moment des Untergangs für Jahrhunderte. Erst im Jahr 1748 wurde das antike Pompeji wiederentdeckt. Seitdem wird die Stadt planmäßig ausgegraben. Zehntausende Ausstellungsstücke zeigen inzwischen eindrucksvoll das damalige Alltagsleben. Räume mit kostbaren Wandmalereien und Statuen erzählen von Luxus und Wohlstand. Gipsabdrücke halten den plötzlich Tod von Menschen vor beinahe 2000 Jahren fest. "Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte", notierte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) nach seinem Besuch in Pompeji.
Seit 1997 gehören die archäologischen Stätten von Pompeji und Herkulaneum zur Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Jährlich wird das 66 Hektar große archäologische Gelände von Millionen Touristen besucht. Inzwischen droht Pompeji aber ein "zweiter Untergang". Mehrere Gebäudeteile der vom Verfall bedrohten Ausgrabungsstätte stürzten ein. Insgesamt 105 Millionen Euro will Italiens Regierung in den kommenden vier Jahren in die Rettung Pompejis investieren.








