Mehr Verstöße

Wasserpolizei: Immer mehr dreckiges Abwasser in der Donau

Flusskreuzfahrten auf der Donau sind bei Touristen beliebt. In diesem Sommer registrierte die Wasserschutzpolizei in Niederbayern mehrere Verstöße mit Abwasser. Was das für die Donau bedeutet.

In der Passauer Region kommen jährlich mehr als 3.000 Flusskreuzfahrten an.

In der Passauer Region kommen jährlich mehr als 3.000 Flusskreuzfahrten an.

Von dpa

Ein Kreuzfahrtschiff lässt verschmutztes Abwasser in die Donau laufen - mehrere solche Fälle sind in den vergangenen Monaten von der Wasserschutzpolizei Passau festgestellt worden. Der Blick in die Statistik zeigt: Sowohl die Zahl der Verstöße als auch die Zahl der Kontrollen haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, wie Gruppenleiter Robert Schneider sagte. Zudem gebe es technische Fortschritte.

Im Jahr 2025 seien bisher neun Bordkläranlagen mittels Schnelltest überprüft worden. Dabei seien sechs Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden. Fünf dieser Fälle seien so hoch gewesen, dass die Anlagen verplombt worden seien, sagte der Sprecher weiter.

"Die Schiffe mussten das Abwasser sammeln und an Land entsorgen. Diese Maßnahmen sind zu dokumentieren, bis nachgewiesen werden kann, dass die Anlagen wieder ordnungsgemäß funktionieren." Zudem würden in so einem Fall strafrechtliche Ermittlungen gegen die technischen Verantwortlichen eingeleitet, das Abwasser werde zur genauen Laboruntersuchung ans Landesamt für Umwelt weitergeleitet.

Geregelt wird die Entsorgung auf Schiffen durch das "Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt (CDNI)", wie Siegfried Ratzinger, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf, erläutert. Die Kontrollen würden von der Wasserschutzpolizei durchgeführt.

Donauabwärts in Richtung Wien und weiter

Deren Gruppenleiter zufolge kommen im Bereich Passau jährlich mehr als 3.000 Flusskreuzfahrten an. Viele Reisen starteten in Passau und führten donauabwärts in Richtung Wien, Bratislava und Budapest.

Bei gut ausgelasteten Flusskreuzfahrtschiffen fielen täglich etwa 30 bis 40 Kubikmeter Abwasser an, so Schneider. Dieses werde in Sammeltanks aufgefangen und an Land entsorgt. Die hierbei entstehenden Kosten seien in den vergangenen Jahren stabil geblieben.

Der Großteil der Schiffe sei mit Bordkläranlagen ausgestattet. "Diese unterliegen einer Typgenehmigung, und es müssen Abwassergrenzwerte eingehalten werden, um das Filtrat legal in die Donau einleiten zu dürfen." Aufgrund modernerer Technik gebe es hier eine deutliche Verbesserung. In den vergangenen Jahren seien wiederholt Verstöße festgestellt worden, bei denen ungereinigtes Abwasser über Bypässe an der Anlage vorbeigeleitet worden sei, berichtete Schneider. Derlei Verstöße seien rückläufig.

Schnelltests für Abwasser

Seit Anfang 2024 verfüge die Wasserschutzpolizei Passau über einen Schnelltest, der den CSB-Wert (Chemischer Sauerstoffbedarf) bestimmen kann. "Dieser Wert gibt klare Hinweise auf die Verunreinigung des Abwassers. Die Messungen erfolgen unmittelbar vor dem Einleiten in die Donau." Jedoch werde der Test nicht flächendeckend bei allen Schiffen angewendet, sondern nur bei tatsächlichen Hinweisen auf eine Fehlfunktion.

Hat zu schmutziges Abwasser aus Kreuzfahrtschiffen Auswirkungen auf die Wasserqualität der Donau? Inwieweit sich die jüngsten Vorfälle auswirkten, lässt sich einem Fachmann des Bund Naturschutz (BN) zufolge schwer einschätzen. Grundsätzlich müssten Verunreinigungen vom Fluss wieder abgebaut werden. "Dies nennt sich biologische Selbstreinigung – dabei werden organische Stoffe durch Pilze und Bakterien abgebaut." Das brauche Zeit und auch Sauerstoff, wodurch der Sauerstoffgehalt im Wasser reduziert werde.

Auswirkungen auf die Umwelt?

Dies könnte sich unter Umständen negativ auf die Fische auswirken. "Zumal unsere Gewässer aufgrund der zunehmenden Erwärmung und der Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft teilweise bereits an Sauerstoffmangel leiden." Allerdings würden solche Verunreinigungen in einem strömenden Fluss auch schnell verdünnt. Es sei also auch entscheidend, wo das Abwasser eingeleitet wird. In einem Hafenbecken oder an Stellen im Fluss, an denen sich Abwasser sammeln könne, sei dies deutlich schlimmer.

Ein BN-Sprecher bilanziert: Die Einleitung von ungeklärtem Abwasser sei nie gut für die Natur. Insofern würde der BN verstärkte Kontrollen befürworten.

 

Folgen Sie Themen dieses Artikels:

Alle Artikel zu gefolgten Themen und Autoren finden Sie bei mein Idowa

Kommentare


Neueste zuerst Älteste zuerst Beliebteste zuerst
alle Leser-Kommentare anzeigen
Leser-Kommentare ausblenden

Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.