Mordprozess
Ukrainer in Murnau erstochen - Angeklagter Russe bereut Tat
Ein Russe soll im April 2024 im oberbayerischen Murnau nach einem Streit zwei kriegsversehrte ukrainische Soldaten erstochen haben. Nun muss sich der zur Tatzeit 57 Jahre alte Mann wegen Mordes vor dem Landgericht München II verantworten.
Davor sollen die drei, die sich lose von früheren Begegnungen kannten, gemeinsam an einem Sitzrondell in Murnau getrunken haben - und dabei über die Situation in der Ukraine in Streit geraten sein. Wegen des möglichen politischen Motivs hatte die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen.
Der Angeklagte habe sich durch den Streit in seinem Nationalstolz verletzt gefühlt, erläuterte die Generalstaatsanwaltschaft bei der Anklageerhebung im Oktober ihre Sicht auf die Tat. Als Anhänger eines übersteigerten russischen Nationalismus habe der Angeklagte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine befürwortet.
Er habe sich entschlossen, die beiden stark alkoholisierten Ukrainer zu töten. Dazu soll er in seine nahegelegene Wohnung geeilt sein, um ein Messer mit feststehender Klinge zu holen. Zurück an dem Sitzrondell soll er laut Anklagebehörde unvermittelt einem der Männer das Messer gezielt und wuchtig mehrfach in den Hals gestoßen haben, der Mann sei sofort gestorben.
Gleich danach habe er den zweiten Ukrainer angegriffen, der ebenfalls davon vollkommen überrascht gewesen sei, so die Ankläger im Oktober. Auch ihn habe er mit gezielten und wuchtigen Messerstichen niedergestochen. Der Mann starb an seinen massiven Stich- und Schnittverletzungen.
Die 23 und 36 Jahre alten ukrainischen Soldaten waren in der Unfallklinik Murnau operiert worden und befanden sich in dem Ort noch in Rehabilitation. Beide waren laut Generalstaatsanwaltschaft aufgrund der Operation körperlich stark eingeschränkt.
Der Russe war seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland und mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, nach dpa-Informationen ging es überwiegend um Gewaltdelikte. Seit seiner Festnahme sitzt er in Untersuchungshaft.
Die Tat hatte die Menschen weit über die Region hinaus schockiert - im Ort herrschte Fassungslosigkeit. An einem zweisprachigen Trauergottesdienst nach der Tat nahmen auch viele Ukrainer teil.
Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP) sagte damals, die Saat Putins und seiner Schergen gehe auch in Deutschland auf. Der Tod der Ukrainer führe das bitter vor Augen. Die Stimmung unter den Volksgruppen im Ort sei aber weder vor noch nach der Tat aggressiv oder auf Rache ausgerichtet gewesen, sagte Beuting kurz vor Prozessbeginn.
Knapp 200 Ukrainer leben nach seinen Angaben derzeit in der Gemeinde, immer wieder werden auch verwundete Soldaten in der Unfallklinik behandelt.
Der Bürgermeister sieht keine originär politische Motivation für die Tat. Es handele sich um eine schreckliche Einzeltat, sagt Beuting auch heute. Er gehe davon aus, dass Alkohol eine große Rolle gespielt habe. "Von daher würde ich sagen, das ist nicht im engeren Sinne eine politische Tat gewesen. Aber das muss der Prozess zeigen." Dieser ist vorerst bis zum 27. Februar angesetzt.