Bundestagswahl 2025
CSU-Frust: Drei Wahlkreissieger dürfen nicht in Bundestag

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Das neue Wahlrecht kostet die CSU drei Direktmandate – für CSU-Vorstand Eva Weber gefährden derartige «Spielchen» das Vertrauen in die Politik. (Archivbild)
Die Folgen des neuen Bundestagswahlrechts gefährden nach Ansicht von CSU-Vorstandsmitglied Eva Weber das Vertrauen der Menschen in die Demokratie. Die Politik müsse nun "ganz arg darauf achten", dass der bereits jetzt spürbare Entfremdungsprozess zwischen der Bevölkerung und der Politik durch "solche Spielchen" nicht verstärkt werde, sagte die Augsburger Oberbürgermeisterin vor einer Sitzung des CSU-Vorstands in München.
Es sei unsäglich, dass drei direkt gewählte CSU-Kandidaten kein Mandat erhielten, weil diese nicht durch das Parteiergebnis gedeckt seien. "Das ist genau das, was wir befürchtet haben mit der Wahlrechtsreform", sagte Weber.
"Wir werden jetzt die Situation haben, dass die Augsburgerinnen und Augsburger nicht verstehen werden, dass sie keinen direkten Abgeordneten mehr haben. Und es ist einfach wahnsinnig bitter, weil Volker Ullrich, ein exzellenter Bundestagsabgeordneter, sich sehr eingesetzt hat, nicht nur für Augsburg, sondern für Bayern und für die Menschen." Weber sprach von einem bitteren Ergebnis.

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War nach dem Verlust seines Bundestagsmandats sichtlich frustriert: der Augsburger CSU-Abgeordnete Volker Ullrich. (Archivbild)
CSU-Politiker Ullrich selbst nannte das neue Wahlrecht auf der Plattform X "unfair und undemokratisch". "Den hart umkämpften Wahlkreis Augsburg habe ich mit 31,1% und über 10 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Und dennoch nicht im Bundestag?", schrieb Ullrich. "Verloren haben vor allem meine Wähler und das Vertrauen in die Demokratie."
Das Video eines Reporters des Bayerischen Rundfunks zeigte Ullrich am Wahlabend zudem sichtlich aufgebracht im Gespräch mit Kulturstaatsministerin und Grünen-Wahlkreiskandidatin Claudia Roth in Augsburg. "Sie sind keine Demokratin diesbezüglich", sagte Ullrich. "Das Wahlrecht war antidemokratisch."
Mehreren Medien zufolge soll der CSU-Politiker Konkurrentin Roth und einem FDP-Abgeordneten zudem den angebotenen Handschlag verweigert haben. Ullrich äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht dazu.
Die CSU hatte nach dem vorläufigen Endergebnis 37,2 Prozent der Stimmen in Bayern erhalten und entsendet 44 Abgeordnete in den Bundestag. Bei der Wahl hatte sie aber alle 47 Wahlkreise direkt gewonnen, weshalb die drei Direktkandidaten mit den schlechtesten Ergebnissen nicht im Bundestag vertreten sein werden. Neben Ullrich betrifft dies auch die Münchnerin Claudia Küng und den Nürnberger Sebastian Brehm.
Bundesweit sind 23 Kandidaten von der Neuregelung betroffen. Wie aus dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hervorgeht, teilen neben den drei CSU-Politikern auch 15 von der CDU, vier von der AfD und einer von der SPD dieses Schicksal. Ihre Wahlkreise liegen unter anderem in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern, in Ost- und in Norddeutschland. All diese Wahlkreise sind nicht mehr durch ein Direktmandat im Bundestag vertreten.