Schiffbau
Worum es bei der Rettung der Meyer Werft geht
22. August 2024, 4:00 Uhr
Seit Monaten arbeiten die Bundesregierung und das Land Niedersachsen an einer möglichen Rettung der für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannten Meyer Werft. Nun sicherte Bundeskanzler Olaf Scholz der Werft die Unterstützung des Bundes zu. Details seien noch zu klären. "Aber eines kann ich heute klar zusagen: Der Bund trägt seinen Teil der Lösung bei", sagte der SPD-Politiker bei einer Betriebsversammlung der Werft im niedersächsischen Papenburg. Ein Überblick.
Das Unternehmen braucht dringend sehr viel Geld - bis zum 15. September müssen die Einigungen dazu stehen. Insgesamt muss die Werft bis Ende 2027 zur Finanzierung von Schiffsneubauten fast 2,8 Milliarden Euro aufbringen. An mangelnden Aufträgen liege das nicht, heißt es. So verzeichnete die Meyer Werft erst vor einigen Tagen mit vier Kreuzfahrtschiffen für die Disney Cruise Line den nach eigenen Angaben größten Auftrag der Firmengeschichte.
Allerdings sind einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe noch vor der Corona-Pandemie abgeschlossen worden und sehen keine Anpassung an die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vor. Zudem werden in der Branche üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des Schiffes gezahlt - den Bau muss die Werft also mit Krediten zwischenfinanzieren.
Denkbar ist eine zeitlich befristete Beteiligung von Bund und Land an der Werft, um für eine Erhöhung des Eigenkapitals um rund 400 Millionen Euro zu sorgen. Außerdem benötigt die Werft Bürgschaften, um neue Kredite für den Schiffbau zu bekommen und so die milliardenschwere Finanzierungslücke zu schließen.
Aus Regierungskreisen in Berlin hieß es, es gebe noch keine finale Entscheidung, aber den Willen, die Werft zu retten. Demnach könnten der Bund und das Land Niedersachsen mit jeweils rund 900 Millionen Euro bürgen und vorübergehend 80 bis 90 Prozent der Werft übernehmen. Einer solchen Lösung müssten aber unter anderem noch der Haushaltsausschuss des Bundestags und die EU-Kommission zustimmen, hieß es.
Anfang Juli hatte sich die Geschäftsführung der Meyer Werft bereits mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept geeinigt. 340 der mehr als 3.000 Stellen in Papenburg sollen demnach abgebaut werden. Darüber hinaus sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden - das war eine Forderung der Politik.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte im Sommer, wenn es gute Gründe für die Annahme gebe, dass das Unternehmen eine Perspektive hat, werde Niedersachsen sich sehr dafür einsetzen, diese Zukunft auch möglich zu machen. "Das tun wir, weil wir Arbeitsplätze retten wollen", sagte der Regierungschef. Über die Stammbelegschaft und über Niedersachsen hinaus hingen "etliche Tausend Arbeitsplätze" von der Werft ab. Für die Meyer Gruppe arbeiten rund 7.000 Menschen - neben dem Standort Papenburg hat sie Werften in Rostock und im finnischen Turku.
Die Meyer Werft ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niedersachsen. Neben den Arbeitsplätzen gehe es aber auch darum, das Knowhow des zivilen Schiffbaus in Deutschland zu halten, hatte die Landesregierung argumentiert.
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