Flugtaxi-Hersteller
Volocopter hebt zu Olympia ab - noch keine Passagierflüge
8. August 2024, 13:16 Uhr
Der einst angekündigte Start von Passagierflügen war das zwar nicht - aber frei nach dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles" hat der badische Flugtaxi-Hersteller Volocopter einen Testflug in der Nähe der Austragungsstätte für Reiten und Fünfkampf absolviert. Unternehmenschef Dirk Hoke sprach von einem wichtigen Meilenstein.
"Die Elektrifizierung des Luftverkehrs ist ein Schritt, den wir gehen müssen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wir freuen uns, dass wir zeigen können, dass das kein Science-Fiction ist." Von einem eigens dafür eröffneten Flugplatz von Saint-Cyr-l'École nahe Paris aus wurde nun die Validierungsphase für den regulären Betrieb von Elektroflügen gestartet.
Die neuartigen Fluggeräte mit mehreren Rotoren auf dem Dach starten und landen senkrecht. Sie sollen die Luftfahrt revolutionieren und vor allem in dicht besiedelten Großstädten eine Alternative zum Straßenverkehr sein. Städte wachsen stark, haben aber keinen Platz für noch mehr Autoverkehr, wie Hoke erläuterte. Lufttaxis, an denen auch andere Hersteller wie Lilium arbeiten, könnten wichtige Knotenpunkte verbinden.
Sie seien aber nur ein Hilfsmittel von vielen, machte er deutlich. "Es ersetzt natürlich kein Massentransportmittel." Das Volocoptermodell Volocity etwa ist ein Zweisitzer. Und nach Hokes Einschätzung wird noch viele Jahre ein Pilot an Bord sein müssen, also einen der Plätze belegen. In Frankreich zu sehen war jetzt der Flug des Vorgängermodells 2X.
Damit Volocopter Passagiere transportieren darf, braucht das Unternehmen aus Bruchsal bei Karlsruhe allerdings eine Zulassung der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit Easa - die steht noch aus. Hoke rechnet damit, dass im kommenden Jahr Flüge in begrenzter Zahl in verschiedenen Städten angeboten werden können. Tendenz dann steigend.
Die ursprünglichen Pläne von Volocopter waren weitaus größer: Anlässlich der Olympischen Spiele wollte die Firma drei Verbindungs- und zwei touristische Rundflugrouten in Paris anbieten. Dafür waren fünf Vertiports genannte Landeplätze vorgesehen, einer davon auf einem Ponton auf der Seine. So hieß es noch im Juni 2023 in einer Mitteilung.
Dennoch sind die Testflüge ein Erfolg. Denn zu Beginn des internationalen Sportereignisses war noch unklar, ob diese überhaupt genehmigt werden. Zudem hatten die Stadt Paris und mehrere Organisationen erfolglos Zweifel an der Betriebserlaubnis für einen Start- und Landeplatz angemeldet. Auch plagten Volocopter jüngst finanzielle Schwierigkeiten. Staatliche Unterstützung aus Baden-Württemberg und Bayern, die im Gespräch war, blieb aus. Das Geld kam am Ende von Investoren. Nun also eine gute Nachricht.
Vom Prinzip her funktionieren Flugtaxis wie Drohnen - nur in groß, erklärte Hoke. Sie seien leiser als Helikopter und sicherer, da sie nicht nur einen Motor hätten und viele Systeme redundant ausgelegt seien - also Ersatz vorhanden sei. Volocopter habe etwa nachweisen müssen, dass sie auch sicher landen können, wenn zwei benachbarte der 18 Motoren ausfallen. Zudem verursachen die Fluggeräte keine Emissionen während des Fluges. Wenngleich Hoke einräumte, dass der gesamte CO2-Fußabdruck verbessert werden müsse.
Neben Paris will Volocopter unter anderem in Rom und Osaka an den Start gehen. Regelmäßige Flüge in Deutschland haben indes keine Priorität, weil die Städte den Angaben nach hierzulande nicht so groß und so dicht besiedelt sind und autarke Nahverkehrsnetze haben. In Deutschland arbeitet Volocopter mit der ADAC-Luftrettung zusammen. Dabei geht es darum, den Einsatz für medizinische und Rettungszwecke zu erproben.
Aaron Erd von der ADAC-Luftrettung sagte bei der Vorstellung in Frankreich: "Hier sehen wir auf jeden Fall die Zukunft des Rettungswesens." Lufttaxis können den Rettungsdienst nach seiner Einschätzung verbessern. "Die können Probleme lösen, die wir momentan haben." So könnten viele Notarztplätze derzeit nicht besetzt werden. Mit Flugtaxis könnten aber größere Gebiete abgedeckt werden und die Helfer und Helferinnen seien auf dem Luftweg schneller am Einsatzort. Passagiere sollten jedoch nicht damit transportiert werden.
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