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Moderatorin und Ex-Tennis-Spielerin Barbara Schett: "Auf der Tour hat man keine Kinder gekriegt"

Eurosport-Moderatorin Barbara Schett spricht in der AZ zu Beginn der Australian Open über den Trend zum Baby, die Fußstapfen von Serena Williamsund die scheue Nummer eins Iga Swiatek.


Barbara Schett

Barbara Schett

Von Thomas Becker

AZ-INterview mit Barbara Schett: Die 46-jährige Innsbruckerin war 1999 die Nr. 7 der Welt und moderiert seit 18 Jahren für Eurosport.i
AZ: Frau Schett, die Australian Open sind für Sie sicher ein spezielles Turnier. 2005 haben Sie hier gegen Daniela Hantuchova Ihre Karriere beendet, 2001 mit Ihrem späteren Ehemann Joshua Eagle im Mixed-Finale gestanden. 2007 haben Sie geheiratet, 2009 Sohn Noah bekommen, und Sie leben nun auch an der Sunshine Coast. Für eine Herzens-Australierin wie Sie ist der erste Grand Slam des Jahres längst ein Heimspiel, oder?

BARBARA SCHETT: Ich bin gerade in unserem Haus in Noosa Heads, insofern sind die Australian Open mein Home-Grand-Slam, waren aber immer schon mein Lieblingsturnier. Der Begriff Happy Slam kommt nicht von ungefähr, das ist schon wirklich so, wenn man aus dem düsteren europäischen Winter hier herkommt, wo das Wetter schön ist und alle freundlich sind. Bei uns sind um diese Zeit ja alle grantig.

Mutterfreuden voraus: Naomi Osaka hat ihre Schwangerschaft verkündet wie zuvor schon die deutsche Spitzenspielerin Angelique Kerber. Sie hat darum für die anlaufenden Australian Open abgesagt. Die Japanerin hatte das Turnier 2019 und 2021 gewonnen

Mutterfreuden voraus: Naomi Osaka hat ihre Schwangerschaft verkündet wie zuvor schon die deutsche Spitzenspielerin Angelique Kerber. Sie hat darum für die anlaufenden Australian Open abgesagt. Die Japanerin hatte das Turnier 2019 und 2021 gewonnen

Vor dem ersten Ballwechsel gab es einige Absagen, darunter die Siegerin von 2019 und 2021, Naomi Osaka, die ihre Schwangerschaft verkündete, wie zuvor Angelique Kerber und auch die zurückgetretene Ashley Barty.

Ja, bin schon gespannt, wer morgen schwanger ist.

Zu Ihrer aktiven Zeit war das eher die Ausnahme, oder?

Das hat es überhaupt nicht gegeben. Ich kann mich nur an meine Landsfrau Sybille Bammer erinnern. Während man auf der Tour spielte, hat man einfach keine Kinder gekriegt. Viele haben früher schon mit Ende 20 aufgehört, um noch Zeit für eine Familie zu haben. Erst allmählich ging das los mit den Kindern, jetzt ist es ein richtiger Trend - weil die Karrieren länger dauern. Ich hätte mir das nie vorstellen können, nach der Geburt eines Kindes auf die Tour zurückzugehen, weil: Da ändert sich ja schon einiges.

Serena Williams zählte auch zu den Müttern auf der Tour. Wie wird der erste Grand Slam ohne sie? Jemand in Sicht, der in Ihre Fußstapfen treten könnte?

Dass jemand noch mal so viele Grand Slams gewinnt: Da sehe ich niemanden in der nächsten Zeit. Natürlich ist Iga Swiatek die absolute Nummer eins, hat eine einzigartige Saison im letzten Jahr hingelegt, vor allem diese Strecke mit den 37 Siegen in Folge. Ich habe sie beim United Cup in Brisbane beobachtet, und da hat sie mich wirklich beeindruckt, hat jedes Match sehr trocken runtergespielt, irrsinnig viel trainiert, ist sehr fokussiert, fast schon zu sehr im Tunnel drin. Überraschenderweise ist sie in Sydney gegen Jessica Pegula vom Platz geschossen worden, was mich verwundert hat. Sie war so ratlos auf dem Platz, kann schon Momente haben, in denen sie so Auslasser hat. Dennoch ist sie die konstanteste Spielerin, extrem fit, bewegt sich so gut und wird sicher ein tolles Jahr hinlegen. Aber die Fußstapfen von Serena? Da würde ich abwarten.

Sie ist auch nicht der Show-Typ, anders als etwa eine Ons Jabeur.

Iga wirkt bei Interviews immer nervös, hat eine relativ hohe Stimme, fühlt sich nicht wohl, will nicht im Mittelpunkt stehen, schaltet alles von außen ab, was sie kontrollieren kann. Ons Jabeur dagegen ist lustig, witzig, hat immer einen guten Schmäh drauf und ist nun das Sprachrohr der arabischen Frauen. Sie spielt relativ attraktives Tennis, da tut sich was auf dem Platz - ein totaler Kontrast zu Swiatek. Und das ist wichtig und spannend, unterschiedliche Persönlichkeiten zu haben.

Was trauen Sie Emma Raducanu zu, der US Open-Siegerin von 2021?

Bei ihr ist seitdem viel passiert. Das muss man sich noch mal vor Augen halten: Die fährt zu den US Open, spielt Quali, denkt sich ‚Wenn ich eine Runde in der Quali gewinne, kaufe ich mir neue Air Pods' - und dann fliegt sie zurück als US Open-Siegerin, mit 30 konkreten Sponsoren-Angeboten von Porsche bis Dior. Das ist schon sehr schnell gegangen. Ich glaube an sie. Man muss ihr immer noch ein bissl Zeit geben. Sie muss von der Physis her fitter werden. Natürlich wäre es toll, wenn sie mal einen Trainer über längere Zeit hätte, aber die Philosophie der Eltern ist: Mit jedem Coach sechs Monate arbeiten und sich das Beste rauspicken. Es ist aber wichtig, an gewissen Dingen längere Zeit mit einem Trainer zu arbeiten. Aber ich glaube schon, dass sie nochmal kommt.

Im Sommer haben Sie Ihre Autobiografie "Ich bin, was ich bin" veröffentlicht, in der Sie unter anderem auch von einem Anruf der Wettspielmafia berichten.

Das war in Melbourne, im Quest Apartment in South Yarra. Ich war ein bissl verletzt zu der Zeit, und dann klingelte das Telefon, und es gab das Angebot "Du kriegst 20 000, wenn du die Partie verlierst". Ich sagte "Naa, mach' ich ned" und hab' aufgelegt. Das war mir alles ungeheuer, und ich dachte schon "Jetzt komme ich gleich ins Gefängnis". Witzigerweise habe ich diese erste Runde trotzdem gewonnen, weil meine Gegnerin so schlecht war.

Man glaubt wahrscheinlich zunächst an einen Telefonstreich.

Naa, das hat schon so geklungen, als würde es kein Streich sein.