Landshut

Die Frage der Verträglichkeit

Bürgerversammlung Wolfgang/Industriegebiet: Diskussion um Nachverdichtung des Tannenwegs


Der Tannenweg ist momentan nur über den schmalen Föhrenweg erreichbar. Dass dies laut der aktuellen Planung auch künftig so blei

Der Tannenweg ist momentan nur über den schmalen Föhrenweg erreichbar. Dass dies laut der aktuellen Planung auch künftig so bleiben soll, sorgt bei Anwohnern für Sorgen.

Volles Haus und volle Tagesordnung: Viel Diskussionsstoff bot die Bürgerversammlung für die Wolfgangsiedlung und das Industriegebiet am Mittwochabend im Haus St. Wolfgang. Neben der Verkehrbelastung beschäftigt die Bürger vor allem die Nachverdichtung in ihrem Viertel: Sorgen bereiten ihnen hier die Pläne für den Tannenweg. Sie finden die ersten Überlegungen zu überdimensioniert und bezweifeln, dass der Föhrenweg den zusätzlichen Verkehr aufnehmen kann.

Wie berichtet, plant die GbW-Gruppe, der die meisten Wohnungen am Tannenweg gehören, umfangreiche Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen. Momentan umfassen die GbW-Gebäude rund 250 Wohnungen; die ersten Pläne sahen bis zu 500 neue Wohneinheiten vor. "Als wir von 700 Wohnungen gehört haben, waren wir mehr als geschockt", sagte eine Anwohnerin. Auch im Gestaltungsbeirat und im Plenum wurde die Nachverdichtung als deutlich zu hoch betrachtet. Der GbW wurde in der Folge aufgetragen, das Projekt abzuspecken. "Die Verdichtung ist zu viel des Guten. Wir gehen davon aus, dass es sich um 200 bis 250 zusätzliche Wohnungen drehen wird", sagte Baudirektor Johannes Doll bei der Bürgerversammlung.

Entstehen sollen in erster Linie geförderte Sozialwohnungen, aber auch frei finanzierte Wohnungen sind laut Doll geplant. Prämisse sei, dass die bisherigen Mieter auch künftig wieder Wohnungen bekämen. Deshalb sollen in einem ersten Bauabschnitt hin zum Grünzug neue Gebäude entstehen, in die dann Mieter ziehen können, deren Gebäude im nächsten Bauabschnitt saniert beziehungsweise abgerissen werden. Neben Neu- und Ergänzungsbauten sind auch Aufstockungen der bestehenden Gebäude geplant. Unter den Gebäuden sollen Tiefgaragen entstehen, außerdem soll auch ein Kindergarten gebaut werden. Doll geht davon aus, dass noch mindestens fünf Jahre vergehen werden, bis in das Quartier auch neue Bewohner ziehen werden. Bis dahin sei auch die neue Grundschule fertig, sodass Doll keine Kapazitätsprobleme auf die Grundschule St. Wolfgang zukommen sieht.

Dass der "neue" Tannenweg laut den bisherigen Planungen ausschließlich über eine Ringstraße an den Föhrenweg angebunden werden soll, sorgt dort für große Sorgen: Daran änderten auch die Ausführungen des Baudirektors nichts. Ihm zufolge kommt ein Verkehrsgutachten des Investors zu dem Schluss, dass die Straße den zusätzlichen Verkehr aufnehmen könne. "Ich lade sie gerne mal auf einen Kaffee auf meine Terasse ein. Dann sehen Sie, was in unserer Straße los ist", sagte ein Anwohner. Schon jetzt sei die Verkehrsbelastung am Föhrenweg extrem. Die Straße sei zudem oft so zugeparkt, dass Rettungsfahrzeuge Probleme bekämen. Der Kommentar eines Bürgers dazu: "Nicht mal im Parkverbot bekommen'S einen Parkplatz." Die neue Siedlung nur über diese eine Straße anzubinden, sei deshalb utopisch. "Wir brauchen eine zusätzliche Anbindung", forderten mehrere Bürger. Sie schlugen vor, den Tannenweg auch an die Goethestraße oder die Altdorfer Straße anzubinden. Der Baudirektor befürchtet dann aber Schleichverkehre.

"Sie können sich sicher sein, dass wir uns der Probleme bei der Zu- und Abfahrt bewusst sind", sagte Oberbürgermeister Alexander Putz. Man nehme die Bedenken aus der Bürgerversammlung mit. Eine Nachverdichtung sei immer eine Herausforderung, allerdings müsse auch dem Wachstum der Stadt Rechnung getragen werden. Zudem sieht Putz in der Maßnahme eine Aufwertung der Wohnungen am Tannenweg. Mit dem Zuzug sei darüber hinaus eine bessere soziale Durchmischung möglich, die heute vielleicht nicht so optimal sei.

Die nächsten Schritte sind jetzt: Der Investor wird den Umfang der Planung reduzieren, dann wird die Stadt die neuen Pläne in einen Bebauungsplan umsetzen, der anschließend im Stadtrat behandelt und öffentlich ausgelegt wird. Dann können auch die Bürger dazu Stellung nehmen.