Tipp der Woche
Als Dagobert alle auf Trab hielt
6. Juli 2022, 6:00 Uhr aktualisiert am 6. Juli 2022, 6:00 Uhr
Immer mittwochs geben LZ-Redakteure an dieser Stelle ihre ganz persönlichen Tipps für die Freizeit. Von Ausstellungen über Buchempfehlungen bis zu Geheimtipps in der Stadt. Diese Woche empfiehlt Redakteurin Claudia Hagn eine True-History-Dokumentation in der ARD-Mediathek.
Es war einer der längsten und spektakulärsten Erpressungsfälle der deutschen Kriminalgeschichte: "Dagobert", der Kaufhauserpresser, lieferte sich über zwei Jahre ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Am 13. Juni 1992, also vor knapp 30 Jahren, explodiert in einem Hamburger Kaufhaus eine Rohrbombe.
Eine Million D-Mark fordert der Erpresser, der sich Dagobert nennt - in Anlehnung an den schwerreichen Comic-Enterich. Dagobert versucht, die Polizei mit raffinierten Geldübergabeversuchen zu überlisten - ein Nervenkrieg beginnt, der für Schlagzeilen sorgt. Das Phantom narrt die Polizei und wird mit jeder gescheiterten Geldübergabe mehr zum "Volkshelden". Im Film "Jagd auf Dagobert: Vom Verbrecher zum Volkshelden" in der ARD-Mediathek kommen viele Zeitzeugen zu Wort, der Kriminalfall wird minutiös aufgearbeitet, die Lösegeldübergaben werden skizziert und auch die Rolle Dagoberts kommt deutlich zum Tragen.
Wer also nochmal die Geschichte dieses Coups und die Hintergründe näher erklärt bekommen will, ist bei der Doku gerade richtig; wer die Story rund um den Erpresser nicht kennt, wird mehrfach staunen, wie Dagobert damals die Polizei über knappe zwei Jahre austricksen konnte.
Dagobert selbst kommt zwar auch zu Wort; aber nur als Phantom im Hintergrund. Zudem ist die True-History-Dokumentation eine Zeitreise zurück in ein Deutschland direkt nach der Wende - und wie sich die Gesellschaft durch Dagobert vielleicht verändert hat.