Extremwetter
Wenn Hitze das Herz belastet
26. Juni 2019, 16:33 Uhr aktualisiert am 26. Juni 2019, 16:33 Uhr
Es ist so weit: Pünktlich zum kalendarischen Sommeranfang beginnen die Temperaturen zu steigen. Schon jetzt fühlen sich immer mehr Menschen unwohl. Die Sommerhitze setzt dem Körper zu. Er läuft auf Hochtouren: Je wärmer es wird, desto mehr schwitzt der Körper und verliert so, neben Flüssigkeit, wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Natrium.
Das kann den Elektrolythaushalt zügig aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folge sind Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und Erschöpfung. Für Menschen mit Herzschwäche oder Bluthochdruck stellt die Hitze aber eine besonders hohe körperliche Belastung dar.
"An sein Herz denken"
"Wer sich auffallend schlapp und müde fühlt, sollte daher unbedingt an sein Herz denken", rät Prof. Dr. med. Stefan Buchner. Der Chefarzt der interventionellen Kardiologie am Sana Klinikum Cham weist auf Grundregeln hin, die Herzpatienten beachten sollten. Denn während die höheren Temperaturen im Sommer für gesunde Menschen meist keine größeren Probleme darstellen, ist bei Herzpatienten das körpereigene Kühlsystem oft deutlich reduziert. "Normalerweise dient die verstärkte Schweißproduktion zu einer Verdunstungskühlung auf der Hautoberfläche. Das führt zu geweiteten Gefäßen an der Haut und zu einer erhöhten Durchblutung", erläutert der Experte, "dieser Vorgang unterstützt die Wärmeabgabe von innen nach außen, benötigt aber dafür zusätzliche Herzaktivität". Insbesondere beim Sport und sehr hohen Temperaturen sollten Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen deshalb unbedingt vorsichtig sein.
"Für Sportler bedeutet das: Auf erhöhte Flüssigkeitszufuhr achten. Empfehlenswert sind nicht zu kalte Fruchtschorlen oder Mineralwasser, auf alkoholische Getränke sollte sogar verzichtet werden", so der Kardiologe. Kalte Getränke sind zwar im ersten Moment erfrischend, der Körper versucht allerdings, mit einer Wärmereaktion der plötzlichen Kälte entgegenzuwirken.
Bewegung im Sommer
"Das ist dann fast kontraproduktiv", sagt Buchner. Auch Menschen, die unter einer Herzschwäche leiden und aus diesem Grund nicht zu viel trinken dürfen, haben bei Bewegung im Sommer einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Unter Umständen ist bei hohen Temperaturen eine Anpassung der Dosierung von Medikamenten, wie Blutdrucksenkern oder Entwässerungsmitteln, nötig. "Darüber sollten betroffene Patienten mit ihrem Hausarzt oder Kardiologen sprechen", erklärt er. Aber auch bei der Wahl der Sportart sollten Betroffene aufpassen. Sogenannte Funsportarten sind oft anstrengender, als man glauben mag und daher nicht zu unterschätzen. Aber auch das Wandern in höheren Lagen ist besonders belastend für ein krankes Herz. Durch die Höhenluft sowie den veränderten Sauerstoffgehalt kann es zu einer verminderten Sauerstoffversorgung einzelner Bereiche des Herzmuskels kommen. Deswegen empfiehlt der Spezialist: "Mittelgebirgslagen sind im Regelfall für Herzpatienten unproblematisch. Eine Höhe von mehr als 2 500 Metern ist für die meisten Betroffenen nicht zu empfehlen. Ratsam ist es, sich vorab beim Herzspezialisten oder Hausarzt durchchecken zu lassen. Wer bei einem Belastungs-EKG eine Leistung von 120 bis 150 Watt erreicht, kann normalerweise den Urlaub in den Bergen antreten.” Auch eine Pulsuhr kann helfen, eine Überlastung frühzeitig zu erkennen und das eigene Tempo und Pausen besser zu planen und so die Gefahr eines Herzinfarktes zu reduzieren.
Tipps
Wie so oft gilt auch hier: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Folgende Grundregeln sind bei Hitze zu beachten: Schatten aufsuchen; helle Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille tragen; Sonnenschutzmittel verwenden; Pausen einplanen; bei rotem Kopf, Übelkeit, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Muskelkrämpfen sofort aus der Sonne gehen und den Kopf mit feuchten Tüchern kühlen; bei Fieber einen Arzt oder Notarzt rufen.